Rudern Drei der vier Olympiasieger treten zurück

SDA

2.11.2017 - 12:54

Mit Simon Niepmann, Lucas Tramèr und Simon Schürch haben drei der vier Ruderer, die 2016 in Rio de Janeiro Olympiasieger im Leichtgewichts-Vierer geworden sind, ihren Rücktritt erklärt. Ob Mario Gyr weiterrudert, bleibt weiterhin offen.

Es war nach mehreren gemeinsamen WM- und EM-Titeln die Krönung ihrer erfolgreichen Karrieren, als das Quartett am 11. August vor einem Jahr in Brasilien die Goldmedaille gewann. Seither ist es um die vier Spitzenruderer ruhig geworden, die vergangene Saison pausierten sie geschlossen, die Rücktritte von einem oder mehreren der Olympiasieger war gemeinhin erwartet worden. Nun steht fest, dass im besten Fall nur Gyr seine Karriere fortsetzen wird.

"Ich habe im Spitzensport alles erreicht, was ich mir erträumt habe. Es gibt aktuell keine sportlichen Ziele mehr, um meinem Körper und meinem Umfeld das intensive Trainingspensum nochmals aufzuerlegen", begründete Tramèr, der an anhaltenden Kniebeschwerden leidet, den Entscheid in einer Mitteilung des Schweizerischen Ruderverbandes.

Auch Niepmann und Schürch äusserten sich ähnlich; die Bereitschaft, noch einmal alles dem Rudersport unterzuordnen, fehlt bei allen drei. Niepmann hat mittlerweile das Sport und Geografiestudium erfolgreich abgeschlossen, Medizinstudent Tramèr absolviert derzeit ein Praktikum, und Schürch studiert Wirtschaftswissenschaften.

Gyr macht seinen Entscheid, ob er weiterrudert, von seiner beruflichen Situation und seinen sportlichen Ambitionen abhängig. Er hat kürzlich die Anwaltsprüfung absolviert. Klar ist aber, dass der 32-jährige Luzerner auf keinen Fall mehr bei den Leichtgewichten an den Start gehen wird.

Nie schlechter als Zweite

Nach einem 5. Rang an den Olympischen Spielen 2012 in London trennten sich die Wege des Erfolgsquartettes vorübergehend, für zwei Jahre ruderten die vier mit Erfolg in kleineren Booten. Auf die Saison 2015 hin wurden sie wieder vereint und beendeten in der Folge keine Regatta schlechter als auf Platz 2. Zweimal resultierten EM-Gold sowie 2015 der WM-Titel und der Sieg im Gesamtweltcup.

Mit dem Olympiasieg, dem ersten eines Schweizer Vierer-Bootes seit 88 Jahren, setzten sie "neue Massstäbe", wie es Verbandsdirektor Christian Stofer in der Medienmitteilung formulierte. "Sie haben dem Begriff der sportlichen Exzellenz ein Gesicht gegeben."

Olympia ohne Leichtgewichts-Vierer

Nur zu einem kleinen Teil dürften die Entscheide von Niepmann, Tramèr und Schürch im Zusammenhang mit der Streichung ihrer Disziplin aus dem olympischen Programm stehen. Für 2020 wurde der Leichtgewichts-Vierer durch eine zusätzliche Frauen-Disziplin ersetzt. Der Schweizerische Ruderverband entschied daraufhin, vorerst keine Leichtgewichts-Boote mit Riemen mehr an offizielle Wettkämpfe zu schicken.

Die Schweizer Ruderer haben in diesem Jahr jedoch bewiesen, dass sie auch ohne die vier Olympiasieger erfolgreich sein können. Die Skifferin Jeannine Gmelin gewann in Sarasota im Bundesstaat Florida als erste Schweizerin eine WM-Goldmedaille in einer olympischen Disziplin. Die 27-Jährige aus Uster blieb in diesem Jahr ungeschlagen. Bei den Männern sicherte sich Nico Stahlberg im Einer den Gesamtsieg im Weltcup. Auch sonst ist einiges Potenzial für eine rosige Zukunft vorhanden.

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