Doping-Verdacht Flückiger: «Was ich durchmachen musste, wünsche ich keinem»

Redaktion blue Sport

2.3.2023

Mountainbiker Mathias Flückiger über seinen Dopingfall: «Ich glaube an einen Freispruch»

Mountainbiker Mathias Flückiger über seinen Dopingfall: «Ich glaube an einen Freispruch»

Der Schweizer Mountainbiker Mathias Flückiger äussert sich erstmals öffentlich zu seinem Dopingfall. Im Interview spricht der 34-Jährige über seinen Glauben an einen Freispruch und die Rückkehr in die Mountainbike-Szene.

02.03.2023

Der Schweizer Mountainbiker Mathias Flückiger äussert sich am Donnerstag erstmals öffentlich zu seinem Dopingfall. Ebenfalls zugegen sind Dopingexperte Matthias Kamber und Flückigers Anwalt.

Redaktion blue Sport

2.3.2023

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  • Die Pressekonferenz schauen

    Hier kannst du die Pressekonferenz noch einmal schauen.

  • Das war es von der Pressekonferenz

    Pressesprecher Rocha erklärt die Fragerunde nach fast zwei Stunden für beendet.

  • Warum hat Flückiger so lange geschwiegen?

    Mediensprecher Rocha führt aus: «Der Mensch stand immer im Vordergrund. Und da muss er in erster Linie gar nichts. Das Urteil kam am 18. August raus und das Urteil der Menschen war gefällt. Was hätte Mathias in dem Moment sagen sollen? Wir wollten nicht einfach irgendetwas kommunizieren. Wir wollten erst die Fakten wissen.» Hätten sie ein voreiliges Statement rausgebracht, hätte ihm ohnehin niemand geglaubt. Rocha meint: «Ich würde nicht hier stehen, hätte Mathias mit Epo gedopt. Ich will keinen Doper vertreten.»

    Auch Pachmann betont, dass Sportler in einer Zwickmühle stecken: «Die Dopingregeln verpflichten die Athleten zu beweisen, wo die Substanzen herkommen. Man kennt ja die Beispiele von Zahnpasta, Lebensmittel und ähnliches. Und das wird ja dann vielfach nicht geglaubt. Durch diese Regeln werden die Athletinnen und Athleten vielfach zu Lügnern gemacht.»

  • Was könnte aus rechtlicher Sicht auf die SSI zurückfallen?

    Pachmann sagt, dass man die Frage theoretisch beantworten könnte. «Aber in erster Linie muss der Mandant überzeugt sein. Es ist in der Regel ein langer Weg, den man einschlagen könnte. Aber das muss Herr Flückiger entscheiden. Aber ja, theoretisch besteht die Möglichkeit, dass die SSI für das Vergehen, für die Kosten oder so belangt werden kann.»

    Was sagt Flückiger dazu? «Ich will noch nicht zu weit in die Zukunft schauen, denn vieles ist noch ungewiss. Vieles macht jetzt noch keinen Sinn.»

    Mathias Flückiger hat harte Zeiten durchgemacht.
    Mathias Flückiger hat harte Zeiten durchgemacht.
    Keystone
  • Sind Sponsoren abgesprungen?

    Flückiger: «Ich habe gute Sponsoren, aber sie haben natürlich nicht gesagt, dass sie mich weiterhin zahlen. Es ist aber zum Glück auch niemand abgesprungen. Sie warten alle. Mit meinen privaten Sponsoren ist alles auf Eis gelegt. Ich habe keine negativen Rückmeldungen von Sponsoren bekommen, mit denen ich direkt in Kontakt stehe.»

  • Hätte der Verband intervenieren müssen?

    Der Pressesprecher macht deutlich, dass man nicht für den Verband sprechen könne.

  • Wie ist das Verhältnis zu Swiss Cycling?

    Flückiger: «Das weiss ich selbst nicht, das ist nicht geklärt. Ich bin schon mit einzelnen Verbandsmitgliedern in Kontakt, aber ich habe mich noch nicht mit Leuten ausgetauscht, die am 18. August vor Ort waren. Auch über die Zukunft habe ich noch nicht gesprochen, aber auch dieser Schritt ist in Planung.»

