Die WM in Ägypten geht am Freitag mit den Halbfinals zwischen Frankreich und Schweden sowie Dänemark und Spanien in die entscheidende Phase. Im Vorfeld gab es viel Skepsis, die Corona-Blase hält aber.
Macht es in der aktuellen Situation Sinn, einen Grossanlass wie eine Handball-WM mit 32 Mannschaften durchzuführen, diese Frage stellten sich im Vorfeld des Turniers viele, umso mehr, als eine infektiösere Coronavirus-Variante entstanden war. Vom deutschen Team sagten gleich vier Teamstützen die WM wegen Corona-Bedenken ab. Mit dem dreifachen dänischen Welthandballer Mikkel Hansen zog einer der Topstars der Szene einen Verzicht in Erwägung, er entschied sich aber für eine Teilnahme.
Zunächst sah es tatsächlich danach aus, als würde die WM im Chaos versinken. Am Tag vor dem Eröffnungsspiel mussten Tschechien und die USA nach Corona-Ausbrüchen in den beiden Teams Forfait erklären – einer der Nachrücker war die Schweiz, die das Turnier nach tollen Leistungen auf Platz 16 beendete. Kap Verde konnte bloss eine Partie bestreiten, mehrere positive Fälle gab es auch bei Brasilien.
Positiv überrascht: «Wir fühlten uns zu jeder Zeit sicher»
Der Norweger Sander Sagosen, der aktuell als bester Handballer der Welt gilt, kritisierte die Organisatoren vor dem Auftaktspiel der Skandinavier heftig: «Ich weiss nicht, ob man das überhaupt eine Blase nennen kann. Alles bis jetzt war ein grosser Witz.» Die Teams würden zusammen essen und im Hotel gingen die Menschen ohne Mundschutz ein und aus.
Mittlerweile befindet sich das Turnier in der Endphase. Die Blase hat trotz der Skepsis vieler funktioniert. «Ich war sehr positiv überrascht vom Schutzkonzept», sagte Ingo Meckes, der Leistungssportchef des Schweizerischen Handball-Verbandes. «Wir fühlten uns zu jeder Zeit sicher. Als es beim Essen mal voll wurde, erhielten wir sofort einen eigenen Raum. Alles war top organisiert.»
«Letztlich kriegten wir aber immer alles»
Die Skepsis dürfte auch darauf zurückzuführen gewesen sein, dass Ägypten der Organisator ist. Jedenfalls wurde das Bubble-Konzept der Frauen-EM im vergangenen Dezember in Dänemark nicht infrage gestellt. «Zwar mussten wir manchmal etwas länger verhandeln, letztendlich kriegten wir aber immer alles», so Meckes. «Es fehlte uns an nichts. Wir waren quasi in einem goldenen Käfig.»
Das Hotel, in dem die Schweizer und andere Nationen logierten, war komplett von der Aussenwelt abgeriegelt. Jeder Transfer mit dem Bus wurde von der Polizei begleitet, bei der Rückkehr ins Hotel gab es am Eingang rigorose Kontrollen, auch Spürhunde kamen zum Einsatz. Als die Schweizer einmal für eine Stunde raus durften, um auf einer Aussichtsplattform Fotos von den berühmten grossen Pyramiden von Gizeh zu machen, war diese zuvor geräumt worden.
Hochstehende Halbfinals
In der Halle gibt es eine sogenannte rote Zone, in der sich nur Leute, beispielsweise Journalisten, aufhalten dürfen, die in der Blase leben. In dieser befinden sich auch die Hotelangestellten. Zudem wurden die Mannschaften aufgrund der vielen Corona-Fälle im Vorfeld der WM täglich getestet.
All diese zahlte sich aus, und nun geht es um die Medaillen. Es sind hochstehende Affichen in den Halbfinals. Den Auftakt machen Rekord-Weltmeister Frankreich und Rekord-Europameister Schweden. Die Franzosen holten an den letzten sechs WM viermal den Titel, vor zwei Jahren gewannen sie Bronze. An der letztjährigen EM hingegen schieden sie bereits in der Vorrunde aus. In Ägypten haben sie trotz des Fehlens von Starspieler Nikola Karabatic (Kreuzbandriss) sämtliche Partien gewonnen. Im Viertelfinal gegen Ungarn setzten sie sich allerdings erst in der Verlängerung (35:32) durch, nachdem sie 2:8 zurückgelegen hatten.
Den zweiten Halbfinal bestreiten Titelverteidiger und Olympiasieger Dänemark sowie Europameister Spanien. Wie Frankreich waren auch die Dänen an der EM vor einem Jahr bereits in der Vorrunde gescheitert. Im Viertelfinal gegen die Gastgeber siegten sie gar erst im Penaltyschiessen. Spannende Spiele dürfte es auch am Freitag geben.
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