Während die ersten Tennis-Spieler nach der 14-tägigen Hotelquarantäne endlich die Freiheit geniessen können, müssen einige noch länger ausharren. Ein Test für die angespannten Nerven – den nicht alle Profis bestehen.
Am Donnerstagabend Lokalzeit durften die ersten Spieler ihre Unterkünfte in Melbourne verlassen, in denen sie die letzten 14 Tage in Selbstisolation verbringen mussten. Die Bedingungen waren dabei für die Tennis-Cracks höchst unterschiedlich. Die Top-Stars logierten in Adelaide und dürften dank ihres privilegierten Sonderstatus die «Quarantäne-Light» (fünf Stunden pro Tag ausserhalb der Hotelanlage) unbeschadet überstanden haben.
Auch in Melbourne gab es eine Zwei-Klassengesellschaft. Weil es auf einigen Charterflügen nach Australien positive Corona-Fälle gegeben hatte, mussten 72 Profis – darunter Belinda Bencic und Henri Laaksonen – und Betreuer in strikte Isolation und durften ihre Hotelzimmer nicht verlassen, während ihre Mitstreiter (immerhin) fleissig trainieren durften.
Sandgren profiliert sich als Wutbürger
Auch beim Gang in die Freiheit besteht keine einheitliche Linie. Da die Flüge nicht alle gleichzeitig in Melbourne ankamen, haben die einzelnen Spieler zu unterschiedlichen Zeiten ihre Quarantäne-Pflicht beendet. Zusätzlich stellen die lokalen Behörden sowie die Turnierleitung sicher, dass alles gemäss den Vorgaben abläuft. So müssen die Daten jeder Person individuell geprüft werden, bevor man sie «entlassen» kann, was natürlich viel administrativen Aufwand beschert. So droht vielen Spielern ein Tag zusätzliche Quarantäne.
Zu den «Pechvögeln», die eine Zusatzschlaufe in Kauf nehmen müssen, gehört auch Tennys Sandgren. Der Amerikaner, der trotz eines positiven Corona-Tests nach Australien einreisen durfte (und damit für viel Unmut sorgte), liess via Instagram-Story seinen Frust ab: «Ich habe gerade herausgefunden, dass wir den Raum bis morgen um Mitternacht nicht verlassen können», erzählt Sandgren, während er auf einem Heimtrainer in die Pedalen tritt.
«Das bedeutet, dass wir 15 Tage in diesem Raum verbringen werden. Es ist auch ein weiterer Tag, an dem wir nicht trainieren können. Wir spielen Samstag, Sonntag, Montag und haben am Dienstag ein Match. Ein Tennismatch in einem Wettbewerb. Inklusive Reisen 16 Tage frei, drei Tage Bälle schlagen, Tennismatch», ärgert sich der 29-Jährige, der wegen seiner kontroversen Ansichten für viele Fans (und Berufskollegen) ein rotes Tuch auf der Tennis-Tour ist. Sandgrens ironisches Fazit, welches er mit aufgerissenen Augen in die Kamera schreit: «Ich bin Tennis Australia, und ich bin so cooool.»
Sandgren scheiterte letztes Jahr bei den Australian Open erst im Viertelfinal. Seinem Gegner Roger Federer gelang damals – genau heute vor einem Jahr – das Kunststück, gleich sieben Matchbälle abzuwehren (Video unten). Die Australian Open 2021 sollen am 8. Februar beginnen.