Während Titelverteidiger Tadej Pogacar auf der Pavé-Etappe seine Rolle als Topfavorit dieser Tour de France unterstreicht, erleidet dessen Antipode Primoz Roglic bei einem Sturz Schiffbruch.
Die mit Spannung erwartete 5. Etappe dieser Frankreich-Rundfahrt war zwar nur eine Mini-Ausgabe von Paris-Roubaix, der Königin aller Klassiker. Dies genügte jedoch, um das Peloton kräftig durchzuschütteln. Die Befürchtung, nach den elf Kopfsteinpflaster-Passagen könnte im Gesamtklassement aufgrund von Stürzen und Defekten kein Stein auf dem anderen bleiben, bewahrheitete sich zwar nicht. Das zwischenzeitlich im Chaos total aufgesplittete Feld mit den meisten Favoriten auf den Gesamtsieg fand in der Schlussphase des über dreistündigen Ritts letztlich wieder zusammen.
Die Pavé-Etappe hat bei den trockenen Verhältnissen aber nicht nur im übertragenen Sinn viel Staub aufgewirbelt, sie brachte mit Primoz Roglic auch einen grossen Verlierer hervor. Der Slowene vom Team Jumbo-Visma fiel nach einem Sturz 30 km vor dem Ziel zurück und büsste am Ende über zwei Minuten auf die Konkurrenz ein.
Schulter ausgekugelt
Roglic wurde am Ausgang eines Kreisverkehrs von einer zur Absperrung gedachten Heuballe überrascht, die kurz zuvor offenbar von einem Begleitmotorrad touchiert worden war. Während der Thurgauer Stefan Küng und die nach ihm folgenden Fahrer allesamt ausweichen konnten, erwischte es Roglic voll. Dabei kugelte sich der dreifache Vuelta-Sieger die Schulter aus, die er nach eigenen Angaben selber wieder fixierte, nachdem er sich auf einen Stuhl eines Zuschauers gesetzt hatte.
Stürze sind in Roglics Laufbahn keine Seltenheit. Beim Skispringen hatte der frühere Juniorenweltmeister einst einen schweren Unfall erlitten. Auch in der Welt des Radsports ist er schon mehrfach auf dem Boden der Tatsachen gelandet. Letztes Jahr bedeuteten für den Tour-Zweiten von 2020 zwei Stürze bereits in der ersten Tour-Woche das Aus. Ob es für ihn am Donnerstag weitergeht, ist unklar.
Vingegaard dank Van Aerts Hilfe
Beinahe hätte für Roglics Team Jumbo-Visma, die vermeidlich stärkste Equipe dieser Tour, der Tag in einer grossen Katastrophe geendet. Nach einem Defekt war mit Jonas Vingegaard auch der zweite Teamcaptain früh in Schwierigkeiten geraten. Nur dank der Hilfe von Teamkollege Wout van Aert, der sich im gelben Leadertrikot voll in den Dienst des jungen Dänen stellte, schaffte der letztjährige Gesamtzweite am Ende den Anschluss wieder.
Van Aert seinerseits war der Auslöser eines chaotischen Tages gewesen, als er und sein Teamkollege Steven Kruijswijk bereits früh im Rennen nach einer Kollision zu Boden gehen mussten. Bei der Fahrt durch den Autokonvoi zurück ins Feld konnte der Belgier anschliessend nur ganz knapp ein Zusammenprall mit einem Teamfahrzeug verhindern. Letztlich nahm mit der Verteidigung der Führung im Gesamtklassement der Tag für ihn aber dennoch ein versöhnliches Ende.