Die Skifahrer räumen bei den Sports Awards in Zürich ab. Marco Odermatt triumphiert zum dritten Mal in Folge, Lara Gut-Behrami gewinnt die Trophäe als Sportlerin des Jahres zum zweiten Mal nach 2016.
Es ist für Marco Odermatt Pflichttermin und Belohnung zugleich: der Auftritt an der Gala des Schweizer Sports auf dem goldenen Teppich im Fernsehstudio in Zürich. Doch wenn der 26-jährige Ausnahme-Skifahrer etwas macht, dann ist er fast immer der Beste. Entsprechend konnte der Nidwaldner guten Mutes sein, die lange Anfahrt von Val d'Isère nicht vergeblich unter die Räder genommen zu haben.
Abfahrts- und Riesenslalom-Weltmeister sowie Gesamt-Weltcupsieger, 13 Rennsiege: Viel besser als das, was Odermatt in der letzten Saison in den Schnee zauberte, geht nicht. Entsprechend war denn auch die Wahl zum Sportler des Jahres mehr Kür als Pflicht. Der Innerschweizer liess auch dem Schwinger Samuel Giger und dem Leichtathletik-Multitalent Simon Ehammer keine Chance.
Odermatt schaffte mit dem dritten Sieg in Folge etwas, das nicht einmal Roger Federer - mit sieben Awards der Rekordsieger als Sportler des Jahres - geschafft hatte. Einzig der Radprofi Tony Rominger hatte ein solches Triple von 1992 bis 1994 vollbracht.
Dauerbrenner Lara Gut-Behrami
Lara Gut-Behrami machte den Triumph der Skifahrer perfekt. Die Tessinern ist auch mit 32 Jahren und nach 15 Jahren im Weltcup top. Sie fuhr in der letzten Saison in drei Disziplinen aufs Podest, gewann die Super-G-Wertung und belegte im Gesamtweltcup hinter der überragenden Mikaela Shiffrin den 2. Platz.
Etwas Geschichte schrieben auch die Ditaji und Mujinga Kambundji, die als erstes Schwester-Duo in die Top 6 vorstiessen. Auch die beiden Sprinterinnen waren gegen Gut-Behrami wie die Rad-Rennfahrerin Marlen Reusser chancenlos.
Angesichts der aktuell beeindruckenden Phase von Swiss-Ski ist der Sieg von Thomas Stauffer, dem Chef des alpinen Männerteams, wenig überraschend. Der Berner Oberländer ist der stille Schaffer im Hintergrund, der die Erfolge möglich macht.
Bencic nervöser als vor einem Match
Der Titel bei den Teams ging zum vierten Mal an Swiss Tennis. Die Schweizer Frauen schwangen für ihren Sieg im letztjährigen Billie Jean King Cup - im November 2022 zu spät für die letzte Wahl - obenaus. Teamleaderin Belinda Bencic und ihre Teamkolleginnen Viktorija Golubic, Jil Teichmann und Simona Waltert sowie Captain Heinz Günthardt setzten sich vor den Beachvolleyball-Europameisterinnen Tanja Hüberli/Nina Betschart und dem Fussball-Doublegewinner Young Boys durch.
«Ich bin nervöser als vor einem Match», verriet Bencic bei der Preisverleihung in Zürich. Und schmunzelnd meinte die werdende Mutter, sie sorge jetzt gleich selber aktiv für Tennis-Nachwuchs. Vor den Frauen hatte bereits das Davis-Cup-Team (1992 und 2014) sowie das Olympiasieger-Doppel Roger Federer/Stan Wawrinka den Titel als Team des Jahres im Einzelsport Tennis gewonnen.
Akanji aus England eingeflogen
Manuel Akanji ist der logische Gewinner der Auszeichnung als MVP des Jahres - als herausragender Schweizer Spieler in einem Teamsport. Als Stammspieler von Manchester City hamsterte der Winterthurer die Titel im Multipack, mit dem Gewinn der Champions League als Höhepunkt. Der 28-Jährige triumphierte bei der Wahl mit grossem Vorsprung vor dem Eishockey-Profi Nico Hischier und dem Handball-Goalie Nikola Portner.
Wie viel ihm diese Auszeichnung in der Heimat bedeutet, zeigte der Geehrte, in dem er am Sonntagnachmittag nach der Partie in Liverpool gegen Everton sofort aufs Flugzeug eilte und nach Zürich flog, um im Fernsehstudio persönlich dabei zu sein. «Der Trainer meinte, ich müsse einfach am Montag wieder im Training erscheinen», erzählte der Musterprofi lachend.
