Die Sommersaison neigt sich dem Ende zu, Kehraus-Stimmung herrscht angesichts des Top-Meetings Weltklasse Zürich nicht. Gleichwohl präsentieren sich nicht mehr alle Schweizer Asse in Bestform.
Zunächst zu den zwei Nimmermüden: Sehr gut drauf ist nach wie vor Simon Ehammer, der als Zehnkämpfer in den Sommer gestartet war, nach Götzis Mitte Mai aber nur auf den Weitsprung setzte. Mit 7,98 m und dem 3. Rang gelang ihm der achte Podestplatz in der Diamond League. «Cool, dass ich es endlich in Zürich aufs Podest geschafft habe. Aber die Ferse schmerzt mehr als erhofft», gesteht der Appenzeller.
Der 400-m-Läufer Lionel Spitz hat schon unzählige Angriffe auf den Schweizer Rekord von Mathias Rusterholz aus dem Jahr 1996 lanciert. Aber es will nicht klappen. An den Schweizer Meisterschaften fehlten in 45,01 Sekunden nur zwei Hundertstel. Bei Weltklasse Zürich nun siegte er nun im Vorprogramm bei Regenwetter in starken 45,30. «Das tut gut fürs Selbstvertrauen. Diese Zeit bei Regen ist sehr wertvoll», betonte der Mann aus Adliswil.
Er habe sich schon damit abgefunden, dass er den Rekord erst 2025 brechen werden. «Aber jetzt erhalte ich in Bellinzona nochmals eine Chance.» Welche Taktik er am Montag anwenden wird, weiss er noch nicht. «Von den sechs Läufen, bei denen ich heuer extra schnell angegangen bin, hat es mich fünf Mal verblasen. Nur bei den 45,01 nicht.» Wichtig wäre, auf der Zielgeraden etwas Rückenwind zu haben.
Brüssel wird gestrichen
Zu den Müden: Bei Mujinga Kambundji ist die Luft halbwegs draussen, auch weil sie bereits im April für zwei Diamond-League-Meetings nach China gereist war. Zudem hat sie mit EM-Gold im 200-m-Lauf und dem Olympia-Final über 100 m die Erwartungen übertroffen plus die Beschwerden am Fuss in den Griff gekriegt. Die Resulzate stimmen noch halbwegs: «Platz 8 ist okay. Ich bin im Feld der Besten noch dabei. Mal etwas weiter vorne, mal etwas weiter hinten.» Aber der Kopf sei müde. «Den Diamond-League-Final in Brüssel lasse ich aus», hielt sie fest.
Ihre Schwester Ditaji kommt seit über zwei Monaten nicht mehr richtig in Schuss. Die EM in Rom mit Silber und Schweizer Rekord (12,40) waren das Highlight. Danach begannen die Probleme mit einer leichten Verletzung am Oberschenkel, diese Woche rebellierte der Magen. Nach einem umstrittenen Fehlstart lief sie die 100 m Hürden unter Protest in 13 Sekunden ein. Es war nicht ihr Abend.
Weit vom Rekord entfernt
Jason Joseph lief vor einem Jahr im Letzigrund noch Schweizer Rekord (13,08), um ihn danach in Basel auf 13,07 zu senken. Von solch einer Leistung war er die ganze Saison über ein gutes Stück entfernt, immerhin kann er sich mit EM-Bronze trösten. Auch in Zürich liess er nach einem mässigen Auftritt zum Schluss austrudeln – 13,60.
Vom 800-m-Trio Rachel Pellaud, Audrey Werro und Valentina Rosamilia konnte keine der drei Olympia-Teilnehmerinnen in einem Rennen mithalten, das ein ideales Tempo für einen Schweizer Rekord gehabt hätte. Selina Rutz-Büchel (1:57,95 2015) wird weiterhin zuoberst in der Statistik auftauchen. Die Freiburgerin Audrey Werro, der das grösste Potenzial zugesprochen wird, musste sogar abreissen machen. Die Verletzung im Oberschenkel in der Saisonvorbereitung hat sie somit heuer nie wirklich überwunden.
Timothé Mumenthaler bleibt eine Wundertüte. Zwischen Schweizer Rekord in 19,98 Sekunden (der gehört Alex Wilson) und 21 Sekunden liegt immer alles drin. Nach dem Gold-Coup in Rom war der Genfer leicht angeschlagen und trat erst in Paris mit mässigem Erfolg wieder in Erscheinung. Andererseits bewies er unlängst mit einer Saisonbestzeit über 100 m (10,26), dass der Grund-Speed vorhanden wäre. In Zürich setzte er diesen in 20,72 nicht optimal um.
Über 400 m Hürden schafften Julien Bovin und Yasmin Giger die Olympia-Qualifikation. Der Walliser und die Thurgauerin kamen im Letzigrund an die Anfang Juli an der SM gelaufenen Zeiten nicht mehr heran und verfehlten in 50,04 und 56,19 die persönliche Bestzeit um rund anderthalb Sekunden.