Zwei der vier Schweizer Boote in den A-Finals am Samstag an den Weltmeisterschaften in Belgrad schaffen den Sprung aufs Podest. Stimmen der Medaillengewinner.
Roman Röösli ist mit bald 30 Jahren der älteste im Schweizer Team. Der Luzerner gewann im Zweier-ohne mit Andrin Gulich an seinen achten Weltmeisterschaften zum ersten Mal Gold – 2018 hatte er mit dem vom Rudersport zurückgetretenen Barnabé Delarze im Doppelzweier Silber geholt. «Davon habe ich lange geträumt», sagt Röösli im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. «Es war unser bestes Rennen in dieser Saison.»
Der Erfolg ist umso höher einzustufen, als Röösli und Gulich erst seit diesem Jahr ein Team bilden. «Im Zweier ist es so, dass es von Anfang an Klick machen muss, das war bei uns der Fall», so Röösli. «Wir haben die gleiche Vorstellung vom Ruderschlag, wie wir das Boot bewegen wollen. Das gab uns eine gute Grundlage, auf der wir aufbauen konnten.» Auch neben dem Wasser harmonieren die beiden. Röösli bringt viel Erfahrung ins Boot, der 24-jährige Gulich die nötige Lockerheit. «Das ergibt einen genialen Mix, wir haben einfach Spass zusammen», sagt Röösli.
Dass die beiden nun im Zweier-ohne ein Team bilden, ist vielen Tests geschuldet – das gehört zur Philosophie von Headcoach Ian Wright. «Es ist wichtig, für alles offen zu sein», gibt Röösli zu Protokoll. So ist es für ihn erst die zweite Saison als Riemen-Ruderer, wo jeder nur ein Ruder hält. «Ich habe schon noch ein paar Baustellen, an denen ich arbeiten kann», erklärt Röösli.
Dass es dennoch zum WM-Titel reichte, unterstreicht das immense Potenzial der beiden. Die Perspektiven für die Olympischen Spiele könnten also besser kaum sein, jedoch steigen nun auch die Erwartungen. «Das ist eine mentale Herausforderung», ist sich Röösli bewusst. Er hoffe jedoch auf einen positiven Effekt.
Ahumada/Schäuble lecken Blut
Der Leichtgewichts-Doppelzweier mit Raphaël Ahumada und Jan Schäuble befand sich lange ebenfalls auf Gold-Kurs, am Ende musste er sich aber den irischen «Überfliegern» Paul O'Donovan/Fintan McCarthy geschlagen geben. Obwohl das Schweizer Duo mit der Einstellung zu gewinnen ins Rennen ging, überwog die Zufriedenheit. «Ich habe das Gefühl, wir machten alles richtig», sagt Schäuble. «Sie (die Iren) hatten noch ein Quäntchen mehr Power, wir haben aber definitiv Blut geleckt. Das gibt uns zusätzliche Motivation für den kommenden Winter.»
Ahumada ergänzte: «Der Start war nicht so gut, doch wir reagierten gut darauf. Wir sind noch jung, ich bin ziemlich optimistisch für die Zukunft. Die Rennerfahrung macht viel aus.» Ahumada ist erst 22 Jahre alt, Schäuble wird Ende Jahr 24. Was die Physis betrifft, haben die zwei noch einige Luft nach oben, vor allem Schäuble.
Zudem sind die beiden intern enorm gefordert, denn mit Andri Struzina hegt kein Geringerer als der Weltmeister im Leichtgewichts-Einer Ambitionen auf einen Platz in diesem Boot. «Es ist gut, dass wir zu dritt sind und uns gegenseitig pushen können», sagt Schäuble. Zuerst einmal wird er nun aber in Bali erstmals seit langem Ferien geniessen.