Die vom Wind geprägte 6. Etappe der Tour de France wird zur Beute von Dylan Groenewegen. Der Niederländer meistert in Dijon den Sprint des Feldes. Leader Tadej Pogacar bleibt in Gelb.
Einen Tag nach dem Rekordsieg von Mark Cavendish überliess der Altstar die Bühne wieder der jüngeren Konkurrenz. Während der 39-jährige Brite als 19. weit weg von seinem 36. Tagessieg an der Frankreich-Rundfahrt war, machte Dylan Groenewegen mit seinem sechsten Streich seit 2017 für sich das halbe Dutzend voll.
Den Schnabel zuvorderst
Der niederländische Meister hatte in den letzten Tagen vor allem wegen seiner modischen Schnabel-Brille ("Sie schützt gegen die Sonne und der Nasenaufsatz ist für die Aerodynamik") auf sich aufmerksam gemacht. Bei der erwarteten Sprintankunft in Dijon überzeugte Groenewegen primär durch Leistung.
Als Einziger wählte der 31-Jährige aus dem Team Jayco AlUla die äusserste linke Fahrbahn und damit die beste Linie. Auf den letzten Metern schob sich Groenewegen noch am Belgier Jasper Philipsen vorbei, der später allerdings relegiert wurde, weil er nach Ansicht der Jury seinen Landsmann Wout van Aert behindert hatte. Den 2. Platz «erbte» der Eritreer Biniam Girmay. Der Sprintsieger der 3. Etappe in Turin ist weiter Träger des grünen Punktetrikots.
Visma versuchts mit Windstaffeln
Im 163,5 km langen Teilstück, das bei Regen, Sonne und wechselnden Windverhältnissen ausgetragen wurde, gab es einmal mehr keine Ausreissergruppe. Stattdessen versuchte das Team Visma-Lease a Bike um Vorjahressieger Jonas Vingegaard mit Windstaffeln das Feld zu zersplittern – allerdings nur mit kurzzeitigem Erfolg.
Letztlich bekundete Tadej Pogacar keine Mühe, in der zweiten Flachetappe in Folge das Maillot jaune erfolgreich zu verteidigen. Vor dem Zeitfahren am Freitag über 25,3 km von Nuits-Saint-Georges nach Gevrey-Chambertin führt der Slowene im Gesamtklassement weiterhin mit 45 Sekunden Vorsprung vor dem belgischen Zeitfahr-Weltmeister Remco Evenepoel. Dritter ist mit Vingegaard der Gesamtsieger der letzten beiden Jahre (50 Sekunden zurück).
Ambitioniertes Schweizer Duo
Während erwartet wird, dass Evenepoel am Freitag im ersten von zwei Einzelzeitfahren dieser 111. Tour de France im Regenbogentrikot seine ganze Klasse ausspielen wird, schielen mit Stefan Küng und Stefan Bissegger auch zwei Schweizer auf ein Topergebnis. Für die beiden Thurgauer dient die Prüfung im Kampf gegen die Uhr auch als Standortbestimmung im Hinblick auf die Olympischen Spiele in Paris. Dass der Parcours bis auf eine kurze, 1,6 km lange Steigung fast durchgehend flach verläuft, kommt dem Schweizer Duo entgegen.