Zürich
Pablo Brägger bestätigte an den Weltmeisterschaften in Montreal im Mehrkampffinal seine ausgezeichnete Form. Trotz eines Sturzes am Barren sorgte er als Zwölfter für das beste WM-Ergebnis eines Schweizers seit 67 Jahren. Am Sonntag folgt der Reck- und Barrenfinal.
Es sind aufregende Tage für den Schweizerischen Turnverband in Montreal. Sieben Finalplätze an einer WM, das geglückte Comeback von Giulia Steingruber auf internationaler Bühne, das beste WM-Ergebnis eines Schweizer Mehrkämpfers seit Urzeiten - und der Höhepunkt folgt erst noch. Die Chancen in den Gerätefinals vom Wochenende auf die erste WM-Medaille seit 2009 und Ariella Kaeslins Silber am Sprung sind intakt.
Die Ausgangslage ist vielversprechend, vor allem am Reck. Als Zweiter und Vierter der Qualifikation treten Pablo Brägger und Oliver Hegi zum Final an, als einzige Nation stellt die Schweiz am Königsgerät mit dem Gold- und Silbermedaillengewinner der Europameisterschaften in Cluj-Napoca zwei Finalisten. Keiner turnte schwieriger als Brägger, nur der Russe David Beljawski turnte schöner als Hegi. "Sie haben gute Chancen, eine Medaille zu machen", ist Felix Stingelin, der Chef Spitzensport des STV, überzeugt.
Brägger untermauerte im Mehrkampffinal, dass seine Form stimmt - trotz einer leichten Erkältung, mit der er und seine Teamkollegen in den letzten Tagen zu kämpfen hatten. "Fünf von sechs Geräten sind mir sehr gut gelungen." Am Reck erhielt er sogar eine noch leicht höhere Wertung als in der Qualifikation. "Das gibt Selbstvertrauen für den Final am Sonntag. Es zeigt, dass ich mich an die Umstände hier gewöhnt und die Übung drauf habe." Der 24-Jährige aus Oberbüren ist sich der verheissungsvollen Ausgangslage bewusst. "Sich auf die Rangierung zu fokussieren und versuchen, den zweiten Rang der Qualifikation zu bestätigen, bringt aber nichts. Damit macht man sich nur kaputt."
Zu seinem ersten Auftritt in einem WM-Gerätefinal kommt Brägger bereits eine gute Stunde vor dem abschliessenden Showdown am Reck. Am Barren tritt er als Achter der Qualifikation allerdings nur als krasser Aussenseiter auf die Medaillen an. "Ich kann nur gewinnen." Die Hauptprobe im Mehrkampffinal missglückte ihm, der Sturz kostete ihn einen Platz in den Top Ten. Brägger hofft, dass er bis am Sonntag wieder topfit ist. "Erholung, Erholung, Erholung", gab er als Motto für die beiden wettkampffreien Tage aus.
Das Gefühl, in einem WM-Gerätefinal zu stehen, kennt Oliver Hegi. Der Aargauer qualifizierte sich bereits 2015 für den Reckfinal, in dem nach einem Sturz nur 7. Rang resultierte. "Nun versuche ich ruhig zu bleiben, das ist mir in Glasgow leider nicht gelungen", so Hegi. Daran denken, was möglich ist, will er nicht. "Ich konzentriere mich auf meine Übung." Über die guten Klassierungen von ihm und Brägger im Vorkampf zeigte er sich überrascht. Einige der Medaillenanwärter wie Kohei Uchimura, Andreas Brettschneider, Sam Mikulak, Lin Chaopan oder Manrique Larduet waren bereits in der Qualifikation auf der Strecke geblieben. Das Reck verzeiht keine Fehler.
Fehlende Form bei Yusof
Im Gegensatz zu Brägger und Hegi sind für Eddy Yusof die Titelkämpfe in Montreal bereits zu Ende. Dem Zürcher Unterländer gelang auch der zweite Einsatz in der Olympiastadt von 1976 nicht nach Wunsch. Seinen ersten Mehrkampffinal an einer WM beendete der Olympia-Zwölfte von Rio nach Stürzen am Sprung und am Pauschenpferd auf Platz 19.
"Ich bin froh, dass es vorbei ist", sagte der Schweizer Meister. Für einmal stimmte bei Yusof die Steuerung der Formkurve nicht. Während er in der Vorbereitung und in den internen Qualifikationswettkämpfen überzeugt hatte, schaffte er es in Montreal nicht, seine beste Leistung abzurufen. Zu allem Überfluss hatte er sich am Tag vor dem Final auch noch den Fuss leicht übertreten.
Yusof freute sich, dass nun eine längere Phase ohne Titelkämpfe ansteht. Die Europameisterschaften 2018 finden erst im August statt. Es folgt im Training eine Phase des Kreierens, Lernens und Entwickelns von Elementen an den einzelnen Geräten. Und dabei sollen der Spass und das Spielerische wieder vermehrt im Vordergrund stehen.
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