  • Wie argumentierte die Swiss Sports Integrity?

    Kamber: «Sie haben Abklärungen getroffen, wie gut mit Zeranol kontaminiertes Fleisch in der Schweiz erhältlich ist. Und die Möglichkeit ist sehr gering. Daher waren sie der Meinung, dass es Doping sein muss und haben deshalb so entschieden.» Doch es sei auch unwahrscheinlich, dass man vom Blitz getroffen werde, dennoch sei es möglich.

    Es gehe ihm nicht in erster Linie darum, Schuldige zu finden. Aber: Kamber: «Man muss jetzt die Lehren aus diesem Fall ziehen, alles auf den Tisch legen und sich fragen, was alles besser gemacht werden muss.»

    Anwalt Pachmann sagt zudem: «Theoretisch hätte der Athlet die Dopinprobe verweigern können, aber sie wissen, was dann passiert. Es ist nachvollziehbar, dass der Athlet dann mitmacht.»

  • Flückiger hat sich abgeschottet

    «Ich hatte Monate lang keine Medien konsumiert. Aber das war alleine meine Vorstellung, dass mich die Medien verurteilen. Das war mir klar. Ich bekam schon viele Feedbacks, was los ist in der Szene. Auch dort gab es Schwätzer, dass gelangte aber nur teilweise zu mir. Doping ist verpönt – zum Glück!» Mit der Vorstellung umzugehen, was über ihn gesagt werde, sei schwierig gewesen. «Ich habe hunderte WhatsApp-Nachrichten bekommen und davon haben mich nur zwei infrage gestellt. Alle anderen haben ebenfalls vermutet, dass etwas nicht stimmen kann. Drei, vier Wochen habe ich mein Handy nicht angefasst.»

  • Kann man wirtschaftlichen Schaden aus dem Fall einklagen?

    Zuerst äussert sich Flückiger: «Für mich ist ein Schaden entstanden. Aber ich will einfach, dass es vorbei ist. Was ich gelernt habe, ist, dass ich Tag für Tag nehme. Ich will mich gar nicht darauf konzentrieren, was man dann noch tun könnte.»

    Anwalt Pachmann meint: «Aus juristischer Sicht muss man es sicher prüfen. Die Möglichkeit gibt es.» Man müsse aber zuerst prüfen, ob die SSI etwas falsch gemacht habe. Aber: «Im ersten Moment wäre die Antwort ja, denn sie haben sich nicht an die vertraglichen Vorlagen gehalten. Aber die SSI ist sich dessen wohl auch bewusst.»

  • Kann sich der Fall noch lange herziehen?

    Anwalt Pachmann: «Erst nach der B-Probe hat Flückiger die Pflicht nachzuweisen, woher das Zeranol in ihm kam. Momentan liegt der Ball nicht bei ihm. Ich hatte auch schon Fälle, die sechs Jahre lang ging».

  • Wird es irgendwann Klarheit geben?

    Dopingexperte Kamber: «Das kann man nicht beantworten. Es gibt aktuell keine Fälle mit Zeranol. Es gab aber Fälle mit atypischen Resultaten, die von der Wada aber nicht aufgeführt wurden. Man kann es daher nicht sagen. Wenn ich Experte frage, dann sagen sie, dass es nicht gefährlich ist, weshalb es auch nicht gemessen wird.»

    Bachmann sagt: «Aktuell sind wir in der Phase, dass die SSI die verschiedenen Punkte der 'Stakeholder Notice' durchgeht. Danach gibt es den Entscheid, zum Beispiel den des abnormalen Resultats.»

  • Die Fragerunde ist eröffnet

  • Was ist Flückigers grösster Wunsch?

    «Ich will ohne Rucksack an der Startlinie stehen und befreit ein Rennen bestreiten können. Das Velofahren, was ich am liebsten mache, will ich geniessen und möchte unbeschwert in die Zukunft schauen.»

