Mo Farah ist vierfacher Olympiasieger und mehrfacher Welt- und Europameister. Und der von der Queen geadelte Langstreckenläufer peilt im kommenden Jahr ein weiteres Mal Olympia-Gold an – doch zuerst geht er jetzt ins «Dschungelcamp».
Die britische Version von «Ich bin ein Star, holt mich hier raus», die am Sonntag beim Sender «ITV» startet, findet in diesem Jahr nicht wirklich im Dschungel von Australien statt. Aufgrund der aktuellen Corona-Lage wird stattdessen ein Schlosskönig gesucht, in der Ruine von Schloss Gwrych in Nordwales. Vor der Teilnahme mussten sich alle Teilnehmer in eine zweiwöchige Quarantäne begeben. Weitere drei Wochen könnte Farah im Camp verbringen, wo eine Ekelaufgabe nach der anderen auf die Teilnehmer wartet.
Beim britischen Leichtathletikverband UKA sehen das nicht alle gerne, da durch die Teilnahme seine Vorbereitung auf Tokio 2021 gestört wird. Farah selbst hatte angekündigt, dass er in Japan im kommenden Jahr zum dritten Mal Gold über 10’000 m holen will. Wie passt das zusammen?
Die UKA-Vorsitzende Joanna Coates meint gegenüber dem «Guardian»: «Das ist eine Entscheidung auf Messers Schneide.» Sie fürchtet sich davor, dass die Leistung darunter leiden könnte. Und sie gibt zu bedenken, dass Mo Farah jederzeit für Dopingproben zur Verfügung stehen müsse. Es gibt aber auch positive Aspekte, so meint Coates etwa: «Für mich als Vermarkterin ist es absolut perfekt, wenn unsere Athleten in Mainstream-Fernsehsendungen zu sehen sind.»
«Papa, ich kann mir nicht anschauen, wie du das machst»
Aber auch die Kinder des vierfachen Familienvaters blicken dem ganzen TV-Spass nicht mit Freude entgegen, wie Farah verrät. Sie hätten gesagt: «Papa, ich kann mir nicht anschauen, wie du das machst.» Warum nimmt er trotzdem teil? «Ich weiss, dass viele Leute überrascht sein werden, weil sie das nicht von mir erwartet hätten. Mit mir verbinden sie Laufen und Siegen, aber sonst nichts. Aber ich möchte mich selbst herausfordern und sehen, wozu ich in der Lage bin», so der 37-Jährige, der sich nicht dafür fürchtet, dass er beispielsweise lebende Spinnen und Ähnliches vertilgen muss: «Ich weiss, dass es bei den Ess-Prüfungen ekliges Zeug gibt, aber da muss man einfach seine Nase zuhalten und weitermachen.»
Aber geht es Farah wirklich nur um die Herausforderung oder spielt am Ende des Tages vielleicht das liebe Geld die viel grössere Rolle? Es wird gemunkelt, dass er alleine als Antrittsgage rund 340’000 Euro kassieren soll. Fit halten will sich Farah im Schlosscamp allerdings schon, auch wenn er das dort nicht auf professionellem Niveau wird tun können. «Ich liebe es zu trainieren. Und wenn ich nicht trainiere, dann drehe ich ein bisschen durch.» Letzteres ist wohl genau das, was die TV-Zuschauer am liebsten sehen würden.