Der Tag vor dem WM-Strassenrennen der Männer in Imola steht für die Schweizer Equipe im Zeichen der Streckenbesichtigung. Teamleader Marc Hirschi meldet: «Ich bin gesund und fit.»
Vor vier Wochen startete Marc Hirschi zu seiner ersten Tour de France. Über 90 Stunden verbrachte er verteilt auf 21 Etappen im Rennsattel und fuhr dabei ins Rampenlicht. Der Schweizer Shootingstar gewann eine Etappe und erhielt die Auszeichnung zum kämpferischsten Fahrer, notabene bei seiner ersten dreiwöchigen Rundfahrt.
Mittlerweile, knapp eine Woche nach dem Ende der Tour, hat sich Hirschi von den Anstrengungen gut erholt. Die Schürfwunden, die von seinem Sturz in der Abfahrt vom Col des Saisies in der 18. Etappe herrühren, seien relativ gut verheilt. Und die gute Form, konnte er sie konservieren? «Es fühlte sich alles noch ein bisschen träge an im Training. Eigentlich wie erwartet. Aber ich bin gesund und fit», gibt sich Hirschi zuversichtlich.
Der Berner ist erst am Freitag, also einen Tag später als seine Teamkollegen, nach Italien gereist. Um etwas mehr Abstand zu gewinnen vom ganzen Rummel, der in den letzten Tagen und Wochen um seine Person entstanden ist. «Ich habe in dieser Woche versucht, etwas abzuschalten und nicht zu fest an Imola zu denken.» Dass die Erwartungen an seine Person nach den starken Auftritten in Frankreich gestiegen sind, damit hat er kein Problem. «Klar spüre ich den Druck der Medien ein bisschen. Bis jetzt kann ich aber gut damit umgehen. Ich liess es in dieser Woche bewusst nicht an mich herankommen.»
Hirschi: «Alles muss stimmen»
Bei vielen Experten steht Hirschi am Sonntag weit oben auf der Favoritenliste. Auch für den Schweizer Nationaltrainer Marcello Albasini ist der 22-Jährige aus Ittigen einer der fünf Topfavoriten auf den WM-Titel. Hirschi selber gibt aber den Teamplayer. «Es geht hier nicht nur um mich, sondern darum, dass wir als Nationalmannschaft das beste Resultat herausfahren können.» Sie hätten auf dem Papier zwar einen Leader, aber es gebe auch andere Fahrer im Team, die ein gutes Ergebnis einfahren könnten. «Es wird extrem wichtig sein, dass wir proaktiv fahren. Dass immer jemand vorne dabei ist», hält der U23-Europameister von 2018 fest.
Gerade bei einer WM müsse man immer viele Fahrer im Auge behalten, eine Prognose sei deshalb äusserst schwierig. «Die Tagesform, die Fahrweise, die Taktik – alles muss stimmen», so Hirschi. Gemeinsam mit seinen Teamkollegen Michael Albasini, Enrico Gasparotto, Michael Schär, Silvan Dillier und Simon Pellaud besichtigte er am Samstag den gut 29 km langen und mit zwei knackigen Steigungen gespickten Rundkurs, den es am Sonntag neunmal zu bewältigen gilt.
Ebenfalls auf dem Programm standen für den Schweizer Hoffnungsträger: Medientermine, Massage und ganz wichtig am Tag vor dem Wettkampf: «Die Kohlenhydratspeicher auffüllen.» Die Frage am Sonntag ist: Wem vergeht auf den gut 260 km der Appetit zuerst? Der Schweizer Medaillenhunger scheint noch nicht gestillt.