Ein Team gespickt mit internationalen Stars soll Katar an der Handball-WM in Deutschland und Dänemark zum Erfolg führen. Warum ist das möglich? Und müssen wir sowas in vier Jahren auch bei der Fussball-WM befürchten?
Danijel Saric, Rafael Capote, Jovo Damjanovic, Bertrand Roiné, Frankis Marzo. Raten Sie mal, für welches Nationalteam diese Handballer auflaufen. Serbien? Montenegro? Frankreich? Kuba? Das sind nur die Herkunftsländer dieser fünf Spieler, doch an der WM in Deutschland und Dänemark spielen die Handballer gemeinsam für Katar.
Wie schon 2015 bei ihrer Heim-WM haben die Katari ihr Team mit Söldnern verstärkt. Sie locken die internationalen Stars mit saftigen Gehältern sowie Spiel- und Titel-Prämien. Gemäss der deutschen Zeitung «Bild» können die Söldner in den beiden WM-Wochen bis zu 140'000 Euro absahnen.
Ein Titelgewinn Katars ist alles andere als unwahrscheinlich. Vor vier Jahren schaffte es die Wüsten-Truppe zuhause bis in den WM-Halbfinal, damals waren allerdings gerade einmal vier Einheimische im Kader des Teams vom Persischen Golf und sogar Fans wurden gekauft, damit in den Hallen für Stimmung gesorgt wird. 2017 erreichte das Söldner-Team den Viertelfinal.
Dieses Jahr sind immerhin 11 Spieler vom 18-Mann-Kader gebürtige Katari, dennoch zählt Katar zu den Geheimfavoriten. In der WM-Vorbereitung hat das Team um Star-Coach Valero Rivera – der Spanier gilt als erfolgreichster Vereinstrainer der Welt – kein einziges Testspiel verloren.
Verbandswechsel im Handball möglich
Teilweise bestritten die Söldner sogar Länderspiele für andere Nationen, Goalie Danijel Saric etwa kam 50 Mal für Serbien zum Einsatz. Im Handball ist ein Verbandswechsel möglich. Sofern der Spieler drei Jahre lang international nicht für sein Land aktiv war, kann er in ein anderes Land eingebürgert werden.
«Die Hälfte der Mannschaft kommt aus unserem Nachwuchs», wehrt sich Rivera gegen die Kritik. «Wir waren bei drei Turnieren jeweils unter den besten acht Mannschaften der Welt, das unterstreicht unseren Fortschritt.» Ob das ohne Söldner möglich gewesen wäre, darf bezweifelt werden.
Was passiert 2022 bei der Fussball-WM?
Tritt der Wüstenstaat in vier Jahren auch beim Fussball mit eingekauften Superstars an? Sehen wir bei der Winter-WM etwa Lionel Messi im Katar-Trikot? Soweit wird es (höchstwahrscheinlich) nicht kommen. Obwohl es nicht das erste Mal wäre, dass das Land vom Persischen Golf versucht hatte, Top-Fussballer einzubürgern. Wie vor der WM 2006 in Deutschland, wo der Fussballverband von Katar versucht hatte, mehrere Brasilianer (u.a. Ex-GC-Stürmer Ailton) für die Qualifikation von einer doppelten Staatsbürgerschaft zu überzeugen – mit einer Stange Geld, versteht sich.
Die FIFA machte den Scheichen aber einen Strich durch die Rechnung und verschärfte kurzfristig die Bedingungen, die ein Nationalspieler erfüllen muss. Seitdem reicht eine einfach Staatsbürgerschaft eben nicht mehr, um fürs Nationalteam spielen zu können. Der Spieler, ein Eltern- oder ein Grosselternteil muss auf dem Gebiet des betreffenden Fussballverbandes geboren sein. Eine neue Staatsbürgerschaft wird zudem nur anerkannt, wenn der Spieler nach seinem 18. Geburtstag mindestens fünf volle Jahre ununterbrochen im betroffenen Land wohnhaft war. Ausserdem kann kein Spieler den Verband mehr wechseln, wenn er schon ein Pflichtländerspiel für eine andere A-Nationalmannschaft bestritten hat.
Eine Söldner-Truppe wie jene bei der Handball-WM ist also im Fussball nicht möglich. Es sei denn, die FIFA ändert kurzerhand noch einmal ihre Regeln...