Covid-19 Quarantäne, Absagen, Angst: Der Sport immer tiefer in Corona-Nöten

dpa/jar

28.2.2020

Die Spieler von Ludogorets Razgrad trafen am Mittwoch mit Schutzmaske in Mailand ein, wo sie tags darauf in der Europa League auf Inter trafen – vor leeren Zuschauerrängen.
Die Spieler von Ludogorets Razgrad trafen am Mittwoch mit Schutzmaske in Mailand ein, wo sie tags darauf in der Europa League auf Inter trafen – vor leeren Zuschauerrängen.
Bild: Keystone

Die Folgen der Coronavirus-Ausbreitung haben immer mehr Auswirkungen auf den Sport. In der Schweiz wird durchgegriffen, Radsportler sitzen am Persischen Golf in Quarantäne, bei Ski-Rennen gibt es für die Reporter einen «Sicherheitsabstand».

Das sich weiter ausbreitende Coronavirus bringt auch den Sport immer mehr in Not. In Abu Dhabi und Berlin sitzen Radprofis in Quarantäne, bei Weltcup-Skirennen in Norditalien wurde Körperkontakt praktisch untersagt und die Schweiz hat aus Sorge vor Covid-19 gleich alle grösseren Sportveranstaltungen inklusive Toppartien im Fussball und Eishockey verboten. Auch in Deutschland bestimmen die Vorsichtsmassnahmen vor dem Virus den Alltag. RB Leipzig stornierte alle Reisen seiner Spieler, Scouts und Mitarbeiter, nicht nur beim SC Freiburg wird auf Händeschütteln verzichtet.

In der Schweiz greifen die Behörden durch: Der Bundesrat hat am Freitag bis zum 15. März alle Sportevents mit mehr als 1’000 Zuschauern verboten. Alle Super-League- und Challenge-League-Spiele des Wochenendes werden auf einen unbestimmten Termin verlegt. Über die folgenden Spieltage soll in der kommenden Woche entschieden werden, teilt der Ligaverband mit. Im Eishockey stehen vom 7. März an die Playoffs an, die letzten beiden National-League-Qualifikationsrunden davor finden vor leeren Rängen statt, wie die Liga mitteilt. Im Mai findet in der Schweiz ausserdem die Weltmeisterschaft statt.



Auch der Fussball in Deutschland reagiert bereits auf die Lage, wenn auch (noch) nicht so folgenreich wie in der Schweiz. «Aktuell wurden alle Reisen storniert», berichtet Leipzigs Trainer Julian Nagelsmann. Beim SC Freiburg teilt Coach Christian Streich mit, «dass wir uns nicht die ganze Zeit die Hand geben». Eine zentrale Vorsichtsmassnahme gegen die Verbreitung des Virus ist, sich regelmässig und intensiv die Hände zu waschen und zu desinfizieren.

Bayern-Trainer Hansi Flick kündigt an, sich nochmal mit dem Teamarzt zu besprechen. «Es ist wichtig, dass wir alle Vorkehrungen treffen, dass wir wirklich auf der sicheren Seite sind», sagt er. Titelrivale Borussia Dortmund hat sich gegen mögliche Spielabsagen gewappnet: Der Verein habe eine Ausfallversicherung, sagt ein Sprecher.

Radfahrer in Quarantäne

Während der internationale Spitzenfussball von Infektionen bislang verschont blieb, kam der Radsport bereits in direkten Kontakt mit dem neuartigen Coronavirus. Die UAE Tour in den Vereinigten Arabischen Emiraten wurde vor der Etappe am Freitag gestoppt, weil zwei italienische Mitarbeiter eines Teams positiv getestet wurden.



Sämtliche Fahrer, unter ihnen der Schweizer Danilo Wyss und Superstar Chris Froome, und alle Teammitglieder sind nun unter Quarantäne in einem Hotel. «Um vier Uhr nachts wurde bei uns im Hotel hier in Abu Dhabi an die Tür geklopft und uns gesagt, dass das Rennen abgesagt wurde und wir sofort zum Medizincheck müssen», sagt der deutsche Sprinter Pascal Ackermann der Deutschen Presse-Agentur, obwohl die lokalen Behörden darum baten, dass sich die Fahrer nicht äussern. «Eigentlich wissen wir gerade gar nicht, was hier Sache ist», sagt er. «Erst einmal müssen wir schauen, ob wir hier aus Dubai wegkommen oder im schlimmsten Fall zwei Wochen im Hotel bleiben müssen.»

In Berlin wurde der dänische Radprofi Michael Mørkøv in einem Hotel isoliert, nachdem er von der UAE Tour angereist war. Er wollte eigentlich bei der Bahn-WM am Wochenende starten. «Wir prüfen derzeit die Situation mit dem Chefarzt, den örtlichen Gesundheitsbehörden und anderen betroffenen Parteien», teilt der Weltverband UCI mit.

«Sicherheitsabstand» für Ski-Reporter in La Thuile

So wenig Körperkontakt wie möglich, das ist generelle Maxime auch im Sport. Beim Ski-Weltcup in La Thuile im norditalienischen Aostatal müssen Journalisten bei Interviews mit Athletinnen mindestens eineinhalb Meter Abstand halten, Handshakes sind untersagt.



Der Sportmediziner Wilhelm Bloch rät Athleten, direkt nach den Wettkämpfen weder Interviews zu geben noch Autogramme zu schreiben. Nach hohen Belastungen würde die Barriere für Erreger in den oberen Atemwegen etwas «löchriger», weil sie dann mehr atmen, sagte der Professor von der Deutschen Sporthochschule in Köln der dpa.

Formel-1-Rennen in Shanghai abgesagt, Mailand – Sanremo auf der Kippe

In der Formel 1 ist der China-Grand-Prix am 19. April in Shanghai bereits abgesagt, Zweifel gibt es um Austragung der Rennen in Bahrain am 22. März und in Vietnam am 5. April. Der Saisonauftakt in Melbourne am 15. März gilt noch als sicher. Australiens Gesundheitsminister Greg Hunt warnte vor Panikmache und vor zu grossen Einschnitten im Alltag. «Gehen Sie ins chinesische Restaurant, gehen Sie zum Football oder Grand Prix oder zum Netzball», sagte er.

Ein grosses Fragezeichen steht auch hinter der Durchführung des Radrennens Mailand – Sanremo, dem ersten grossen Rad-Klassiker der Saison, am 21. März. In Italien finden zudem mehrere Serie-A-Partien am Wochenende hinter verschlossenen Türen statt, so zum Beispiel auch das Spitzenspiel zwischen Leader Juventus Turin und Inter Mailand.

Ein leeres San Siro am Donnerstag beim Europa-League-Spiel zwischen Inter und Ludogorets.
Ein leeres San Siro am Donnerstag beim Europa-League-Spiel zwischen Inter und Ludogorets.
Bild: Getty
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