Zürich
Pablo Brägger und Oliver Hegi gingen an den Weltmeisterschaften in Montreal im Reckfinal leer aus. Den beiden Schweizern gelang ihre Übung jeweils nicht nach Wunsch, womit sie ihre Medaillenträume begraben mussten. Gold holte sich der Kroate Tin Srbic.
Das Beste hatte sich aus Schweizer Sicht zum Schluss angekündigt. Eine spektakuläre Flugshow am Reck zum Abschluss der Titelkämpfe in der ausverkauften Halle im Olympiastadion der Metropole der kanadischen Provinz Québec mit zwei Schweizer Athleten in den Hauptrollen. Etwas, das es für den STV seit der Generation um Jack Günthard und Sepp Stalder in den Fünfzigerjahren nicht mehr gegeben hatte.
Doch anstatt des erhofften Triumphs und der ersten WM-Medaille eines Schweizers seit 1999 in Tanjin setzte es für die beiden Schweizer Luftakrobaten eine Enttäuschung ab. Im Gegensatz zu den Europameisterschaften im Frühjahr in Cluj-Napoca, wo sie magistral geturnt und Gold und Silber gewonnen hatten, gelang Brägger und Hegi der finale Auftritt vor 11'000 Zuschauern nicht nach Wunsch.
Europameister Brägger, der als Zweiter an der Reihe war, wurde ein Durchschub-Element mit halber Drehung zum Verhängnis, nachdem ihm die ersten vier Flugelemente seiner Übung tadellos geglückt waren. Der Fehler, den er sich nicht erklären konnte, kostete ihm einen halben Punkt und damit die Medaille.
Am Ende resultierte für den Ostschweizer der undankbare 4. Rang. Er könne trotzdem mit dem Erreichten zufrieden sein, nachdem er eine gute Stunde vor seinem Auftritt am Reck in seinem ersten WM-Gerätefinal überhaupt den guten 6. Platz am Barren belegt hatte. "Eine Medaille am Reck wäre das I-Tüpfelchen gewesen."
Im Gegensatz zu Brägger missglückte dem EM-Zweiten Hegi die Übung am Reck komplett, auch wenn der Aargauer einen Sturz vermeiden konnte. "Bereits nach dem ersten Element spürte ich, dass heute nicht mein Tag ist", sagte der WM-Siebte von 2015, der sich diesmal mit Rang 8 begnügen musste.
Brägger und Hegi waren nicht die Einzigen, welche nicht ohne Makel durch ihre Übung kamen. Für die Show-Einlage des Tages sorgte Epke Zonderland, der nach einem Kovacs-Salto die Stange nur mit einer Hand zu greifen bekam, die Übung aber ohne Sturz fortzusetzen vermochte und noch Silber gewann. Der Kubaner Randy Leru vergab die sichere Medaille nach einer fast perfekten Übung mit einem Sturz bei der Landung. Und der Japaner Hidetaka Miyachi liess sich bei seiner Flugshow trotz eines Sturzes nicht stoppen und zeigte mit einem sogenannten "I-Element" die höchste Schwierigkeit überhaupt.
Gold holte der Kroate Tin Srbic. Der Qualifikationszweite war als Einziger ohne Schnitzer durch sein Programm gekommen und gewann verdient Gold. Den WM-Titel am Barren holte der erst 19-jährige Chinese Zou Jingyuan. Der ukrainische Olympiasieger Oleg Wernjajew rehabilitierte sich mit Silber für seine zuvor mässigen Auftritte in Montreal.
Positive Schweizer Bilanz
Trotz der leisen Enttäuschung zum Abschluss der Titelkämpfe darf die Schweizer Männerriege mit ihrem Auftritt in Montreal zufrieden sein. Fünf Finalplätze, drei davon in Gerätefinals, sowie mit Platz 12 von Brägger das beste Mehrkampf-Ergebnis an Weltmeisterschaften seit Urzeiten sind eine gute Ausbeute. Nationaltrainer Benjamin Fluck hatte vor der WM gefordert, dass sich seine Athleten auch auf internationalem Niveau durchsetzen und einen Namen schaffen. Mit dem Einzug in den Reckfinal bestätigten Brägger und Hegi ihre EM-Erfolge vom Frühjahr und machten den geforderten Schritt.
Medaillen seien auf diesem Niveau nicht planbar, sagte Felix Stingelin. "Mit fünf Finalplätzen haben wird aber das Maximum an Finals herausgeholt." Für den Chef Spitzensport im Schweizerischen Turnverband sind sie ein weiterer Beweis dafür, dass die Erfolge der letzten Jahre kein Zufall waren. Diese seien auch ein Resultat des Systems, das sie konsequent über Jahre aufgebaut und verfolgt hätten und an denen auch viele Leute in den regionale Leistungszentren, welche die Aufbauarbeit leisten würden, ihren Anteil hätten.
Zurück zur Startseite