Dopingsperre «Fortsetzung der antirussischen Hysterie» – Russland kündigt Einspruch gegen Sperre an

dpa/lbe

9.12.2019

Russland kündigt Einspruch an: «Sanktionen sind unangemessen und unlogisch»

Russland kündigt Einspruch an: «Sanktionen sind unangemessen und unlogisch»

09.12.2019

Die am Montag ausgesprochenen Sanktionen der WADA sorgen in Russland für viel Unverständnis und sollen beim Internationalen Sportgerichtshof angefochten werden. 

Russland will gegen die neuen Strafen der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) wegen der Manipulation von Moskauer Labordaten Einspruch einlegen. Russland werde für seine Sportler kämpfen, sagte die Parlamentsabgeordnete Swetlana Schurowa am Montag der Agentur Interfax zufolge. Und Russland werde die Strafen beim Internationalen Sportgerichtshof (Cas) in Lausanne anfechten, sagte der Parlamentsabgeordnete Dmitri Swischtschow vom Sportausschuss der Staatsduma.

Premierminister Dmitrij Medwedew nannte die Entscheidung der Wada «eine Fortsetzung der antirussischen Hysterie, die eine chronische Form angenommen hat». Er äusserte sich als erster hochrangiger russischer Politiker. Er sprach sich dafür aus, dass Russland Einspruch gegen die Entscheidung einlegen solle.

«Sanktionen unangemessen und unlogisch»

Die WADA hatte auf ihrer Exekutivsitzung in Lausanne beschlossen, Russland für vier Jahre von den Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften auszuschliessen. Demnach dürfen russische Sportler nur als neutrale Athleten ohne Nationalflagge teilnehmen. Die WADA-Entscheidung sei ein Mittel, um russische Athleten aus dem internationalen Sport zu verbannen, kritisierte der Vize-Chef des russischen Parlaments, Pjotr Tolstoi.



Ebenfalls kritisch äusserte sich der Leiter des Olympischen Komitees, Stanislav Pozdnyakow: «Diese Sanktionen sind unangemessen, unlogisch und übertrieben. Wir sind überzeugt, dass russische Athleten als Teil der vom olympischen Komitee gebildeten Mannschaft zu den Olympischen Spielen in Tokio reisen sollten, wie es im olympischen Kodex heisst» (Video oben).

Ganus: «Die Tragödie war abzusehen»

Andere Töne dagegen schlägt die russische Anti-Doping-Agentur (Rusada) an und fordert eine Änderung der Kultur in Russland. Der Umgang mit Doping habe sich in den vergangenen Jahren nicht grundlegend geändert – entgegen den Ankündigungen der Funktionäre. Rusada-Chef Jurij Ganus spricht von einer Tragödie: «Sie war abzusehen - und das ist das Schlimmste. Mich macht es unzufrieden, dass die Leidtragenden des Skandals die Sportler sind. Sie sind die Geiseln dieses Schreckens, das ist die eigentliche Tragödie.»

So zum Beispiel die Hochsprung-Weltmeisterin Mariya Lasitskene, eine der wenigen russischten Athletinnen, die sich wiederholt kritisch zu den Zuständen in Russlands Sport äusserte. «Was heute passiert ist, ist eine Schande", schrieb Lasitskene auf Instagram. Sie habe nie an die Geschichte der russischen Offiziellen geglaubt, alles werde gut. «Es ist beschämend, dass die Athleten allein in ihrem Kampf sind, und die Sportverantwortlichen uns die ganze Zeit nur mit Worten verteidigen.»

Die Entscheidung des Wada-Exekutivkomitees am Montag sei deshalb erwartbar gewesen: «Dass sie einstimmig getroffen wurde, sagt alles», schlussfolgert Ganus. In den staatlichen und staatsnahen russischen Medien sei seit Tagen über eine angebliche Kampagne gegen Russland zu lesen. Doch: «Es gibt keine Kampagne gegen Russland, in der ganzen Welt wird gegen Doping gekämpft - und wir müssen es endlich auch tun», findet Ganus. Deshalb sei das der «Moment der Wahrheit für die russischen Sportbehörden. Es ist notwendig, Schritte einzuleiten.»


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