  • Flückiger über sein Comeback

    «Es war ein weiterer Meilenstein, zurück bei den Teamkollegen zu sein. Wir waren auch vorher immer ein bisschen in Kontakt, aber da war ich zum ersten Mal wieder mit allen im Training. Wir waren in Girona im Trainingslager und in Banoles fand ein Rennen statt. Ich wusste, dass ich schon gut in Form war. Dann kam mir der Gedanke, dass es jetzt schon soweit ist und ich nicht bis Gränichen AG (19. März) warten möchte. Es war ein tolles Erlebnis. Es hat mir etwas die Angst genommen. Ich wurde herzlich empfangen. Jeder meiner Rennkollegen hat mit auf die Schulter geklopft oder mir zugerufen. Das alles hat mir sehr gut getan und gab mir Kraft, an die Startlinie zu stehen. Auch abgesehen vom Resultat war es für mich ein grosser Erfolg.»

  • «Eigentlich hätte bis heute noch niemand davon erfahren sollen»

    Pachmann: «Was im Sommer passierte, war falsch. Man hätte alle Punkte der 'Stakeholder Notice' durchgehen müssen. Eigentlich hätte bis heute noch niemand davon erfahren sollen. die SSI ist jetzt zurück auf Feld eins. Wir haben die Hoffnung, dass die Behörde die Grösse hat, den Fehler einzugestehen.» Der Anwalt führt weiter aus: «Vor zwei, drei Wochen wurde Flückiger befragt. Das wäre eigentlich der 5. Schritt der 'Stakeholder Notice'. Seit dieser Befragung ist jedoch nichts mehr passiert.»

  • Das sagt der Doping-Experte zum DK-Urteil

    «Die Swiss Sports Integrity (SSI) hatte ihren Job nicht gemacht und wurde dadurch dazu verdonnert, das zu machen, was sie eigentlich im Sommer schon hätten machen sollen», sagt Kamber zum Urteil der Disziplinarkommision.

  • Flückiger über die Aufhebung der Sperre

    «Es war ein guter Tag für mich. Man hatte Fakten, die für uns schon lang sonnenklar waren. Die Angst war aber dennoch da, dass gegen mich entschieden wird. Ich war mit der Freundin in Disentis am Laufen, als mich mein Bruder anrief. Dann teilte er mir den Entscheid mit, dass die Sperre aufgehoben werden wurde.»

  • Am 17. Dezember kam Sperren-Aufhebung

    Anwalt Pachmann: «Wir hatten eine Berufung gemacht, gegen die Wertung der A-Probe. Die Disziplinarkommission kam schnell zum Schluss, das Ganze zu stoppen». Am 17. Dezember kam dann die Aufhebung der Sperre durch die DK.

  • Flückiger: «Was ich durchmachen musste, wünsche ich keinem anderen Sportler»

    Flückiger: «Was ich durchmachen musste, wünsche ich keinem anderen Sportler. Das kann jedem Sportler in diesem Antidoping-System passieren und das darf nicht sein. Die Ursache zur erklären, ist für mich sehr wichtig.»

  • Kamber stärkt Flückiger

    «Bei Lebensmitteln gibt es gar keine Grenzwerte für Zeranol. Wie will also ein Athlet glaubhaft sagen, dass es durch Kontamination in den Körper gelangt ist?» Weiter sagt Kamber: «Ich will niemanden vertreten, der Doping betreibt. Ich habe 30 Jahre gegen Doping gearbeitet. Wir müssen diese aus dem Verkehr ziehen, die dopen, aber eben auch jene schützen, die es nicht machen. Wie kann man einem Athleten das zumuten, wenn diverse Experten nicht erklären können, wo die Substanz herkommt.»

  • Dopingexperte Kamber kommt zu Wort

    «Wenn man Zeranol anschaut, ist es gar nicht geeignet für Mikrodosierungen. Man hat herausgefunden, dass es eine grosse Menge bräuchte. Man hat sofort eine Haarprobe veranlasst, da die Substanz über längere Wochen in den Haaren eingelagert wäre. So konnte man prüfen, ob die Substanz über einen längeren Zeitraum eingenommen wurde. Und das war nicht der Fall, die Haarprobe war negativ.» Kamber erklärt, dass Flückiger Fleisch aus Brasilien und Ungarn gegessen habe. Dies im Nachgang zu belegen sei aber sehr schwierig.» Und: «Weltweit gebe es keine einzige wissenschaftliche Arbeit, die Zeranol als Dopingmittel belegen könne.»