Stammgast an den Sports Awards ist Marcel Hug. Der Rollstuhl-Leichtathlet holte die Auszeichnung als paralympischer Sportler des Jahres nach einer weiteren grandiosen Saison bereits zum neunten Mal und liegt damit noch einen Sieg hinter Heinz Frei. Zudem gewann Hug auch einmal den Preis als Newcomer des Jahres.
Als grösstes Talent wurde bei der Wahl von SRF3 die Ski-Junioren-Weltmeisterin Stefanie Grob gewählt.
Marco Odermatt wird «Sportler des Jahres»
49,3 Prozent wählen Marco Odermatt zum «Sportler des Jahres».
Lara Gut-Behrami ist «Sportlerin des Jahres»
Ski-Star Lara Gut-Behrami wird zur Sportlerin des Jahres gewählt. Sie setzt sich vor Marlene Reusser (Rad) und Ditaji Kambundji (Leichtathletik) durch.
Manuel Akanji ist «MVP des Jahres»
MVP steht für Most Valuable Player und bedeutet so viel wie «wertvollster Spieler». Und diese Auszeichnung geht an Nati-Crack Manuel Akanji, der mit Manchester City vergangene Saison so ziemlich alles gewonnen hat, was es zu gewinnen gibt. Auf Platz 2 schafft es NHL-Star Nico Hischier, das Podest komplettiert Handball-Goalie Nikola Portner.
Akanji hatte Stunden zuvor noch ein Spiel mit Manchester City. Dabei mühte sich sein Team zu einem 2:1-Sieg gegen Aufsteiger Luton Town. Der Schweizer erhielt dabei eine Verschnaufpause und wurde erst in der Nachspielzeit eingewechselt. Dass er überhaupt nach Zürich gereist ist, ist aller Ehren wert. Denn Morgen muss er bereits wieder im Training erscheinen.
Thomas Stauffer ist «Trainer des Jahres»
Thomas Stauffer, der Cheftrainer des Schweizer Ski-Teams der Männer, wird für seine Leistungen im Schweizer Skiverband geehrt. Kein Wunder, haben unsere Skigenossen doch so richtig abgesahnt im vergangenen Winter.
Marcel Hug zum 10. Mal Para-Sportler des Jahres
In der Kategorie Paralympische Sportler wird Seriensieger Marcel Hug von Catherine Debrunner und Manuela Schär herausgefordert. Am Ende setzt sich Hug durch und das schon zum 10. Mal. Grosser Applaus im Saal.
Der Rollstuhl-Leichtathlet aus dem Kanton Thurgau ist seit einem Jahr ungeschlagen und triumphierte unter anderem an den Marathons in New York, Tokio, Boston, London, Berlin und Chicago.
«SRF 3 Best Talent Sport»-Award geht an Stefanie Grob
Die 19-jährige Skirennfahrerin Stefanie Grob wird als «SRF 3 Best Talent Sport» ausgezeichnet. Ebenfalls nominiert waren Naoki Rossi (Eiskunstlauf) und Iman Beney (Fussball).
Die Schweiz holte an den Junioren-Weltmeisterschaften satte acht Medaillen, drei davon in Gold. Einen grossen Anteil an der so starken Bilanz hatte Stefanie Grob, die sich in Abfahrt und Team-Kombination zur Junioren-Weltmeisterin kürte und im Super-G und Riesenslalom Silber holte.
Team des Jahres: Schweizer Tennis-Frauen
Die Auszeichnung Team des Jahres geht an die Schweizer Tennis-Frauen für ihren Triumph am Billie Jean King Cup 2022. Sie stechen damit die YB-Männer und das Beachvolleyballduo Nina Brunner/Tanja Hüberli aus, die ebenfalls nominiert waren.
Die Vorschau auf die Sports Awards
Mujinga Kambundji und ihre zehn Jahre jüngere Schwester Ditaji. Die eine ist seit Jahren das Aushängeschild der Schweizer Leichtathletik, die andere setzte 2023 ihre Entwicklung in Richtung Weltspitze fort. Am Sonntag tauschen die Sprinterin und die Hürdenspezialistin ihr Renndress gegen ein Gala-Kleid und treten für einmal Seite an Seite als Konkurrentinnen auf. Beide gehören sie zu den sechs Nominierten für die Wahl zur Schweizer Sportlerin des Jahres.
