Nachdem sie in Wimbledon ausgeschlossen waren, brillieren am US Open Spielerinnen und Spieler aus Russland und Belarus. Nicht von allen werden sie aber geliebt.
Nur in wenigen Sportarten dürfen Athleten aus Russland und Belarus noch mitmachen. Von den meisten Verbänden wurden sie wegen des Angriffskrieges gegen die Ukraine ausgeschlossen. Auch am US Open stehen sie unter neutraler Flagge im Einsatz – und das ausgesprochen erfolgreich.
Nicht weniger als acht Russen und Belarussen – je vier bei den Männern und Frauen – erreichten am US Open die zweite Woche. Das ist ein Viertel des jeweiligen Feldes. Drei von ihnen stehen sogar in den Viertelfinals: Karen Chatschanow, Andrej Rublew und Aryna Sabalenka. Dass ihre Situation ziemlich kompliziert ist, zeigt das Beispiel von Victoria Azarenka, die im Achtelfinal gegen die Bencic-Bezwingerin Karolina Pliskova ausschied.
Handschlag verweigert
Nach ihrem Zweitrunden-Sieg gegen Marta Kostjuk verweigerte ihr die Ukrainerin den üblichen Handschlag. Immerhin hatte sie die Weissrussin zuvor per SMS vorgewarnt. «Sie ist eine tolle Athletin», begründete Kostjuk ihre Aktion. «Aber das hat nichts mit ihr als Mensch zu tun.» Sie kenne persönlich keine Tennisspielerin aus Russland oder Belarus, die den Krieg und das Handeln ihrer Regierungen öffentlich verurteilt hätten. «Ich kann das nicht unterstützen, deshalb habe ich mich so entschieden.»
Azarenka steht besonders im Fokus, weil die ehemalige Weltnummer 1 und dreifache US-Open-Finalistin auch im Spielerrat der WTA sitzt. Sie wollte eigentlich bei einem Benefizanlass zugunsten der Ukraine gleich vor Turnierbeginn in New York dabei sein, wurde aber nach Widerstand von ukrainischen Spielerinnen wieder ausgeladen.
Sympathie reicht nicht
Azarenka wollte kein Öl ins Feuer giessen und meinte, es gebe Wichtigeres auf der Welt als ein verweigerter Handschlag. Ihre Gefühle seien dabei nicht wichtig. Sie betonte aber, sie habe immer ein offenes Ohr und versuche den Ukrainerinnen ihr Verständnis und ihre Sympathie zu vermitteln. Das reicht in der aktuellen Situation aber offensichtlich nicht. Die Betroffenen würden sich ein klareres und vor allem öffentliches Statement wünschen.