Die Stiftung Swiss Sport Integrity blickt auf ein intensives Geschäftsjahr zurück. Die Anlaufstelle für mögliche Ethikverstösse oder Missstände im Sport wird im zweiten Jahr noch reger genutzt.
374 Meldungen und damit 110 mehr als im Vorjahr gingen 2023 bei der unabhängigen Melde- und Untersuchungsstelle ein. «Nicht jede Meldung ist jedoch gleichbedeutend mit einem Ethikverstoss», hält Ernst König, der Direktor von Swiss Sport Integrity, gegenüber Keystone-SDA fest. Der Anstieg hänge damit zusammen, «dass die Akteure im Schweizer Sport Vertrauen in uns als unabhängige Meldestelle gefasst haben», vermutet König. Andererseits sei die Gesellschaft gegenüber solchen Themen sensibler geworden. «Man spricht die Dinge an. Das ist gut und wichtig.»
In neun Fällen hat man 2023 vorsorgliche Massnahmen erlassen, wie aus einem Schreiben von Swiss Sport Integrity anlässlich der Jahres-Medienkonferenz am Mittwoch in Bern hervorgeht. Drei Berichte zu Missständen landeten bei Swiss Olympic, und zwölf Untersuchungsberichte wurden an die Disziplinarkammer des Schweizer Sports (DK) weitergeleitet, die bis Ende des Jahres drei Urteile fällte.
Mehr Aufwand und Kosten
Die gemeldeten Sachverhalte reichen von organisatorischen Missständen über Diskriminierung bis hin zu psychischen, physischen und sexuellen Grenzüberschreitungen. Die Anzahl Meldungen, die in diesem Kontext oftmals notwendige Aufklärungsarbeit sowie die Komplexität der Verfahren stellen für die Stiftung weiterhin eine grosse Herausforderung dar.
Die steigenden Aufwände führten zu einem erhöhten Bedarf an externer Expertise und Unterstützung und damit zwangsläufig zu mehr Kosten. So wurde das Budget im vergangenen Berichtsjahr um über 360’000 Franken überschritten. Dank den zugesicherten zusätzlichen Finanzmitteln durch die Geldgeber BASPO und Swiss Olympic sollen in Zukunft der steigende Personalbedarf sowie externe Expertise finanziert und die Prozesse optimiert werden, hält Swiss Sport Integrity fest.
Höchstwert auch bei Dopingkontrollen
Auch im angestammten Bereich der Dopingbekämpfung verzeichnete die Stiftung, die bis vor zwei Jahren noch Antidoping Schweiz hiess, Höchstwerte. Die Anzahl der Dopingkontrollen erhöhte sich auf den Rekordwert von 2712, davon wurden 1806 ausserhalb des Wettkampfs durchgeführt. Fünf Sperren wegen Dopingverstössen wurden ausgesprochen.
Ebenfalls weiter ansteigend ist die Anzahl der Sicherstellungen von verbotenen Substanzen. 1462 Mal und damit über 300 Mal mehr als im Vorjahr geschah dies 2023. In 25 Fällen konnten die importierenden Personen den privatrechtlichen Anti-Doping-Bestimmungen unterstellt und entsprechend disziplinarrechtlich weiterverfolgt werden.