Für das Berner Geschwisterpaar, in diesem Jahr Europameisterin (Mujinga) und Bronzemedaillengewinnerin (Ditaji) in der Halle, sind die Sports Awards nicht Neuland. Während Mujinga, die Schweizer Sportlerin von 2019 und 2022, beim «Klassentreffen» der Besten des Jahres zu den Stammgästen gehört, kennt auch Ditaji die glamouröse Bühne bereits. Sie war 2021 für den Nachwuchspreis «SRF 3 Best Talent» nominiert.
Den Sieg streitig machen könnte dem Duo ein Gespann aus der Ecke des Wintersports. Neben der Abfahrts-Weltmeisterin Jasmine Flury und der Slopestyle-Weltmeisterin Mathilde Gremaud zählt auch Lara Gut-Behrami zu den Finalistinnen. Die Zweite im alpinen Gesamtweltcup des letzten Winters hat den Award schon einmal gewonnen, allerdings sind seither sieben Jahre vergangen. Das Sextett komplettiert die Radrennfahrerin Marlen Reusser, in diesem Jahr unter anderem Siegerin der Tour de Suisse.
Schafft Odermatt, was Federer nie gelang?
Auch bei den Männern ist die Leichtathletik mit Simon Ehammer und Jason Joseph doppelt vertreten. Der Zehnkämpfer und der Hürdensprinter haben in diesem Jahr Historisches vollbracht. Während Ehammer in seiner Paradedisziplin Weitsprung als erster Schweizer Mann ein Meeting der Diamond League gewann, qualifizierte sich Joseph über 110 m Hürden als erster helvetischer Sprinter überhaupt für einen WM-Final.
Einen Schweizer Sportler des Jahres aus der Sparte Leichtathletik gab es seit André Bucher im Jahr 2001 nicht mehr. Die letzten zwei Jahre schwang Marco Odermatt obenaus. Das Ski-Ass steht nach der Vorwahl durch die Medien und die Sportlerinnen und Sportler wenig überraschend auch heuer in der engeren Auswahl.
Als Weltmeister in der Abfahrt und im Riesenslalom sowie als neuerlicher Gewinner im Gesamtweltcup (mit Punkterekord) lieferte der Nidwaldner in der letzten Saison erneut starke Argumente, um die begehrte Auszeichnung zum dritten Mal hintereinander entgegennehmen zu können. Dies gelang nicht einmal Roger Federer, mit sieben Awards der Rekordsieger in dieser Kategorie.
Zur Auswahl stehen dem TV-Publikum, das seine Gunst per Televoting äussern kann, ausserdem Samuel Giger, der Sieger des Unspunnen-Schwingets, der Weltklasse-Freeskier Andri Ragettli sowie Mountainbike-Rekordweltmeister Nino Schurter. Der 37-jährige Bündner, 2018 Award-Gewinner, ist bereits zum 14. Mal nominiert.
Vier weitere Awards
In der von Fabienne Gyr und Rainer Maria Salzgeber moderierten TV-Gala, die um 20.05 Uhr beginnt und auf SRF 1, RTS Deux und RSI LA 2 ausgestrahlt wird, werden nicht nur die Sportlerin und der Sportler des Jahres ausgezeichnet; vier weitere Awards werden vergeben. In die engste Wahl zum Team des Jahres schafften es die Beachvolleyball-Europameisterinnen Nina Brunner/Tanja Hüberli, die Fussballer der Young Boys als Double-Gewinner und die Schweizer Tennis-Frauen für ihren Triumph am Billie Jean King Cup 2022.
Als Trainerin oder Trainer des Jahres nominiert sind Jan Cadieux, der Meistercoach von Genève-Servette, Claudine Müller, die unter anderen Hürdensprinter Jason Joseph zu einem Weltklasse-Athleten geformt hat, und Thomas Stauffer, der Cheftrainer des erfolgreichen Schweizer Männer-Teams im alpinen Skisport.
In der Kategorie Paralympische Sportler wird Seriensieger Marcel Hug von Catherine Debrunner und Manuela Schär herausgefordert. In der Sparte «MVP des Jahres» steht folgendes Sextett zur Wahl: Manuel Akanji (Fussball), Ana-Maria Crnogorcevic (Fussball), Nico Hischier (Eishockey), Laura Künzler (Volleyball), Alina Müller (Eishockey) und Nikola Portner (Handball).