«The Digital Swiss 5» Küng gibt «Vollgas, solange es geht»

SDA

20.4.2020 - 17:37

Robin Froidevaux simuliert ein Strassenrennen mit getreuer Kraftbelastung.
Robin Froidevaux simuliert ein Strassenrennen mit getreuer Kraftbelastung.
Source: Keystone

Während auf der Strasse keine Radrennen ausgetragen werden können, messen sich die Profis im digitalen Wettkampf. Von Mittwoch bis Sonntag finden «The Digital Swiss 5» statt.

Das von den Veranstaltern der Tour de Suisse organisierte Rennen wird von SRF2 übertragen.

Tour de Suisse und Tour de Romandie: abgesagt. Mailand–Sanremo, Pariz–Roubaix, Flandern-Rundfahrt und Giro d'Italia: auf noch unbestimmten Zeitpunkt in diesem Jahr verschoben. Tour de France: findet gemäss aktuellem Stand statt, aber ab Ende August und damit zwei Monate später als ursprünglich geplant. Wegen der Coronavirus-Pandemie weiss bislang kein einziger Radprofi, wann er sein nächstes Rennen bestreiten wird.

Michael Schär spricht deshalb in der Online-Medienkonferenz von Swiss Cycling von «planlosem Training ohne Ziel», welches er und viele seiner Kollegen in diesen Tagen absolvierten. Dem Luzerner kommt der digitale Indoor-Wettkampf der Radprofis, die durch smarte Rollentrainer miteinander verbunden sind, zur Abwechslung gerade recht: «Ich bin zwar nicht der ausgewiesene Spezialist auf der Rolle, aber ich werde mein Bestes geben.» Das Ganze ähnele wohl einem einstündigen Einzelzeitfahren, vermutet Schär, da beim Indoor Cycling grundlegende Dinge des Strassenrennsports wie Taktik und Windschattenfahren fehlten.

Nicht mit echten Rennen zu vergleichen

Silvan Dillier sieht dabei die «Gefahr, dass man in die rote Zone gerät». Wie der Aargauer weiss auch Stefan Küng nicht, was genau ihn erwartet. Der Thurgauer Strassen-WM-Dritte verspricht, in den virtuellen Rennen «Vollgas, solange es geht», zu geben. Ein Teilstück wird in seiner engeren Heimat Frauenfeld ausgetragen. Da den Tagessieg zu holen, gefiele Küng, «obwohl natürlich der Stellenwert nicht zu vergleichen ist mit einem Sieg bei der echten Tour de Suisse».

Dillier widerspricht – im Scherz – seinem ehemaligen Teamkollegen: «Ein Etappensieg wäre für mich gleichbedeutend mit dem WM-Titel.» Nur um ein bisschen ernsthafter hinzuzufügen, dass ein Triumph zwar durchaus «schön wäre, aber natürlich nicht zu meinen obersten Saisonzielen gehört». Dillier (AG2R La Mondiale) wie Küng (Groupama-FDJ) fahren in den kommenden Tagen sowohl für ihr Team wie auch an einem Tag für die Schweizer Nationalmannschaft.

Der Swiss-Cycling-Nationaltrainer Marcello Albasini konnte praktisch alle namhaften Schweizer World-Tour-Fahrer aufbieten. Dazu nominierte er auch den einen oder anderen jungen Fahrer sowie auch Athleten von der Bahn (wie Claudio Imhof) und vom Mountainbike (Nino Schurter). Er sei gespannt, so Albasini, «ob sich zwischen diesen Fahrern markante Unterschiede ergeben». Gross taktische Ratschläge werde er mangels Erfahrung bei digitalen Rennen nicht geben, sagt der Thurgauer. Bei vergleichbaren Rennen in den letzten Tagen habe sich gezeigt, «dass die meisten Fahrer nach dem einstündigen Wettkampf völlig k. o. gewesen sind».

Pro Tag knapp 60 Fahrer im Einsatz

Die Zahl 5 bei «The Digital Swiss 5» steht für die Anzahl der kurzen Indoor-Cycling-Rennen. Diese werden von Mittwoch bis Sonntag jeweils ab 17 Uhr vom Schweizer Fernsehen live übertragen. An jedem Tag treten jeweils drei Fahrer der 16 World-Tour- und 3 Wildcard-Teams gegeneinander an – jeder bei sich zu Hause auf der Rolle. Von den knapp 60 Fahrern sind 15 per Video-Übertragung SRF2 zugeschaltet.

Das verbindende Element bei den Rennen ist die Software des tschechischen Indoor-Traininganbieters Rouvy. Die Fahrer sehen auf ihren Monitoren die Original-Streckenabschnitte gewisser Etappen der Tour de Suisse und in Echtzeit die Position ihrer Avatare im Wettkampf. Dabei gibt das Programm den jeweiligen Widerstand auf die Pedale – angepasst an die echte Topografie der Strecke. Ergänzt wird die virtuelle Streckensimulation mit Livebildern und Leistungsdaten der Profis.

Die Fans kommen trotz Social Distancing sehr nahe an ihre Idole heran. Denn jeden Abend um 19 Uhr kann sich die internationale Radgemeinschaft anlässlich des Fan-Rennens auf den identischen Streckenabschnitten mit der Elite vergleichen.

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