Rückblick Johan Cruyff: Der frühe Tod eines Begnadeten

SDA

24.3.2020 - 04:04

Heute vor vier Jahren, am 24. März 2016, ist Johan Cruyff gestorben, einer der Grossen des Weltfussballs. Der Niederländer hinterlässt auch ausserhalb von Amsterdam und Barcelona Spuren.

Die Ausnahmespieler, die die Siebzigerjahre prägten, wurden zwischen 1940 und 1947 geboren. Sie sind oder wären heute 73 bis 80 Jahre alt. Wären, muss man leider sagen, denn wie Cruyff sind auch George Best und Eusebio gestorben. Pelé, Franz Beckenbauer und Gerd Müller leben noch.

Es darf darüber spekuliert werden, ob Johan Cruyff älter als 68 Jahren hätte werden können, wenn er nicht schon als junger Bursche ein Kettenraucher (angeblich bis zu vier Päckli pro Tag) gewesen wäre. Jedenfalls starb er an Lungenkrebs, obwohl er das Rauchen 1991, nach einem Herzinfarkt und einem Bypass-Eingriff, gänzlich eingestellt hatte.

Cruyff machte den Unterschied

Die Karriere des grossartigen, ja genialen Offensivspielers zu würdigen, würde Seiten füllen. Am vielleicht beeindruckendsten war Cruyff in der Zeit, als er seinem Stammklub Ajax Amsterdam – er hatte dort als zwölfjähriger Bub angefangen – mit fast lauter niederländischen Mitspielern zum grössten Ruhm verhalf. Er war der Leader in der Mannschaft, die ab 1971 dreimal in Folge den Meistercup gewann.

Aus dieser Zeit wiederum darf man den Final von 1972 herausstreichen. Ajax spielte in Rotterdam, im Stadion des Erzrivalen Feyenoord. Gegner Inter Mailand rückte mit vielen Stars an: mit Sandro Mazzola, Roberto Boninsegna, Tarcisio Burgnich und dem früh verstorbenen Giacinto Facchetti. Den Unterschied zwischen zwei herausragenden Mannschaften machte Johan Cruyff aus. In diesem Match als Mittelstürmer eingesetzt, schoss er kurz nach der Pause und eine Viertelstunde vor Schluss die beiden Tore zum 2:0-Sieg der Ajaciden. Ein Jahr später wurde Ajax im Final in Belgrad auch mit Juventus Turin fertig.

Zwei Stadien in zwei Ländern

Ajax' Kader jener Zeit – es veränderte sich von Saison zu Saison nur geringfügig – ist legendär geworden. Im 72er-Kader standen nebst Cruyff auch Neeskens, Suurbier, Hulshoff, Gerrie und Arnold Mühren, der deutsche Libero Blankenburg, Cruyffs Sturmpartner Keizer und die Einsilbigen: Stuy (Torhüter), Krol, Haan, Rep und Swart. Wie Cruyff leben auch Gerrie Mühren, Piet Keizer und Barry Hulshoff nicht mehr. Hulshoff, der als Vorstopper ein Trumpf in der Abwehr gewesen war, starb erst am 16. Februar dieses Jahres nach kurzer Krankheit.

Im Sommer 1973 wechselte Johan Cruyff zum FC Barcelona. Mit seinem Wegzug riss Ajax' Erfolgsserie – 1971 hatten sie im Final im Wembley Panathinaikos Athen 2:0 bezwungen – im Europacup der Meister abrupt. 1973/74 scheiterte Ajax nach einem Freilos in der 2. Runde sensationell an ZSKA Sofia. Danach konnte Ajax dreimal in Folge nicht einmal teilnehmen, weil Feyenoord Rotterdam und zweimal PSV Eindhoven die nationale Meisterschaft gewannen. Nehmen heute aus den grossen Fussballnationen vier Mannschaften an der Champions League teil, so war damals der Meistercup – wie es der Name sagt – den Meisterteams vorbehalten. Nur der Verband des Titelverteidigers durfte eine zweite Mannschaft stellen.

Es gibt wohl nicht viele Fussballer, nach denen zwei Stadien in zwei Ländern benannt sind. Cruyff ist seit Ende 2018 in Amsterdam und in Barcelona, an seinen wichtigsten Wirkungsstätten, verewigt. Die vormalige Amsterdam Arena heisst nunmehr Johan-Cruyff-Arena, und der FC Barcelona taufte das Stadion, in dem seine Frauenteams und seine Nachwuchsmannschaften spielen, in «Estadi Johan Cruyff» um. Es ist längst nicht so wuchtig wie das Camp Nou, aber schmuck und 6'000 Fans Platz bietend.

SDA

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