    Doping-Experte Matthias Kamber
    Doping-Experte Matthias Kamber
    SDA
  • Zeitsprung in den September

    Anwalt Pachmann spricht über die Anfänge der Anfechtung der Sperre. «Wir haben angeboten, alles zusammen anzuschauen, darauf wurde aber nicht eingegangen.» Das Team wollte natürlich, dass so schnell wie möglich Licht ins Dunkle kommt. «Es gab zwei Schritte, nicht nur die Einsprache gegen die Sperre. Wir haben angefochten, dass die A-Probe abnormal ist. Sie war nicht positiv, sondern nur atypisch. Das haben wir bei der Disziplinarklammer angefochten. Diese hat dann auch veranlasst, dass nicht von Swiss Sport Integrity (SSI) weitergetestet wird. Die B-Probe wurde deshalb nicht geöffnet.»

    Flückigers Rechtsanwalt Dr. Thilo Pachmann.
    Flückigers Rechtsanwalt Dr. Thilo Pachmann.
    SDA
  • Der Bruder als wichtige Stütze

    «Mein Umfeld ist in den letzten 34 Jahren aufgestellt worden. Ich war in den ersten Tagen gar nicht funktionsfähig.» Nur dank seines Teams habe er die Zeit überstanden. «In erster Linie mein Bruder Lukas, der das Ganze managte.»

  • Hoffnung kam langsam zurück

    Bis im November sei er nur lockere Einheiten gefahren. Doch irgendwann kam die Hoffnung zurück, vielleicht auch wieder einmal Rennen zu fahren.

  • Wie war es, das erste Mal wieder auf dem Bike zu sitzen?

    «Ich hatte mega Angst, nach dem Vorfall, wieder auf ein Bike zu sitzen. Als ich es dann aber doch machte, nahm ich einen guten Freund mit und hatte wieder ein gutes Gefühl.» Aber: «Jedes Mal, wenn ich an Spitzensport gedacht habe, hat es mir einen Stich ins Herz geben. Für mich war klar, dass ich nie mehr am Start stehen werde.»

  • «Mit mir hatte niemand Mitleid»

    «Es war ein Riesen Schicksalsschlag. Das erleben ganz viele Leute auf der Welt. Der Unterschied zu mir: Mit mir hatte niemand Mitleid, weil alle dachten, ich hätte etwas Verbotenes gemacht.»

  • Reines Gewissen hilft nicht

    Er habe «das beste Gewissen» gehabt, «aber all die Leute da draussen haben mir nicht geglaubt. Die ganze Medienlandschaft in der Schweiz und auch im Ausland glaubten mir nicht. Ich hatte es nicht mehr in der Hand.»

  • Die pure Hoffnungslosigkeit

    «Der Blick in die Zukunft war sehr schwierig. Das war das erste Mal in meinem Leben, wo ich null Hoffnung hatte. Aber irgendwo im Hinterkopf gibts diese Hoffnung normalerweise schon, aber da war ich frei von Hoffnung.» Eine wichtige Stütze war seine Freundin: «Meine Freundin kündete ihre Stelle als Lehrerin und war einfach da für mich. Wir gingen in den Wald und konnten ein bisschen Abstand gewinnen von der Realität.»

  • Flückiger hat eine harte Zeit hinter sich

    «Die Folgetage nach dem 18. August waren fast noch schlimmer als der 18. selber. Es war schwierig, das Ganze zu realisieren. Ich kam in die Schweiz zurück, habe mich abgeschirmt von der Öffentlichkeit.» Was den 18. August angehe, da habe er sogar Erinnerungslücken. «Ich erwachte in einem weissen Zimmer und alles war nur leer. Es dauerte Wochen, bis ich mich wieder wagte, rauszugehen. Ich fürchtete, Leute zu begegnen, die mich verurteilen.»

