Die Schweizer Zweierbob-Fahrer ärgern die übermächtigen Deutschen an der WM in Altenberg, am Ende resultieren aber die undankbaren Plätze 4 (Simon Friedli) und 5 (Michael Vogt).
Wenn auf einer deutschen Bahn Titelkämpfe stattfinden, dann geht es in der Regel für die Gegner in erster Linie darum, einen Dreifachsieg zu verhindern. Letztes Jahr gelang dies im Zweier dem Letten Oskars Kibermanis, diesmal lieferten die Schweizer dem dritten Deutschen, Junioren-Weltmeister Hans-Peter Hannighofer, drei Läufe lang einen Hundertstelkrimi um die Bronzemedaille – mit dem schlechten Ende für die Schweizer. Der überlegene Sieg von Francesco Friedrich vor Johannes Lochner stand sowieso ausser Zweifel.
Vor dem letzten Lauf hatten Michael Vogt und Hannighofer ex-aequo den 3. Platz belegt, Friedli lauerte 14 Hundertstel dahinter. Nerven zeigten aber die beiden Schweizer, vor allem Vogt, der mit der zehntbesten Laufzeit noch knapp hinter seinen Landsmann zurückfiel. Am Ende fehlten Friedli und seinem Anschieber Andreas Haas 36 Hundertstel zu Bronze.
Grosses Zukunftspotenzial
Die Bob-Schweiz wartet also weiter auf die erste WM-Medaille seit 2016, als in Innsbruck Beat Hefti im Zweier und Rico Peter im Vierer (mit Friedli als Anschieber) jeweils Bronze geholt hatten. Dennoch ist die Leistung von Friedli und Vogt hoch einzustufen. Der 29-jährige Solothurner Friedli und der fünf Jahre jüngere Luzerner Haas sind auf diesem Niveau noch Neulinge. Der eine bestritt heuer seine erste komplette Weltcup-Saison als Pilot, zeigte aber bereits im letzten Winter mit dem 2. Platz bei der EM seine Nervenstärke bei grossen Rennen. Der ehemalige Sprinter Haas begann sogar erst letzten Frühling mit dem Bobsport – unter anderem, weil wegen Corona zunächst alle Leichtathletik-Meetings ausfielen. An der Junioren-WM vor zwei Wochen gewann er auf den Schlitten von Vogt Gold im Vierer.
Auch Vogt und sein Anschieber Sandro Michel sind mit 23 respektive 24 Jahren für Bobverhältnisse noch sehr jung. Die Perspektiven für Olympia in einem Jahr in Peking sind jedenfalls viel versprechend. Zur Bestätigung der Olympia-Limite brauchen Friedli und Vogt im nächsten Winter nur noch einen Top-8-Platz im Weltcup. Am meisten Verbesserungspotenzial haben sie am Start, wo die Schweizer (noch) nicht zu den Top 5 gehören und beim Material, bei dem die Deutschen einen deutlichen Vorteil haben.
Vogt bedauerte sehr, dass die WM wegen der Pandemie von Lake Placid ein zweites Mal in Folge im Erzgebirge stattfand – am Ende waren die Schweizer einer Medaille aber näher, als es die meisten erwartet hätten. Die Mitfavoriten aus Lettland oder Kanada hatten sie jedenfalls absolut im Griff.
Das reichte, um die Besten des «Rests» zu sein. Unantastbar war wie erwartet speziell Francesco Friedrich. Mit erst 30 Jahren ist der «Friedrich der Grosse» genannte Sachse mit nun zehn WM-Titeln alleiniger Rekordhalter vor dem legendären Italiener Eugenio Monti. Friedrich gewann mit unglaublichen 2,05 Sekunden Vorsprung.
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