Das Ineos Team UK sorgt am ersten Tag des Prada Cup für eine faustdicke Überraschung. Die als Aussenseiter gehandelten Briten bezwingen vor Auckland sowohl die USA als auch Italien.
Beim Prada Cup wird der Gegner ermittelt, der ab dem 6. März den Titelverteidiger Team New Zealand im Kampf um den 36. America's Cup herausfordert. Mit den USA (American Magic), Grossbritannien (Ineos Team UK) und Italien (Luna Rossa) steigen diesmal nur drei Nationen in die Ausmarchung.
Das maximale Programm sieht sechs Round-Robin-, vier Halbfinal- und sieben Finaltage vor. American Magic wurde im Vorfeld als der gefährlichste Herausforderer eingestuft, einen Tick besser als Luna Rossa. Der Jacht Ineos Team UK hingegen gaben die Kritiker nach den Testrennen den Übernamen «Die lahmste der lahmen Enten».
Die zwei Rennen am ersten Regatta-Tag gewannen die Briten mit 1:20 Minuten Vorsprung auf die USA und deren 28 Sekunden auf die Italiener. «Es ist ein bisschen besser, als wenn wir ständig verlieren», scherzte die britische Segellegende Ben Ainslie, der viermal Gold und einmal Silber bei fünf Olympiateilnahmen gewann.
Wie einst Alinghi?
Der bald 44-Jährige King Ben will nun vollbringen, was die Schweiz dank Alinghi bereits geschafft hat. Grossbritannien ist sehr stolz auf seine maritime Geschichte und hat in dieser Sportart so ziemlich alles gewonnen. Aber der America's Cup fehlt noch. «Uns juckt es schon seit 170 Jahren. Das ist es, was uns am Laufen hält», sagt Skipper Ainslie zur laufenden Kampagne.
Das Schweizer Team Alinghi um Ernesto Bertarelli zeigte nie ernsthaftes Interesse an einer Teilnahme. «Dieser America's Cup ist kein Wettkampf für Segler, sondern ein Wettkampf für Designer», sagte der Milliardär 2018 gegenüber der Fachzeitschrift «marina.ch». Der kommende Event sei eine sehr teure Übung. Für den Moment habe er kein Interesse, Geld in ein Boot zu stecken, das noch so viele Unwägbarkeiten aufwiese. «Ich investiere lieber Geld in junge Segler und die Segelszene Schweiz», fügte er an.
High-Tech-Geschosse
Nach jahrelanger theoretischer Arbeit, die über den Wellen schwebende Einrumpfboote hervorgebracht hat, galt es in der Nacht zum Freitag im Formel-1-Sport auf dem Wasser erstmals ernst. 22,7 Meter lang, 6,5 Tonnen schwer, 26,5 m hoch und bis zu 90 Stundenkilometer schnell lauten die Eckdaten der fliegenden High-Tech-Geschosse.
Die Abkehr von Katamaranen nach dem 35. America’s Cup führte nicht zu einer Rückkehr zum traditionellen Segeln. Die neuen Raketen sind Lichtjahre von den eleganten Segelschiffen entfernt, sorgen aber auch für mehr Spektakel. Tragflügel an seitlich montierten Schwertern oder am Kiel hieven dem Rumpf vollständig aus dem Wasser – selbst bei Wende und Halse. Der US-Skipper Andrew Campbell betitelt seine Aufgabe deshalb als «Flight Controller.»
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