Iouri Podladtchikov will helfen und meldet sich in Zeiten der Corona-Pandemie freiwillig zum Dienst. Heute Donnerstag rückt der Olympiasieger von Sotschi in die Genieschule 73 in Brugg ein.
Der Snowboarder, der sein Können normalerweise in der Halfpipe in den Schnee zaubert, wird seinen freiwilligen Einsatz vom 2. bis 12. April in Brugg leisten. Dort wird der 31-Jährige verschiedene Hilfsmittel herstellen, die den Truppen im Einsatz dienen sollen. Zum Beispiel Holzrahmen, in welche danach Schutzscheiben eingesetzt werden, die schliesslich dem Übertragungsschutz bei Schaltern dienen – ähnlich wie bei Kassen in Einkaufsläden. Ob Podladtchikov in dieser Zeit auch als Leiter für den Sport eingesetzt wird, bleibt offen.
Am Anfang des ausgemachten Einsatzes steht eine SMS, die der Schweizer an den Verantwortlichen im Kompetenzzentrum Sport Armee in Magglingen, Franz Fischer, schickt: «Lieber Franz, ich komme nach Hause (New York) und würde gerne helfen bei dieser Katastrophe.» Nach einigen Fragen am Telefon findet man gemeinsam eine Lösung für einen Hilfseinsatz anstelle eines Spitzensport-WK.
«Ich bin gerne von Nutzen»
In einem Interview auf der Seite des Bundes erklärt Podladtchikov, er habe diesen Entscheid nach der kompletten Schliessung seiner Fotografieschule in New York gefasst: «Ich machte mir Gedanken, was ich tun könnte, wenn ich nicht studieren, nicht Sport treiben kann, als Sportler mit den Leuten nicht Freude und Motivation teilen kann; wie kann ich denn sonst am besten nützlich sein und für die Bevölkerung mit meinem sportlichen Ehrgeiz etwas machen? Ich bin gerne von Nutzen.»
Als er sieht, dass die Armee bereits an vorderster Front eingesetzt wird, ist der Fall klar: «Ich will helfen, denn ich bin fit, sportlich und habe Ausdauer. Ich kann beispielsweise Ärzte und Pflegende, die Kinder haben, in Dingen unterstützen, die sie wegen ihres Dauereinsatzes in den Spitälern nicht mehr machen können.»
Podladtchikov erwartet Kameradschaft und Ordnung
Bereits die Rückkehr in die Schweiz kostet den Schweizer aber viel Energie. «Es war überall eine gewisse Nervosität vorhanden, das Stresslevel war hoch, links und rechts suchten die Leute nach Antworten, wussten nicht, was kommt», schildert er. «Zu Hause musste ich zuerst wieder auftanken, ich war psychisch und physisch etwas angeschlagen. Ich schaute darauf, dass ich mich gut ernähre, genügend bewege und beschäftige, um wach und präsent zu bleiben.»
Für den aussergewöhnlichen Einsatz gibt es im Vorfeld allerdings klare Vorstellungen. «Ich erwarte viele andere Leute, die dasselbe im Sinn haben wie ich, die helfen wollen. Neben der guten Kameradschaft erwarte ich Ordnung, ich bin sehr von Ordnung getrieben. In einem Notstand, nahe an der Panik, sind Disziplin und Ordnung etwas Beruhigendes», führt Podladtchikov aus. Ansonsten ist er aber zu allem bereit: «Wir haben im Moment überall zu wenig Hände. Mir ist jede Arbeit recht, die mir aufgetragen wird.»