Ungläubigkeit, Fassungslosigkeit, Mitleid und eine böse Vermutung: Die Schweizer Mountainbiker wollen den Fokus in Les Gets auf die WM-Rennen richten, aber der Fall Flückiger lässt sie nicht los.
Eine Woche nachdem der Olympiazweite und Gesamtweltcupsieger des Vorjahres vor dem EM-Rennen in München aufgrund eines positiven Tests mit einer provisorischen Sperre belegt worden war, äusserten sich der Schweizer Männer-Nationaltrainer Bruno Diethelm und Flückigers Teamkolleginnen und Teamkollegen.
Vor allem Jolanda Neff kann nicht glauben, dass Flückiger vorsätzlich zu unerlaubten Mitteln griff. «Das hat kein Mensch erwartet. Mathias ist der liebste Mensch auf Erden, und wir haben in der Schweiz eine Kultur des gelebten fairen Sports. Spekulationen sind fehl am Platz, aber so wie ich das sehe, wurde er Opfer einer böswilligen Aktion. Ich hoffe, er kann seine Unschuld beweisen», sagte die Olympiasiegerin.
«Die Nachricht war ein Schock»
Auch Bruno Diethelm fällt es schwer, in Flückiger einen Doper zu sehen. Der Nationaltrainer der Männer will keine voreiligen Schlüsse ziehen: «Ich mag es nicht, wenn man Leute vorverurteilt. Im Moment steht die Anschuldigung im Raum, dass er etwas Unerlaubtes genommen hat. Ein Dopingfall ist es erst, wenn etwas bewiesen ist. Ich stelle Mathias keinen Persilschein aus, aber so wie ich und viele andere ihn kennen, kann ich mir schlicht nicht vorstellen, dass er vorsätzlich gedopt hat.»
Alessandra Keller, im Weltcup Teamkollegin von Flückiger bei Thömus, verwies auf dessen allfälligen Alleingang: «Ich kann es nicht glauben, aber die Hand ins Feuer legen für jemand anderes kann ich auch nicht. Ich weiss nicht mehr als alle anderen und möchte betonen, dass Mathias ein Einzel-Unternehmen ist. Wenn in einer Bank jemand Geld hinterzieht, ist es auch nicht die ganze Bank, die das tut. Die Nachricht war ein Schock. Es ist tragisch für 'Math' und eine schwierige Situation für alle Beteiligten.»
Nino Schurter, der am Heim-Weltcup in Lenzerheide im Duell um den Sieg mit Flückiger zu Fall gekommen war, wollte sich zum aktuellen Zeitpunkt nicht zum Thema äussern. «Zu viel Unklarheit in der Angelegenheit», befand der WM-Titelverteidiger. Das brisante Rencontre zwischen Schurter und Flückiger in Lenzerheide fand im Juli statt, Flückigers positive Dopingprobe datiert von Anfang Juni.