Nach der definitiven Absage der nationalen Beach Tour ist klar, dass die Schweizer Beachvolleyballer in diesem Sommer keine Ernstkämpfe bestreiten werden. Es ist Chance und Herausforderung.
Von Sommer ist an diesem Freitagmorgen im Berner Weissenbühl-Quartier nicht viel zu spüren. Die Temperaturen sind tief, immerhin regnet es nicht. Das Wetter passt aber zu diesem Sommer, der für die Beachvolleyballer im übertragenen Sinn ins Wasser fällt. Der Verband kreierte mit den FridayChallenges, von denen die letzte diese Woche stattfand, eine interne Turnierserie, um den Kaderteams wenigstens ein bisschen Wettkampfpraxis und Internet-Präsenz zu verschaffen.
Neben den finanziellen Einbussen sind es vor allem die fehlenden Wettkämpfe, die den Spitzensportlern zu schaffen machen. «Es ist sehr schade», meint Adrian Heidrich vom besten Schweizer Männerduo Heidrich/Gerson und schüttelt den Kopf. Er hatte wenigstens auf die Durchführung der nationalen Beach Tour gehofft, die Vorgaben bei der Corona-Bekämpfung waren aber für diese Anlässe mit Gratiseintritten und ohne feste Sitzplätze nicht umsetzbar. Nun heisst es stattdessen Training und Selbstdisziplin.
Zwei unterschiedliche Spielertypen
Im Wesentlichen gibt es zwei Kategorien von Spielertypen. Der eine lebt vor allem für den Wettkampf und motiviert sich mit konkreten Zielen vor Augen. Diese – an vorderster Stelle natürlich die Olympischen Spiele – sind nun alle weggefallen. Der zweite Typ sieht das Training nicht nur als Mittel zum Zweck, sondern findet auch Freude daran, an konkreten Sachen zu arbeiten. «Ich gehöre eher zur ersten Kategorie», sagt Anouk Vergé-Dépré lachend. «Es fällt mir viel leichter, wenn ich das Training mit einem Wettkampf verbinden kann. Das macht unendlich viel mehr Spass.» Sie habe sich schon etwas umstellen müssen.
Ihre Partnerin Joana Heidrich zählt sich hingegen zur zweiten Kategorie. «Ich arbeite gerne im Training an gewissen Sachen.» Das sehen auch Nina Betschart und Tanja Hüberli so, das zweite Schweizer Frauenduo auf Weltklasse-Niveau. «Wir haben eine coole Stimmung im Training und können nochmals einen Schritt nach vorne machen», erklärt Hüberli. Und Betschart ergänzt: «Wir haben einen mega guten Weg gefunden und einen genauen Plan im Kopf. Ich habe das Gefühl, wir können noch so viel besser machen.»
Dieser Plan im Kopf ist auch für Sebastian Beck, den Cheftrainer der Schweizer Frauen und künftigen Leiter Beachvolleyball beim nationalen Verband, von entscheidender Bedeutung. «Es braucht einen klaren Fahrplan, wo man steht und wo man hin will.» Er sieht in der aktuellen langen Turnierpause deshalb vor allem auch eine Chance «für die Nationen, die bereit sind, die Herausforderung anzunehmen und aus ihrer Komfortzone herauszukommen». Die Schweizer fühlen sich dafür gut gerüstet.
Das gilt nicht zuletzt für die um ein Jahr verschobenen Spiele in Tokio. Alle sind überzeugt, dass sie in einem Jahr (noch) besser sein werden. Dann auch wieder mit richtigem Sommer-Feeling.