An den Olympischen Spielen 2024 in Paris wird in den Ruder-Wettbewerben bei den Frauen erstmals ein Schweizer Grossboot dabei sein. Das kommt nicht von ungefähr.
Als Swiss Rowing 2020 die Strategie überarbeitet hatte, wurde definiert, bei den Frauen ein Grossboot zu fördern. Denn es gab eine Gruppe von vielversprechenden Athletinnen. Célia Dupré und Lisa Lötscher waren in den Doppelvierern dabei, die 2018 den Titel an den Junioren- und 2021 an den U23-Weltmeisterschaften gewannen. Aktuell bilden die beiden mit Pascale Walker und Fabienne Schweizer ein Team. Walker ist mit 28 Jahren die mit Abstand Älteste des Quartetts, Lötscher ist 23, Dupré erst 22 Jahre alt.
Im Winter 2021/22 wurde zudem das Projekt «Succès» lanciert, dem auch Sofia Meakin und Salome Ulrich angehören. Der Sinn der Idee ist, wie der Name verrät, den Athletinnen Erfolgsperspektiven zu bieten. «Sonst bleiben nicht alle an Bord», sagt Verbandsdirektor Christian Stofer im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Mit den generierten Mitteln wurde ein Fond gebildet, über den die Athletinnen verfügen können. Sie haben auch einen Sponsor für die Verpflegung. «Dass Leute an sie glauben, gibt ihnen zusätzliches Vertrauen», sagt Stofer.
Mit innerer Ruhe in den A-Final
Nun qualifizierte sich der Doppelvierer der Frauen an den Ruder-Weltmeisterschaften in Belgrad am Donnerstag souverän für den A-Final, der gleichbedeutend mit einem Olympia-Quotenplatz ist. Somit wird die Schweiz im kommenden Jahr in Paris unter den fünf Ringen zum ersten Mal überhaupt in einer Grossboot-Kategorie bei den Frauen vertreten sein. «Wir fanden die innere Ruhe und sagten uns, dass es (der Halbfinal) die erste Chance sei, ansonsten weitere folgen würden», erzählt Lisa Lötscher. «Das nahm den Druck weg. Wir machten einfach das, was wir immer machen. Wir wussten, dass das genügt.»
Die Harmonie im Team kommt nicht von ungefähr. Die vier arbeiten stark daran, dass alle «auf der gleichen Seite sind». «Das ist extrem wichtig in einem Vierer. Alle müssen die gleiche Klarheit im Kopf haben. Sonst funktioniert es nicht, dann ist es Gegeneinander», sagt Lötscher. Da im Rudern die Gesichter der anderen nicht gesehen werden, ist es für die Luzernerin entscheidend, sich gut zu spüren. «Manchmal liegen wir am Boden, halten die Hände und reden darüber, was einen stört, um zusammen eine gute Lösung zu finden.» Dadurch gehen alle befreit in die Rennen.
Paris noch weit weg
Als weiteres Plus sieht Lötscher das harte Trainingsprogramm von Headcoach Ian Wright – drei Einheiten pro Tag, sechs Tage die Woche. Vor diesem Pensum hatte sie einigen Respekt. Sie hat aber gelernt, Training für Training zu nehmen, «sonst ist es nicht zu überleben, um ehrlich zu sein. Es ist schon fast unmenschlich, aber es macht einen extrem stark im Kopf». Ein Rennen sei dann quasi «easy». «Das ist einer der grossen Nutzen seines Trainingsprogramms.»
Auf ihrer Homepage gibt Lötscher den Gewinn von Olympia-Gold im kommenden Jahr als Ziel heraus. Paris ist für sie allerdings noch weit weg. «Wir leben alle extrem im Moment. Das ist wichtig», sagt sie. Das Motto lautet, Schlag für Schlag zu nehmen, was bei den schwierigen Windbedingungen in Belgrad umso wichtiger ist. So soll es dann am Samstag zur Medaille reichen. Es wäre für Swiss Rowing ein weiterer Meilenstein im Frauen-Rudern.