Handball Hypnose – ein Puzzleteil zum Erfolg

sfy, sda

12.1.2024 - 18:13

Nutzt die Hypnose, um im Handball vorwärts zu kommen: Cédrie Tynowski, rechter Flügel im Schweizer Nationalteam
Nutzt die Hypnose, um im Handball vorwärts zu kommen: Cédrie Tynowski, rechter Flügel im Schweizer Nationalteam
Keystone

Der rechte Flügel Cédrie Tynowski ist schon lange ein fester Bestandteil der Schweizer Handball-Nationalmannschaft. Um die Leistung zu optimieren, nutzt er auch die Hypnose.

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Cédrie Tynowski spielt seit eh und je für Pfadi Winterthur. In der NLA war bis 2021 Adrian Brüngger sein Trainer. Der bald 48-Jährige verdient heute sein Geld mit Hypnose. Bei Pfadi kommt diese schon länger zur Anwendung. Doch ist das nicht nur Hokuspokus?

«Hypnose ist nur ein Zustand, wie schlafen oder wach sein», stellt Brüngger im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA zunächst klar. «Jeder Mensch ist mehrmals täglich in diesem Zustand, beispielsweise kurz vor dem Einschlafen.» In einer umfassenden Studie kam heraus, dass es mindestens zwei unterschiedliche hypnotische Zustände gibt.

Der Schlüssel zum Unterbewusstsein

Was kann mit einer Hypnose erreicht werden? «Sie ist der Schlüssel, um mit dem Unterbewusstsein arbeiten zu können, um Zugang zu den dort gespeicherten Informationen zu erhalten. Denn das Unterbewusstsein hat einen enormen Einfluss auf das Verhalten eines Menschen, welche Entscheide er trifft, wie er sich fühlt. Es ist zuständig für alle Emotionen.»

Auch Gewohnheiten werden vom Unterbewusstsein gesteuert. Das Verhalten in gewissen Situationen ist sozusagen programmiert. Dieses in Drucksituationen zu ändern, ist unmöglich, egal, was beispielsweise ein Trainer an der Seitenlinie sagt. «Die Suggestionen kommen nicht an im Unterbewusstsein, das macht es so schwierig, aus einer negativen Situation herauszukommen», sagt Brüngger.

Das Problem ist, dass das Bewusstsein der langsame Teil des Gehirns ist, während das Unterbewusstsein wie ein Autopilot alles ohne Mühe und unglaublich schnell macht. Jedoch ist letzteres faul, es will sich nicht verändern. Das kann mit Hypnose erreicht werden. Mit einer solchen können ungewollte Verhaltensmuster wie Ängste oder Blockaden, also Emotionen, die einer Leistung schaden, neutralisiert werden.

«Es ist nicht so, dass wir mit negativen Emotionen auf die Welt kommen, diese sind die Folgen von Ereignissen, an die man bewusst meistens keine Erinnerung hat», so Brüngger. Mit einer Hypnosetherapie können diese nicht nur neutralisiert, sondern je nach Bedarf neu programmiert werden. Im Weiteren kann man dank Hypnose lernen, den Flow-Zustand bewusst zu erreichen. Einfluss auf die Persönlichkeitsentwicklung kann ebenfalls genommen werden. Zudem können Sportler ihre Mentalität und die mentale Stärke verbessern sowie die Regeneration und die Genesung nach Verletzungen positiv beeinflussen.

«Unfassbar effizient»

Wie geht das Ganze vor sich? Zunächst wird das Ziel der Sitzung festgelegt, dann, wenn jemand das erste Mal bei Brüngger ist, folgt eine ausführliche Anamnese, in der Folge erklärt er, was Hypnose ist und was nicht, worauf der gewünschte Zustand eingeleitet wird. Dafür gibt es verschiedene Techniken, die schnellste dauert nicht einmal eine Sekunde.

Ohnehin sei Hypnose «unfassbar effizient». So war die Blockade von Zehnkämpfer Simon Ehammer im Stabhochsprung nach einer Sitzung gelöst. Auch Schwinger Samuel Giger profitierte enorm von dieser Methode. «Es ist keine Hexerei, wenn man weiss wie», sagt Brüngger und betont: «Ich bin nur der Coach, Hypnose kann nicht wie eine Pille verabreicht werden, der Klient muss es selber machen und wollen.»

Diesen Punkt hebt auch Tynowski hervor: «Du gibst die Kontrolle nie ab.» Der 27-Jährige hat schon diverse Einzelsitzungen hinter sich, allerdings nicht mit Brüngger, da er lange sein Trainer war. Mittlerweile fällt es Tynowski einfacher den angestrebten Zustand zu erreichen.

Aha-Moment für Tynowski

Was hat er für Erfahrungen gemacht: «Einmal ging ich hin, um nach einer Verletzung den Heilungsprozess zu beschleunigen. Dabei musste ich quasi eine Reise zu den Zellen machen und beschreiben, wie es dort aussieht. Danach erhielt ich das Feedback, dass die Wissenschaft die Zelle eigentlich genau gleich beschreiben würde, wie ich das getan hätte. Das war ein Aha-Moment, da ich mich nie mit diesem Thema auseinandergesetzt hatte.»

Geholfen habe ihm eine solche Sitzung auch, als er einmal über eine längere Zeit nicht gut gespielt habe. Brüngger ergänzt: «Hypnose ist bloss ein Puzzleteil, kann dabei helfen, das Potenzial voll auszuschöpfen. Im Spitzensport ist die Marge zwischen Sieg und Niederlage sehr klein, oft gewinnt der mental stärkere. Aber auch wir können aus einem Ackergaul kein Rennpferd machen.»