Der vierfache Tour-de-France-Sieger Chris Froome ist im September an der Vuelta positiv auf das Asthmamittel Salbutamol getestet worden. Nun muss sich der Brite erklären. Ihm droht eine Sperre und die Aberkennung des Vuelta-Triumphs.
Nach der 18. Etappe der diesjährigen Spanien-Rundfahrt ist im Urin des Briten der zu hohe Wert des Asthmamittels aufgefallen, wie der Rad-Weltverband UCI mitteilte. Die B-Probe hat das Ergebnis bestätigt. Die auffällige Probe Froomes bedeutet aber keine provisorische Sperre für den Briten. Der 32-Jährige muss aber erklären, warum der Grenzwert überschritten wurde.
Salbutamol fördert Regeneration
Gemäss dem Reglement der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA ist ein Niveau von 1000 Nanogramm pro Milliliter (ng/ml) zulässig. In Froomes Urinprobe fiel der Wert jedoch doppelt so hoch aus. "In grossen Mengen eingenommen, wirkt Salbutamol als Anabolikum, das eine positive Wirkung auf die Regeneration hat", erklärte der renommierte Schweizer Sportarzt Walter O. Frey gegenüber SRF.
Pikant: Am Tag vor der positiven Dopingprobe hatte Froome in der schweren Bergetappe auf den Los Machucos fast zwei Minuten auf den Tagessieger und ebenfalls beachtlich Zeit auf seine direkten Konkurrenten Vincenzo Nibali und Alberto Contador verloren. Froome und sein Team hätten sich laut dem Doping-geständigen Ex-Profi Michael Rasmussen wohl deshalb für "eine kleine Extra-Dosis Salbutamol" entschieden. Das twitterte der Däne, der 2007 wegen Dopingverdachts im Gelben Trikot von der Tour ausgeschlossen wurde.
Froome und Sky in Abwehrstellung
Froome bestätigte in einem Communiqué seines Teams Sky die Probe und verwies auf seine Asthma-Erkrankung: "Es ist bekannt, dass ich an Asthma leide, und ich kenne die Regeln sehr genau. Ich benutze einen Inhalator, um meine Symptome zu behandeln, und ich weiss, dass ich jeden Tag getestet werde, wenn ich das Trikot des Führenden trage."
"Die Auffälligkeiten bedeuten nicht, dass Chris die Regeln gebrochen hat", schrieb Sky in der Mitteilung. Es gebe "komplexe medizinische und physiologische Probleme, die den Stoffwechsel und die Ausscheidung von Salbutamol beeinflussen könnten", liess Teamchef Dave Brailsford verlauten.
"Da mein Asthma immer schlimmer wurde im Verlauf der Vuelta, habe ich auf Anraten des Teamarztes die Dosis erhöht. Wie immer habe ich jedoch grössten Wert darauf gelegt, die erlaubte Dosis nicht zu überschreiten", erklärte sich Froome, der bereits am 20. September über das positive Ergebnis der Probe informiert worden war. Genau an diesem Tag sicherte er sich an der Strassen-WM im norwegischen Bergen Bronze im Einzelzeitfahren, drei Tage zuvor wurde er im Mannschaftszeitfahren ebenfalls WM-Dritter.
Dopingfall oder nicht?
Obwohl die B-Probe das positive Ergebnis der A-Probe bestätigte, gibt es in den Bestimmungen der WADA eine Ausnahme. Weil die Einnahme von Salbutamol zu einer gewissen Dosis erlaubt ist, gibt die WADA dem Athleten bei einer höheren Dosierung die Chance, sich zu erklären.
Findet Froome keine zufriedenstellende Antwort auf den erhöhten Wert, könnten ihm die Aberkennung des Vuelta-Sieges und eine Sperre drohen. Dies könnte seine angekündigten Starts beim Giro d'Italia (ab 4. Mai) oder bei der Tour de France (ab 7. Juli) gefährden. Die UCI wollte sich zum laufenden Verfahren nicht weiter äussern. In einem vergleichbaren Fall war der ehemalige italienische Sprintstar Alessandro Petacchi 2008 für zehn Monate gesperrt worden.
Chris Froome war in den vergangenen Jahren bei grossen Rundfahrten das Mass aller Dinge. 2017 hat der in Kenia geborene Brite mit dem Sieg an der Tour de France und der Vuelta Historisches geschafft. Das Double in Frankreich und Spanien im gleichen Jahr war vor ihm nur den Franzosen Jacques Anquetil (1963) und Bernard Hinault (1978) gelungen.
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