Seit einer Dekade gehört Robin Haase zu den besten Hundert Tennisspielern der Welt. Doch der Niederländer machte in den letzten Jahren aufgrund eines Mordfalls eine schwere Zeit durch, die ihn auch sportlich sehr belastete.
Der 33-Jährige öffnet in einem Beitrag auf dem lesenswerten Tennisblog «Behind the Raquet» sein Herz. «Mein ehemaliger Trainer wurde 2016 für den Mord an einem Freund von mir verurteilt. Er ist immer noch im Gefängnis.»
Haases Landsmann Mark de Jong hat seinen Freund, den Geschäftsmann und Millionär Koen Everink, erstochen. Der offenbar spielsüchtige De Jong hatte bei Everink angeblich mehrere Tausend Euro Schulden, als ihn dieser damit konfrontierte – und dafür mit dem Leben zahlte.
Bei der Verhaftung war Haase unfreiwilliger Zeuge: Im März 2016 sassen Trainer und Spieler im Flieger von Miami nach Amsterdam. Letzterer vorne in der Business-, der Betreuer hinten in der Economyklasse. Haase stieg früher aus, holte sein Gepäck. De Jong aber kam nicht. Von Polizisten war er am Gate in Gewahrsam genommen worden.
«Wie in einem seltsamen, schlechten Film»
«Mit dieser Situation umzugehen, war wie in einem seltsamen, schlechten Film. Es war sehr hart, mit der Presse umzugehen. Ich hatte nichts mit der Situation zu tun, aber in jedem Artikel wurde mein Name in den Schlagzeilen verwendet», so Haase. Er sei in den Mittelpunkt der Geschichte gestellt worden, weil die Presse damit mehr Nachrichten habe verkaufen können. Dies habe sich darum bis fast zwei Jahre nach dem Mord so hingezogen.
«Während dieser Zeit verliess ich zwei Wochen lang nicht mein Haus. Dann ging ich zum Mittagessen raus und die Leute erkannten mich, also ging ich mit gesenktem Kopf. Es war mir fast peinlich, dort zu sein, weil ich nicht wusste, ob sie mich vom Tennisplatz oder aus der Presse vom Mord kannten.»
Leistungen gingen runter – doch Haase will nicht aufgeben
«Ich habe immer gerne Tennis gespielt, aber in dieser Zeit wollte ich nicht auf dem Platz stehen. Bei meiner Rückkehr konnte ich mich nicht konzentrieren und habe verloren. Dann sass ich in der Umkleidekabine und fing an zu weinen wie ein kleiner Junge. Ich hatte meine Emotionen viele Wochen lang unterdrückt», gesteht er.
Wegen der Geschichte hat der Holländer fast vier Monate nicht auf der Tour gespielt, ehe sich die Sache langsam legte und er sich wieder auf sein Spiel konzentrieren konnte. In den letzten Jahren verlor Haase etwas den Anschluss und ist mittlerweile auf Platz 170 der Weltrangliste zurückgefallen. Dies hat aus seiner Sicht vor allem mit einem Schlägerwechsel vor drei Jahren zu tun gehabt. Jetzt habe er aber wieder mehr Vertrauen. Haase strebt eine Rückkehr in die Top 100 an, wo der zweifache Turniersieger fast seine ganze Karriere zugehörig war.
Der Routinier, der sonst «viel Glück im Leben» hatte, gibt sich optimistisch: «Ich schaue immer auf mein Tennis und finde Dinge, die ich verbessern kann, damit ich ein Prozent besser werden kann.» Denn eine Sache hat er gelernt: «Die Konkurrenz ist einfach lächerlich. Wenn man nicht an der Spitze seines Spiels steht, hat man gegen viele Spieler keine Chance.»