Nach einer jahrzehntelangen Durststrecke präsentiert das Schweizer Golf wieder einen Profi mit sehr guten Perspektiven.
Es ist Jeremy Freiburghaus. Ab Donnerstag misst er sich mit der europäischen Elite, am Omega European Masters in Crans-Montana.
Am letzten Wochenende hat sich die Lage für den 26-jährigen Bündner aus Bonaduz stark entspannt. Er erspielte sich in Stockholm den mit 27'500 Euro und ebenso vielen Ranglisten-Punkten honorierten 2. Platz. Das Turnier zählte zur Challenge Tour, dem zweithöchsten Circuit in Europa. Freiburghaus setzt in dieser Saison alles daran, um auf die oberste Tour, die heute «DP World Tour» heisst, aufzusteigen. Um den bis heute letzten Schweizer Aufsteiger zu finden, muss man 20 Jahre zurückblättern. Der Genfer Julien Clément promovierte Ende 2002, stieg aber zwei Jahre später – endgültig – ab. Diese 20-jährige Durststrecke macht aus der Schweiz die schwächste Nation Westeuropas (exklusive Kleinstaaten) im Profigolf der Männer.
Es müsste mit dem Teufel zugehen, wenn Freiburghaus am Ende der Saison nicht als einer der besten 20 der Challenge Tour aufsteigen sollte. Derzeit ist er Vierter, und die Reserve auf den 20. Platz ist sehr gross. Zudem hat er die Chance, weiterhin selber zu punkten – so unter anderem an seinem Heimturnier, der Swiss Challenge von Ende September im elsässischen Folgensbourg bei Basel.
Teilnahme am Omega European Masters
Freiburghaus sieht sich nicht genötigt, auch in dieser Woche wieder auf der Challenge Tour zu spielen. Stattdessen kann er sich einen Eindruck davon verschaffen, was ihn in der Saison 2023 erwartet: An dem mit zwei Millionen Euro dotierten Omega European Masters starten etliche Profis mit erstklassigen Leistungsausweisen. Zu ihnen zählen der Engländer Danny Willett, Sieger des US Masters 2016 in Augusta, der spanische Routinier und Publikumsliebling Miguel Angel Jimenez, Crans-Sieger 2010, und die aufstrebenden 21-jährigen dänischen Zwillinge Rasmus und Nicolai Höjgaard, die, wie es heisst, nur die Mutter mit Gewissheit voneinander unterscheiden kann.
Rasmus Höjgaard tritt als Titelverteidiger an. 2021 siegte er einen Schlag vor dem renommierten Wiener Ryder-Cup-Spieler Bernd Wiesberger. Es ist ihm zuzutrauen, dass er das traditionsreiche Turnier auf dem Walliser Hochplateau zweimal nacheinander gewinnt – wie es dem Engländer Matthew Fitzpatrick 2017 und 2018 und davor dem grossen Severiano Ballesteros 1977 und 1978 gelang.
Die Höjgaard-Zwilling sind schon mehrfache Turniersieger und untereinander ungefähr gleich stark. Vor drei Jahren spielten beide noch als Nobodys auf der Challenge Tour, so auch an der Swiss Challenge im luzernischen Hildisrieden. Und heute wird ihnen zugetraut, dass sie Ende September 2003 gemeinsam für die europäische 12-Mann-Auswahl am Ryder Cup in Rom spielen werden – als erste Zwillinge an diesem prestigeträchtigen Teamwettkampf zwischen Europa und der USA.
Mit einer guten Klassierung würde Jeremy Freiburghaus in Crans-sur-Sierre ein stattliches Preisgeld gewinnen. Die Tours sind allerdings strikt voneinander getrennt. Das Geld vom Omega European Masters könnte er nicht in die Wertung der Challenge Tour übernehmen.