Football Diese Rugby-Spielerin hat kein Höschen an – na und?

Tobias Benz

21.3.2019

Was würden Sie gerne für eine Bildunterschrift sehen? «Hübsche Blondine spreizt die Beine» oder «Sportlerin mit vollem Einsatz»? 
Was würden Sie gerne für eine Bildunterschrift sehen? «Hübsche Blondine spreizt die Beine» oder «Sportlerin mit vollem Einsatz»? 
Bild: Getty

In Melbourne wird die Aussie-Rules-Football-Spielerin Tayla Harris beim Kicken fotografiert. Was dann geschieht, zeigt erneut auf, dass unsere Gesellschaft noch lange nicht da ist, wo sie sein sollte.

Haben Sie gemerkt, was sie gerade getan haben? Erwarten Sie nun eine freizügige Bildergalerie oder vielleicht sogar ein schlüpfriges Video? Oder war es tatsächlich Empörung, die Sie dazu gebracht hat auf den «Sport-Artikel» «Diese Rugby-Spielerin hat kein Höschen an» zu klicken? Hoffentlich Letzteres, denn so ein geringschätziges Thema hat in der medialen Berichterstattung der heutigen Zeit rein gar nichts zu suchen.

Falls aber so eine Schlagzeile trotzdem viel Interesse weckt (und das stellt sich jetzt gerade heraus), dann ist dies ein weitere Beweis dafür, dass unsere Gesellschaft noch lange nicht da ist, wo sie sein sollte.

Das Beispiel aus Melbourne

Tayla Harris wurde Opfer von Internet-Trollen.
Tayla Harris wurde Opfer von Internet-Trollen.
Bild: Getty

Dass dem so ist, zeigt ein Beispiel aus Australien – und jetzt geht es tatsächlich um Tayla Harris, Aussie-Rules-Football-Spielerin für den Charlton Football Club aus Melbourne. Die 21-jährige, die nebenbei einfach mal so auch noch Profi-Boxerin ist, wurde während der Partie gegen die Western Bulldogs in dem Moment abgelichtet, als sie in unglaublich athletischer Manier den Ball kickt und das erste Tor erzielt. Darüber spricht aber niemand, als der australische Fernsehsender «Channel 7» das Bild auf seiner Facebook-Seite teilt, denn viel wichtiger erscheint einigen Usern das Aussehen und die Pose der Sportlerin. Es folgen unzählige, geradezu abartige Kommentare, die alle etwas gemeinsam haben: Es geht nicht um die Sache, sondern um das Geschlecht. Wie so oft.

Was dann folgt, ist zum Haareraufen. Der australische Sender gibt nämlich klein bei und anstatt die widerlichen Kommentare zu löschen, verschwindet das komplette Foto. Ganz nach dem Motto: «Frauen, verschwindet aus den Männerdomänen.»

Immerhin – und das muss den Australiern doch angerechnet werden – regt sich daraufhin grosser Widerstand in der Gesellschaft. Das Bild verbreitet sich im Netz in Windeseile und Tayla Harris wird als die Sportlerin abgefeiert, die sie ist. Auch «Channel 7» erkennt den Fehler und stellt das Bild wieder online.

Dazu schreiben sie: «Es tut uns leid. Durch das Löschen des Fotos wurde das falsche Signal gesendet. Viele der Kommentare waren verwerflich und wir werden in Zukunft härter daran arbeiten, Internet-Trolle von unserer Website fernzuhalten. Unsere Intention war es, Tayla Hariss’ unglaublichen Athletismus darzustellen und wir werden Frauenfussball auch in Zukunft zelebrieren.»

Es muss sich etwas ändern

Tayla Harris selbst reagierte verständlicherweise schockiert und forderte die Allgemeinheit sowie die Polizei und Internetplattformen dazu auf, endlich etwas zu unternehmen. «Diese Leute müssen identifiziert werden. Möglicherweise gehen solche Dinge Hand in Hand mit häuslicher Gewalt oder mit Missbrauch», so die Profi-Sportlerin gegenüber «CNN».

Harris hat natürlich recht, gerade weil solche Internet-Trolle häufig ausfindig gemacht werden könnten. «Es ist egal ob die Polizei von Victoria oder wer auch immer, diese Leute müssen zumindest kontaktiert und auf irgend eine Weise verwarnt werden. Facebook muss solche User löschen. Etwas muss geschehen, wir können so oft darüber reden, wie wir wollen. Diese Leute hören uns nicht zu, sie lachen vermutlich sogar darüber.»

Taylor Harris (rechts) ist nicht nur Aussie-Rules-Football-Spielerin, sie ist nebenbei auch noch Profi-Boxerin.
Taylor Harris (rechts) ist nicht nur Aussie-Rules-Football-Spielerin, sie ist nebenbei auch noch Profi-Boxerin.
Bild: Getty

Auch dem kann eigentlich nur zugestimmt werden. Aber wie Harris so schön sagt, reden – und zustimmen ist bloss reden – hilft nur beschränkt. Nebenbei bemerkt: Dass über solche Dinge im Jahr 2019 überhaupt noch geredet werden muss, ist sowieso traurig.

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