«Viel zu peinlich» Zverev hat sich lange wegen Diabetes geschämt 

DPA/SB10

8.8.2022

Alexander Zverev gründete die Stiftung «Aufschlag gegen Diabetes».
Alexander Zverev gründete die Stiftung «Aufschlag gegen Diabetes».
Bild: Getty

Tennis-Olympiasieger Alexander Zverev hat sich lange Zeit wegen seiner Diabetes-Erkrankung geschämt. 

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Schon als Kind habe er viele schlechte Erfahrungen gemacht, berichtete Zverev in einem Interview der französischen Sportzeitung «L'Equipe». Auch zu Beginn seiner Karriere mit 17, 18 Jahren habe er die Krankheit geleugnet.

«Am Anfang habe ich mich sogar versteckt, um mir Insulin zu spritzen. Das habe ich auf den Toiletten gemacht. Als ich anfing, Mädchen zu treffen, war es unmöglich, mit ihnen darüber zu sprechen. Es war mir viel zu peinlich, das Thema anzusprechen», sagte Zverev, der seine Erkrankung vor wenigen Tagen öffentlich gemacht und dabei die Gründung seiner Stiftung «Alexander Zverev Foundation – Aufschlag gegen Diabetes» bekannt gegeben hatte.



«Kindheitstrauma nie wirklich losgeworden»

Mit dreieinhalb Jahren wurde bei ihm Diabetes Typ 1 festgestellt. Als Kind habe er viele schlechte Erfahrungen gemacht. Einmal sei seine Ausrüstung und sein Insulin gestohlen worden. Er habe es draussen auf dem Boden kaputt wiedergefunden. «Ich bin dieses Kindheitstrauma nie wirklich losgeworden, es ist immer noch im Hinterkopf», so Zverev. Auch bei Geburtstagsfeiern sei es ihm mitunter untersagt worden, Kuchen zu essen.

Die Ärzte hätten ihm im Kindesalter gesagt, dass er mit dieser Krankheit keinen Spitzensport betreiben könne. «Ich glaube, dass ich heute sagen kann, dass sie falsch lagen. Mit dieser Stiftung möchte ich Eltern und Kindern auf der ganzen Welt die Botschaft senden, dass es keine Grenzen gibt, ausser denen, die man sich selbst auferlegt», betonte der 25-Jährige, der derzeit nach seiner schweren Bänderverletzung (am 3. Juni knickte er im Halbfinal der French Open gegen Rafael Nadal um und riss sich alle drei seitlichen Bänder im rechten Sprunggelenk) an seinem Comeback arbeitet.

Probleme, seinen Sport auszuüben, habe er nicht. Das Blutzuckermessgerät habe er immer in der Tennistasche. Einen grossen Nachteil sieht Zverev nicht. «Es ist eine weitere Sache zu bewältigen, aber wenn ich verliere, ist es meine Schuld. Punkt. Ich will Diabetes nicht als Entschuldigung fürs Verlieren benutzen», sagte der Weltranglistenzweite.

Wieder auf dem Tennisplatz – US-Open aber «noch weit weg»

Zverev schlägt nach der langen Zwangspause wieder die ersten Bälle. Aber noch «sehr, sehr vorsichtig». Er hält fest: «Ich bin froh. Erstens wie ich gespielt habe, das war sehr überraschend nach über zwei Monaten und zweitens, dass ich wirklich gar keine Schmerzen habe», sagte der 25-Jährige nach seinem ersten leichten Training am Samstag den Fernsehsendern RTL und ntv. «Klar habe ich mich sehr vorsichtig bewegt, habe noch keinen Druck aufgebaut auf meinen Fuss – aber jetzt können wir weiterschauen.»

Die US-Open ab 29. August werden aber wohl ohne ihn stattfinden. «Das ist noch zu früh. Ich habe jetzt zum ersten Mal Tennis gespielt, sehr, sehr vorsichtig. Aber um bei einem Grand Slam zu spielen, ist es noch weit weg. Mal schauen, wie das funktionieren wird», sagte Zverev. Er hofft eher auf den Davis Cup in seiner Heimatstadt Hamburg Mitte September: «Klar, da hoffe ich mal, dass ich zu 100 Prozent fit bin.»