  • «Fleischkontamination»

    Anwalt Pachmann spricht mehrmals von einer «Fleischkontamination», um die es sich im Fall Flückiger gehandelt haben soll. 

  • Das sagt der Dopingexperte Kamber

     «Zeranol ist kein typisches Anabolikum. Das wirkt anders als andere Anabolika und wirkt sich eher negativ auf sportliche Leistungen aus. Deswegen wird es im Sport auch nicht verwendet.» Zeranol war der Stoff, der bei Flückigers Probe gefunden wurde. Kamber sagt weiter: «Ein Gramm Zucker in einem Schwimmbad aufzulösen, hätte etwa dieselbe Wirkung wie der gefundene Wert des Zeranols in Flückigers Körper.»

  • Lebensmittel verunreinigt?

    «Vieles deutete auf eine Lebensmittelverunreinigung hin», erklärt Flückigers Anwalt. Darauf deuteten auch die Probe hin, die unter dem Grenzwert lag.

  • Flückigers Pause vor dem Dopingfall

    Mitte Juli hatte Flückiger einen positiven Covid-19-Fall, erklärt sein Pressesprecher. Deswegen musste der Mountainbiker damals einige Zeit pausieren.

  • Hat das Labor nicht korrekt gehandelt?

    «Das Labor hätte nach dem ersten Screening der atypischen Dopingprobe sofort nochmals nachprüfen müssen. Die notwendige Information des Labors kam nicht. Das geht so nicht», erklärt Flückigers Anwalt.

  • Flückigers Anwalt spricht

    Flückigers Rechtsanwalt Dr. Thilo Pachmann ergreift das Wort und erklärt: «Von Anfang an sind viele Sachen schiefgelaufen.» Pressesprecher Rocha schiebt nach: «Beide Proben am 10. und 12. Juni 2022 bei Rennen in Österreich waren negativ.»

  • Tränen bei Flückiger

    Jetzt wird es emotional. Bei Flückiger kommt alles wieder hoch und er kämpft gegen die Tränen an.

  • Entscheid der Kommunikation

    Es habe grosse Uneinigkeiten und einen Schlagabtausch gegeben. «Am Ende wurde entschieden, das um 21.30 Uhr an die Öffentlichkeit zu bringen.»

  • Schreiend nach Luft gerungen

    Flückiger schildert sichtlich berührt, was ablief. «Die Teamkollegen sagten mir, sie hätten mich schreien gehört. Ich mag mich noch erinnern, dass ich nach Luft gerungen habe. Man hat sich dann entschlossen, dass ich nicht ins Hotel gehen könne und im Bus bleiben und von dort direkt in die Schweiz heimfahren müsse.»

  • Probleme mit dem Stream

    Wir versuchen, das Problem so schnell wie möglich zu beheben.

  • Flückiger: «Ich höre den Satz noch heute»

    Flückiger: «Wir waren an den European Games in München. Wir waren am Nachmittag kurz auf der Strecke. Es war eine spezielle, aber interessante Strecke. Nach der Besichtung war ich mit ein paar Nationalmannschaftskollegen ausfahren. Dann bin ich zum Team zurückgekommen, dort war auch der Teambus, den ich zum Umziehen betreten habe. Während ich mich am Umziehen war, habe ich gemerkt, dass weitere Leute in den Bus kommen. Ich dachte ich muss raus, weil sie eine Sitzung haben. Doch dann ging die Türe zu. Es waren auch noch Personen von Swiss Cycling da. Vom Geschäftsführer wurde mir dann mitgeteilt, dass es im Sommer eine positive Probe gegeben hat. Ich höre den Satz noch heute und es ist glaube ich das Schlimmste, was ich bislang gehört habe. Das war die schlimmste Sekunde meines Lebens.»

  • Der Fall wird aufgerollt

    Flückiger erklärt, weshalb er zur Medienkonferenz eingeladen hat. «Ich freue mich heute, gewisse Sachen erzählen zu dürfen und Fakten zu präsentieren.» Matthias Kamber spricht über die wissenschaftlichen Aspekte, ein Anwalt ist ebenfalls dabei.

