Mattias Skjelmose Trotz wenig Talent und Schicksalsschlägen zum Sieg an der Tour de Suisse

sda

19.6.2023 - 05:00

Von den Emotionen übermannt: Mattias Skjelmose, Sieger der Tour de Suisse 2023.
Von den Emotionen übermannt: Mattias Skjelmose, Sieger der Tour de Suisse 2023.
Keystone

Mattias Skjelmose gewinnt als erster Däne die Tour de Suisse. Die Geschichte des 22-Jährigen, der von sich sagt, ein Einzelgänger zu sein, ist alles andere als gewöhnlich.

19.6.2023 - 05:00

Als Mattias Skjelmose am Sonntag in Abtwil die Ziellinie überquert, kann er seine Emotionen nicht zurückhalten. Der junge Mann vom Team Trek-Segafredo hat soeben zum ersten Mal eine Rundfahrt der World Tour gewonnen. «Es ist eine Kombination aus den vielen Opfern, die ich erbringen musste, und dem Tod von Gino», erklärt Skjelmose im Siegerinterview seine Tränen.

Die Geschichte des jungen Mannes aus dem traditionellen Arbeiterviertel Amagerbro in Kopenhagen zeigt: Er hat schon mehr erlebt als viele andere im Peloton.

Wenig Talent, viel Arbeit

Als leicht introvertierter, übergewichtiger und schüchterner Junge, der weder gut in Ballspielen noch besonders geschickt auf dem Velo war, begann er mit elf Jahren mit dem Radsport. Vier Jahre später gewann Skjelmose, der von sich sagt, ein Einzelgänger zu sein, sein erstes Rennen.

Skjelmose lernte schnell, dass er nicht das grösste körperliche Talent hatte, aber auch, dass dies nicht das Wichtigste war. Stattdessen hatte er ein Talent dafür, hart zu arbeiten.

2018 war er mit 17 drauf und dran, die europäische Juniorenszene zu erobern. Er wurde Dritter bei Paris-Roubaix und fühlte sich unbesiegbar. Das stieg ihm zu Kopf. Er war ein Gewinner, der eine grosse Zukunft vor sich hatte.

Dopingsperre und Partynächte

Doch im Sommer des gleichen Jahres lief etwas furchtbar schief. Skjelmose wurde positiv auf ein verunreinigtes Nahrungsergänzungsmittel getestet, das er versehentlich zu sich genommen hatte. Eine Sperre hielt ihn acht Monate lang vom Velofahren ab. Stattdessen schlug er sich an den Wochenenden die Nächte mit Partys um die Ohren. Der einstige Siegfahrer verlor in dieser Zeit viele Freunde. Kaum war er erwachsen, musste er diese Krise bewältigen.

Durch einen Vertrag mit dem Entwicklungsradteam Leopard Racing kehrte Skjelmose schliesslich zum Radsport zurück, bis ihn im Mai 2019 ein Schicksalsschlag erneut aus der Bahn warf. Ein guter Freund, der Teil des Junioren-Nationalteams war, wurde im Training von einem Auto angefahren und starb.

Das Velo als Therapiemittel

Skjelmose fiel es schwer, Trauer zu zeigen. Stattdessen benutzte er das Velo, um die schlechten Gedanken loszuwerden. Er realisierte, dass er allein sein muss. Seither hat er keine Angst mehr vor dem Alleinsein.

2019 bietet im Trek-Segafredo einen Profivertrag an. Er selbst zahlt das Vertrauen mit starker Leistung zurück. Im vergangenen September feiert Skjelmose an der Luxemburg-Rundfahrt seinen ersten Sieg als Profi. Mit seinem Triumph an der Tour de Suisse hat seine sportliche Laufbahn einen vorläufigen Höhepunkt erreicht.

Sein nächstes Ziel ist die Tour de France im Juli. Auch dort will Skjelmose im Gesamtklassement eine gute Rolle spielen. Als Einzelgänger im Team.

sda