Die Schweizer Tennis-Legende Roger Federer sprach in einem Interview über Selbstgespräche, die Freude an seinem Beruf und über Michael Jordan.
Der für viele Grösste aller Zeiten (GOAT) im Tennissport hat natürlich auch mal – im wahrsten Sinne des Wortes – klein angefangen. «Als ich mit 14 Jahren auf das Schweizer Leistungszentrum gegangen bin, war ich noch jung und klein», verrät der 20-malige Grand-Slam-Champion dem «Zeitmagazin» (kostenpflichtig).
Erst als er gewachsen sei, habe er auf einmal mit Profispielern mithalten können – heute misst er 1,85 Meter, seine Grösse habe ihn stärker gemacht. «Ich konnte bei den Herren reinschnuppern, habe im Training Sätze gewonnen und gesehen: So weit weg bin ich nicht», erzählt der 38-Jährige.
«The Last Dance» noch nicht geschaut
Schon immer habe er Selbstgespräche während seiner Spiele geführt. «Man muss manchmal mit sich selber reden, um sich abzulenken, um sich neu zu konzentrieren. Manchmal muss man hart mit sich selbst ins Gericht gehen.» Tennis sei die einsamste Sportart, so der laut dem Wirtschaftsmagazin «Forbes» aktuell bestverdienende Sportler.
Als Teenager hiessen seine Idole Boris Becker, Stefan Edberg und Michael Jordan. Die viel diskutierte Doku «The Last Dance» über den US-Basketballer habe er aber «noch nicht» gesehen. Er habe sich auch schon selber überlegt, ob er eine Fernsehcrew dabeihaben wolle, die dokumentieren würde. Natürlich sei dies mit der Familie etwas schwierig. Und er brauche wohl nicht noch mehr Leute in seinem Leben, die immer um ihn herum seien, so Federer.
«Man verblüfft sich ja immer wieder selbst»
Praktisch ewig ist auch Rafael Nadal in seinem Leben. Aus seinem Erzrivale ist mittlerweile auch ein Freund geworden. «Er war am Anfang sehr scheu», meint Federer über Nadal. «Auf dem Platz war er aggressiv und stark, aber ausserhalb extrem scheu. Dann kam natürlich Rivalität auf, das ist auch gut so, das hat ja uns allen gefallen, auch wenn es manchmal nicht einfach war. Wir hatten unsere Probleme, aber zum Schluss wussten wir immer, wer wir sind, dass man mit Anstand verliert und den Sport gut repräsentiert.»
Er vermisse das Tennis und das Ganze rundherum. «Ich werde das auch vermissen, wenn ich aufgehört habe», gesteht er. Auf die Frage, was ihm am meisten Spass beim Tennis mache, antwortet der «Maestro»: «Wenn Ballgefühl dabei ist und nicht brachiale Gewalt, das gibt mir am meisten Genugtuung. Man verblüfft sich ja immer wieder selbst. Man trainiert sehr, sehr hart. Es passieren manchmal unglaubliche Dinge in den Matches.»
Manchmal denke er, dass er einen bestimmten Schlag genauso spielen wollte, dann freue er sich, «aber es gibt auch viele Bälle, da denken die Leute, das war unglaubliches Können, dabei war es totales Glück». Am besten finde er es, wenn er sich selbst überrasche. «Wenn es richtig gut läuft, denke ich manchmal: ‹Wow, so einen Schlag hast du noch nie hingezaubert.›»