Esmée Böbner und Zoé Vergé-Dépré stehen seit Februar im Einsatz – und die Saison ist noch nicht zu Ende. Das Beachvolleyball-Duo spricht über die schwierige Planung und die nahende Olympia-Chance.
Der Boden ist mit nassen Blättern bedeckt und der Wind treibt einem Tränen in die Augen, als Esmée Böbner und Zoé Vergé-Dépré an diesem Oktober-Vormittag beim Beach-Center in Bern eintreffen. Hier trainieren die bald 24-jährige Luzernerin und die 25-jährige Bernerin, abgeschirmt von den äusseren Bedingungen, während der Winter-Saison. «Normalerweise steht diese im Zeichen von Erholung und dann dem physischen Aufbau», erklärt Böbner gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Das muss derzeit noch warten, denn auf der Pro Tour, die am 1. Februar begann, finden bis im Dezember Wettkämpfe statt.
Die lange Saison habe Vor- und Nachteile, führt die Innerschweizerin weiter aus. «Einerseits kannst du selbst entscheiden, wie und wann du deine Schwerpunkte legst. Andererseits ist es physisch und mental schon sehr fordernd, von Turnier zu Turnier zu reisen und stets die Form hochzuhalten.» Notabene finden die Wettkämpfe über den ganzen Globus verteilt statt.
Und gerade in diesem Jahr konnte und kann es sich ein Duo kaum leisten, längere Ruhe-Pausen einzulegen. Denn seit Saisonbeginn sammeln die Teams eifrig Punkte, die ihnen einen der begehrten Olympia-Plätze sichern sollen.
Mitten in den etablierten Duos
24 Teams pro Geschlecht und maximal zwei pro Land nehmen nächstes Jahr an den Sommerspielen in Paris teil. Lange schien klar, dass die Schweizer Plätze bei den Frauen durch die beiden etablierten Duos Tanja Hüberli/Nina Brunner sowie Anouk Vergé-Dépré/Joana Mäder belegt sein würden. Das olympische Ranking zeigt jedoch: Böbner und Vergé-Dépré, auf der Tour als Esmée/Zoé unterwegs, liegen derzeit schweizintern hinter den Europameisterinnen Hüberli und Brunner auf Platz 2.
Das junge Duo will den Umstand jedoch nicht zu hoch gewichten. «Es ist zu früh, um sich mit dem Ranking zu beschäftigen», sagt Zoé Vergé-Dépré, «es kann sich alles schnell verändern.» Wichtiger sei, seine Leistungen an den Turnieren konstant abzurufen. «Und dann schauen wir, wo wir am Schluss stehen.»
Böbner und Vergé-Dépré freuen sich über das bisher starke Abschneiden. «Lange haben wir dem Fortschritt selbst nicht ganz getraut», sagt Böbner. «Ich fragte mich oft: Ist es eine bessere Phase oder haben wir es nun wirklich in uns?» Der grosse Test war die WM in Mexiko, die vor gut drei Wochen stattfand. Das Duo erreichte die Achtelfinals und scheiterte dort erst an den als Nummer 4 gesetzten Kanadierinnen. Zum Vergleich: Für Vergé-Dépré/Mäder war im Sechzehntelfinal Endstation.
Die schwesterliche Hierarchie wankt
«Was zu vor zwei Jahren ein leiser Wunsch war, trauen wir uns nun laut zu sagen: Wir wollen nach Paris», hält Zoé Vergé-Dépré fest. Für sie ist das Rennen um die Olympia-Plätze besonders speziell, da sie sich in einer Konkurrenzsituation mit ihrer sechs Jahre älteren Schwester Anouk befindet. «Lange war die Hierarchie klar, und plötzlich spielen wir gleichauf, daran müssen wir uns beide noch gewöhnen.»
Das gute Verhältnis zueinander habe darunter jedoch nicht gelitten. «Es ist ja kein direkter Zweikampf zwischen uns», hält Zoé Vergé-Dépré fest. «Im Moment versuchen alle Teams, möglichst viele Punkte zu sammeln.» Beeinflussen könnten sie dabei nur die eigene Leistung.
Die nächste Möglichkeit steht bereits an: Beide Teams sind vor kurzem nach China geflogen, um diese Woche das Challenge-Turnier von Haikou zu bestreiten. Wahrscheinlich reisen sie danach weiter nach Thailand, wo kurz darauf ein weiterer Wettkampf auf dieser Stufe stattfindet. Danach soll aber zumindest für Böbner und Vergé-Dépré Schluss sein für dieses Jahr.
«In dieser Saison haben wir gemerkt, wie wichtig eine gute Vorbereitung im Winter ist», so Vergé-Dépré. «Da wir im nächsten Jahr noch besser sein wollen, setzen wir erneut auf einen geordneten Aufbau.» Sowieso wird es im neuen Jahr früh genug losgehen mit dem grossen Punktesammeln. Abgerechnet wird dann Mitte Juni.