Die Ausgangslage vor dem Strassenrennen der Frauen an den Rad-Weltmeisterschaften in Flandern ist klar: Alle gegen die starken Niederländerinnen, heisst es am Samstag.
Auch Marlen Reusser und ihre fünf Schweizer Teamkolleginnen werden versuchen, die Oranje-Armada aus der Reserve zu locken. Obschon die Titelverteidigerin Anna van der Breggen nicht in bester Verfassung antritt, haben die Niederländerinnen gleich mehrere Anwärterinnen auf Gold in ihren Reihen.
Anders als im Zeitfahren zählt Reusser auf den 157,7 km zwischen Antwerpen und Leuven nicht zu den Topfavoritinnen. Auf der Rechnung haben wird sie die Konkurrenz aber allemal, hat die Späteinsteigerin zuletzt doch auch bei Massenstartrennen eindrücklich bewiesen, welch grosse Fortschritte sie in diesem Jahr gemacht hat. Davon zeugen ein Etappensieg und mehrere Tage im Leadertrikot.
«Nach einer langen Saison bin ich langsam etwas müde. Trotzdem bin ich motiviert.»
Schweizer Medaillenjägerin
Die vielen Positionskämpfe, die auf dem technisch hoch anspruchsvollen WM-Parcours zu erwarten sind, bereiten der 30-jährigen Bernerin deshalb keine Sorgen. Angesprochen, was im Optimalfall für sie drin liegt, antwortete Reusser mit einem Lachen: «Der WM-Titel», um dann gleich zu konkretisieren: «Auf dieser Strecke ist viel möglich. Der Kurs ist nicht hoch selektiv. Grundsätzlich mag ich es eher, wenn es schwierigere Hindernisse hat. Ich erwarte deshalb ein sehr taktisches Rennen.»
Kam die WM-Silbermedaille am Montag im Einzelzeitfahren für Reusser noch einer grossen Enttäuschung gleich, wäre ein Podestplatz im Strassenrennen eher als Überraschung zu werten. Wie viel Benzin sie noch im Tank hat, weiss die Zeitfahr-Europameisterin und Olympia-Silbermedaillengewinnerin nicht. «Nach einer langen Saison bin ich langsam etwas müde. Trotzdem bin ich motiviert. Mit Elise Chabbey und den beiden Mountainbike-Spezialistinnen Sina Frei und Nicole Koller sind wir zudem gut aufgestellt. Ich bin guter Dinge.»