Joana Heidrich und Anouk Vergé-Dépré sind erstmals Europameisterinnen im Beachvolleyball. In einem packenden Final bezwangen die Schweizerinnen im lettischen Strandbad Jurmala die Deutschen Kim Behrens und Cinja Tillmann knapp in drei Sätzen.
Die Olympischen Spiele in Tokio hätten der Höhepunkt in der vierjährigen gemeinsamen Karriere von Heidrich und Vergé-Dépré werden sollen. Das Coronavirus brachte aber alles durcheinander. Im Gegensatz zu den meisten anderen Sportlerinnen und Sportlern erhielten die europäischen Beachvolleyballer aber immerhin die Möglichkeit, einen Titel auszuspielen.
Heidrich/Vergé nutzten die Gelegenheit in diesem «speziellen und nicht einfachen Sommer», wie es Heidrich nach dem Triumph in Jurmala formulierte. «Wir haben lange nicht erwartet, hier spielen zu können, und jetzt stehen wir zuoberst auf dem Podest. Wahnsinn!«, freute sich die 28-jährige Zürcherin, die in jungen Jahren wie auch ihre Partnerin bereits Junioren-Weltmeisterin (beide mit Nina Betschart) war, nun aber den ersten Titel bei der Elite gewann.
Die Ruhe bewahrt
Das Duo trainierte den ganzen Frühling seriös und brachte sich in den letzten Wochen an kleineren Turnieren in den Wettkampf-Rhythmus. «Das war sehr wichtig für uns», so Vergé-Dépré. Wohl auch dank der guten Vorbereitung blieben die als Nummer 3 gesetzten Schweizerinnen im umstrittenen Final (18:21, 21:14, 18:16) stets ruhig und abgeklärt.
Das Überraschungsteam aus Deutschland, das erst kurzfristig ins EM-Aufgebot nachgerückt war und unter anderen in den Achtelfinals die topgesetzten Nina Betschart/Tanja Hüberli aus dem Turnier geworfen hatte, servierte stark und brachte die Schweizerinnen damit immer wieder in Bedrängnis. Doch in der entscheidenden Phase begingen Heidrich/Vergé-Dépré keine Fehler mehr, während die Deutschen in der Endphase des Tiebreaks gleich dreimal einen Ball ins Aus schlugen.
Nach rund einer Stunde Spielzeit verfehlte ein Angriff zu viel von Kim Behrens das Feld. Mit dem dritten Matchball war Heidrich/Vergé-Dépré die Wende nach dem verlorenen Startsatz gelungen, der zweite EM-Titel eines Schweizer Frauenteams nach jenem von Simone Kuhn/Nicole Schnyder-Benoit im Jahr 2004 perfekt.
Der Weg stimmt
Heidrich und Vergé-Dépré, beides gelernte Blockspielerinnen, taten sich nach den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro zusammen. Obwohl beide unglaublich talentiert sind und immer wieder auch mit einzelnen Exploits aufwarteten, gelang ihnen in den letzten vier Jahren nicht immer alles nach Wunsch. In den letzten beiden Jahren lief ihnen mit Betschart und Hüberli gar ein anderes Schweizer Duo den Rang ab.
Vor einem Jahr triumphierten Heidrich/Vergé-Dépré nach einer Enttäuschung an der EM in Moskau (4. Rang) nur eine Woche später am selben Ort mit dem ersten Turniersieg auf der World Tour. Nun doppelten sie in Lettland mit dem Sieg auf kontinentaler Stufe nach. Der Weg stimmt, was hoffen lässt, wenn Heidrich/Vergé-Dépré in einem Jahr dann hoffen