Die Golfkarriere von Rory McIlroy, die fulminant begann, ist ins Stocken geraten. Am US Open in Los Angeles musste er sich mit einem bitteren 2. Platz begnügen.
Rory McIlroy war schon Multimillionär, bevor er im September 2007 mit 18 Jahren zu den Profis wechselte. Investoren und Sponsoren balgten sich darum, mit dem Wunderkind aus dem Örtchen Holywood bei Belfast millionenschwere Verträge abzuschliessen. Vor ihm hatte nur Tiger Woods – elf Jahre vorher – einen derart lukrativen Einstieg in die berufliche Karriere erlebt.
Rory McIlroy wurde verständlicherweise von vielen Kollegen beneidet. Es war ein Neid auf das finanzielle Manna, das sich der Bub bis dorthin eigentlich nicht verdient hatte. Beneidet wurde McIlroy auch gut sieben Jahre später, diesmal für den sportlichen Ruhm. Er brauchte tatsächlich nur sieben Jahre, um alle sportlichen Erwartungen mehr als nur zu erfüllen. Im August 2014 gewann er zum vierten Mal ein Turnier auf Grand-Slam-Stufe. Er war erst 25 Jahre alt, und die Experten rechneten hoch, dass er auf eine zweistellige Zahl von grossen Siegen kommen und mit der Zeit eventuell sogar Tiger Woods einholen könnte.
In jener ersten erfolgreichen Zeit hätte McIlroy sogar noch mehr grosse Triumphe auf höchstem Level holen können. Dreimal wurde er Dritter. Am US Masters 2011 lag er nach drei Tagen deutlich in Führung, bevor er mit einer desaströsen Runde von 80 Schlägen alles verspielte.
Item, im August 2014 konnte niemand vorhersehen, dass McIlroy fast neun Jahre lang – bis heute – kein grosses Turnier mehr gewinnen würde. Ein Sieg am US Masters in Augusta, dem prestigeträchtigsten Turnier, fehlt im Palmarès des nunmehr 34-Jährigen immer noch.
McIlroy war sehr gut, aber nicht gut genug
Am Wochenende spielte Rory McIlroy am US Open in Los Angeles ausgezeichnet. Er tat alles dafür, um die lange Durststrecke zu beenden. Aber Wyndham Clark, ein Aussenseiter, stand ihm im Weg. Anders als im Tennis kann ein Golfprofi auf seine Widersacher keinen direkten Einfluss nehmen. In diesem Fall war auch keine indirekte (psychologische) Beeinflussung möglich, denn McIlroy und Clark absolvierten die Schlussrunde nicht in der gleichen Gruppe. Viele Kollegen hätten McIlroy den Sieg gegönnt. Der einstige Neid hat mit den Jahren Mitleid Platz gemacht. McIlroy ist heute einer von mehreren Weltklassegolfern, aber nicht mehr.
In der Golfwelt zählt Rory McIlroys Meinung sehr viel. Er ist ein Opinion-Leader und eine charismatische Erscheinung. Yves Mittaz, Turnierdirektor des Omega European Masters in Crans-Montana, ist überzeugt, dass weltweit einzig Tiger Woods vor McIlroy steht, wenn es darum geht, für ein Turnier möglichst attraktive Spieler zu verpflichten.
Der Star im Wallis
Obwohl er fast ausschliesslich in den USA spielt, war Rory McIlroy schon dreimal in der Schweiz zu sehen. Yves Mittaz hätte ihn gerne in die historische Liste der Sieger im Wallis aufgenommen. 2008 und 2019 brachte es McIlroy in ein Stechen um den Sieg. Beide Male stand ihm ein Nobody in der Sonne. Zuerst der Franzose Jean-François Lucquin, beim zweiten Mal der Schwede Sebastian Söderberg.