Tour de Suisse Das Team Tudor setzt bei der Heimrundfahrt auf Yannis Voisard

voe, sda

14.6.2023 - 06:01

Das Schweizer Profi-Team Tudor Pro Cycling misst der Förderung einheimischer Athleten viel Gewicht bei. Fahrer wie Yannis Voisard (24) erhalten die nötige Zeit, um sich der Weltspitze zu nähern.

Keystone-SDA, voe, sda

Der Leistungsausweis von Yannis Voisard ist mit 24 Jahren und bislang einem Sieg bei den Profis vergleichsweise bescheiden. Während der gleichaltrige Berner Marc Hirschi bereits in jungen Jahren regelmässig für Aufsehen gesorgt und der prominenteste aller 1998er-Jahrgänger Tadej Pogacar gar die Tour de France zweimal und noch viele weitere grosse Rennen gewonnen hat, geht Voisards Aufstieg langsamer vonstatten.

Einerseits, weil das Leichtgewicht aus dem Jura körperlich als Teenager noch nicht so weit war wie die Besten seines Jahrgangs. Andrerseits, weil er die letzten Jahre parallel noch ein Biologie-Studium absolvierte. Dieses schloss Voisard nun letzte Woche ab, womit er sich künftig ganz dem Radsport widmen kann.

Das Lob des Olympiasiegers

Dies sehr zur Freude von Fabian Cancellara. Der Chef und präsidiale Berater des Teams Tudor sagt, dass «Yannis mit seiner Geschichte ein Fahrer ist, der den Schweizer Radsport auf eine etwas andere Weise belebt. Noch wissen viele Leute nicht, dass es den Yannis Voisard aus dem Jura gibt. Doch er ist einer unserer starken Jungen, die unser Team so gut repräsentieren.»

Neben dem vor Monatsfrist in der 4. Etappe der Ungarn-Rundfahrt, die er zudem im 3. Gesamtrang beendete, herausgefahrenen Tagessieg, hat Voisard auch in der Tour de Romandie als 18. der Gesamtwertung sein Potenzial aufgezeigt. Ein vielversprechender Auftritt gelang ihm zudem am Sonntag in Einsiedeln, als er im Zeitfahren nur 37 Sekunden auf Sieger Stefan Küng verlor.

«Das war stark», so das Lob von Cancellara. Als zweifacher Olympiasieger und vierfacher Weltmeister in der Prüfung gegen die Uhr weiss der Berner die Leistung seines Fahrers, der noch bis Ende 2024 einen Vertrag mit Tudor besitzt, bestens einzuschätzen.

Der Sturz zum dümmsten Zeitpunkt

Dass der Kletterer Voisard bei erster Gelegenheit in den Bergen in der Gesamtwertung einige Positionen zurückfiel, ist für Cancellara «kein Weltuntergang. Yannis ist weiterhin am Lernen.» Umso mehr es gute Gründe gibt, dass der Teamleader von Tudor den Allerbesten nicht ganz folgen konnte. «Ich bin am Montag in der Schlussphase der Etappe nach Nottwil heftig auf die linke Seite und auch auf den Kopf gestürzt. Am Tag nach einem solchen Sturz ist es nie einfach», sagt Voisard.

Trotz der Schmerzen hielt er sich im Schlussanstieg nach Villars-sur-Ollon gut, mit zwei Minuten konnte er seinen Rückstand auf Sieger Mattias Skjelmose in Grenzen halten. «Ich habe versucht, das Bestmögliche herauszuholen.»

«Er will an seine Grenzen gehen»

Von den Schweizern war einzig Gino Mäder, der wohl stärkste Schweizer Gesamtklassements-Fahrer, schneller als Voisard. Dieser hofft, dass es ihm in den kommenden Tagen wieder besser geht. Schliesslich findet der «Bergfloh» auch am Mittwoch nach Leukerbad und dann auch am Donnerstag in der Königsetappe nach La Punt sein bevorzugtes Terrain vor.

«Wir werden auch in dieser Situation versuchen, zusammen mit ihm das Beste herauszuholen. Das ganze Team von Tudor ist da, ihm zu helfen», sagt Cancellara. Voisard sei «fast jeden Tag für eine Überraschung gut» findet der dreifache Sieger von Paris-Roubaix und der Flandern-Rundfahrt. «Er will an seine Grenzen gehen. Das ist gut so, weil weder er noch wir wissen, wo seine Grenzen sind. Am Limit tut es jedem weh, da kommt dann auch die mentale Komponente dazu. Wer weiss, vielleicht haben wir mit Yannis schon bald ein neues Zugpferd in unserem Sport. Ich bin gespannt, wohin seine Reise gehen wird.»