  • Flückiger bedankt sich bei seinem Umfeld

    Er habe nicht gewusst, ob er diese Last tragen könne. «Aber ich bin mega dankbar, dass ich heute hier bin.» Flückiger bedankt sich bei allen, die ihm geholfen haben, dass er das durchstehen könne. «Ohne all die Leute, die um mich waren, das Team, meine Freundin, mein Bruder und es gibt noch ganz viele mehr, die hinter mir standen. Ich werde ihnen das nie vergessen.»

  • Flückiger spricht über die harte Zeit

    «Ich bin nervös, aber ich bin froh, dass ich heute darüber sprechen kann, was ich in den letzten sechs, sieben Monaten erlebt habe. Der 16. August 2022 war der Tag, an dem ich eine Stufe vor dem Abgrund stand. Alle Werte, auf die ich mein Leben lang wert gelegt habe, wurden von einer Sekunde auf die andere genommen. Seither ist mehr als ein halbes Jahr an dem ich alles verloren habe, was ich mir aufgebaut habe. Aber auch meine Familie, mein Umfeld. Alle Erfolge, die ich mal feiern durfte, der zweite Platz an Olympia, den Weltcup den ich gewinnen konnte. Alle schönen Emotionen waren kaputt und wertlos.»

  • Die Medienkonferenz ist eröffnet

    Es sei ein komplexer Fall, verschiedene Ebenen sollen beleuchtet werden. Es sei wichtig, dass Matthias Flückiger heute darüber sprechen können, wird die Medienkonferenz eingeleitet.

  • Gleich geht es los

    In wenigen Augenblicken wird Matthias Flückiger vor die Medien treten und über den Dopingverdacht sprechen.

Der Olympia-Zweite von Tokio nahm am Sonntag im Rahmen seines Trainingslagers in Spanien zusammen mit anderen Weltcup-Athleten in Banyoles an einem UCI-Event teil. Mit 29 Sekunden Rückstand auf den südafrikanischen Sieger Alan Hatherly belegte der 34-jährige Berner den 6. Platz.

Am Donnerstag tritt Flückiger nun im Rahmen einer Medienkonferenz in Bern zum ersten Mal seit seiner provisorischen Sperre an die Öffentlichkeit.

Die Vorgeschichte

Flückiger wurde am 18. August 2022 darüber in Kenntnis gesetzt, dass er am 5. Juni anlässlich der Schweizer Meisterschaften im Cross-Country eine positive Dopingprobe abgeliefert hatte. Es handelte sich dabei um das äusserst selten nachgewiesene Anabolikum Zeranol. Somit durfte er auch an den European Championships in München nicht an den Start gehen, wo er zu den Mitfavoriten gezählt hätte.

Im Dezember 2022 hat die Disziplinarkammer von Swiss Olympic die provisorische Dopingsperre gegen den Olympia-Silbermedaillengewinner von Tokio aufgehoben.

Flückiger hatte stets seine Unschuld beteuert. Für den 33-jährigen Berner und sein Betreuerteam war klar, dass angesichts der äusserst gering nachgewiesenen Menge, die A-Probe als atypisches und nicht als positives Resultat hätte gewertet werden müssen. Infolgedessen reichte der Gesamtweltcupsieger von 2021 am 16. September bei der Disziplinarkammer ein ausführliches Dossier mit Erklärungen und Entlastungsindizien ein.

Nach der Aufhebung der Sperre sagte Flückiger: «Ich habe nie gedopt. Der Entscheid der Disziplinarkammer ist für mich eine extrem grosse Erleichterung. Es waren die schlimmsten fünf Monate meines Lebens. Nach monatelangem, enorm belastendem Warten blicke ich nun wieder optimistisch in die Zukunft. Sportlich bin ich motivierter denn je, und ich arbeite täglich an meinem Comeback», zeigt sich Flückiger höchst erfreut.

Gammenthaler: «Die Geschichte mit Flückiger stinkt zum Himmel»

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Henri Gammenthaler ist ehemaliger Amateur-Rennfahrer, Rad-Experte und vor allem auch leidenschaftlich Radsportfan. Zum Fall «Mathias Flückiger» hat er eine ganz klare Meinung.

09.09.2022