Sieben Monate nach ihrem schweren Sturz befindet sich Jolanda Neff auf bestem Weg zurück zu alter Stärke. «Dass ich schon so gut mithalten kann, ist sehr erfreulich», sagt die Schweizer Meisterin.
Jolanda Neff, letzte Woche staunten Sie über Ihren 2. Platz beim Comeback am Swiss Bike Cup in Leukerbad. Was sagen Sie nun zum überlegenen Schweizer Meistertitel in Gränichen?
«Das Rennen vor einer Woche, mein erstes, ging ich noch sehr vorsichtig an. Ich wusste nicht, wo ich stehe, wie mein Körper auf die Belastung reagiert. Entsprechend habe ich dosiert. Dass es dann so gut ging, überraschte mich sehr. Dieses Mal lief es sogar noch besser. Ich fand schnell meinen Rhythmus und fühlte mich sehr gut. Ich freue mich, dass ich schon auf einem so guten Level bin.»
Für Sie ist es bereits der sechste Schweizer Meistertitel bei der Elite, inklusive Nachwuchsstufen sogar der elfte. Ist es angesichts der Vorgeschichte mit der langen Verletzungspause und der fehlenden Rennpraxis auch wegen der Corona-Pandemie trotzdem ein spezieller?
«Es ist sogar mein schönster. Vor einem halben Jahr war so ein Resultat für mich undenkbar. Fünf Monate lang nahm ich mich nach der Verletzung extrem zurück, erst seit zwei Monaten bin ich wieder richtig am trainieren. Zu sehen, dass ich es trotzdem noch kann, dass ich mit einem Puls von 180 keine Atemprobleme bekomme, dass ich im Training Gas gegen kann und null Schmerzen habe, tut sehr gut.»
Wo sehen Sie sich auf Ihrem Weg zu alter Stärke? Haben Sie Referenzwerte?
«Einen Leistungstest habe ich seit der Verletzung noch keinen gemacht. Ich dachte eigentlich, dass ich im Vergleich zu den Werten vom November letzten Jahres noch meilenweit von meiner Topform entfernt bin. Dass ich mit nur zwei statt wie üblich fünf Monaten richtigem Training so gut mithalten kann, ist sehr erfreulich. Das hätte ich nie gedacht. Der Vergleich mit den besten Schweizerinnen ist eine gute Referenz, sie alle fahren im Weltcup vorne mit.»
Was sagt Ihnen das?
«Dass ich sieben Monate nach dem Unfall auf einem richtig guten Weg bin und es dem Körper vielleicht gut getan hat, einmal richtig herunterzufahren. So eine lange Pause hatte ich noch nie, seit ich als Sechsjährige anfing, Rennen zu fahren. Ich hielt es kaum einmal zwei Wochen aus, ohne zu trainieren. Dass ich jetzt noch den August und September habe, um voll zu trainieren, darauf freue ich mich sehr. Ich bin schon auf einem guten Niveau und weiss zugleich, dass ich noch viel Potenzial habe. Bis hierhin lieferten mir die ersten Rennen nur positive Erkenntnisse.»
Wegen dem Coronavirus bleibt es für die Mountainbiker kompliziert.
«Ich hoffe fest, dass die drei Rennen, die nun ab Oktober noch im Kalender sind, stattfinden können. Für den Auftakt in Nove Mesto schaut es angesichts der positiven Entwicklung in Tschechien, glaube ich, nicht schlecht aus. Am Schönsten wäre es, wenn es mit der WM in diesem Jahr noch klappt und wir bald wieder so etwas wie Normalität haben werden. Dass wir uns aber in einer neuen Situation befinden, ist völlig klar. Es wird nie mehr ganz so sein wie vorher.»