Der höchste Schweizer Dopingjäger Ernst König zeigt sich nach der brisanten ARD-Dokumentation beunruhigt. Im Gespräch mit «blue Sport» spricht er über die neusten Fakten und blickt auch auf die Folgen für die Olympischen Spiele.
Seit Frühling 2018 ist Ernst König Direktor von Antidoping Schweiz. Nun droht eine neue Ära anzubrechen. Am Samstag lief auf ARD die Sendung «Geheimsache Doping - Schuldig. Wie Sportler ungewollt zu Dopern werden können». Der 43-jährige Berner hat sich die Doku natürlich angeschaut. «Auch für mich waren es neue Erkenntnisse», erläutert König.
Das Experiment lieferte den Nachweis, wie saubere Sportler durch flüchtigen Hautkontakt zu Opfern von Doping-Anschlägen werden könnten. Derzeit gäbe es aber noch keine Details, so König. Sobald die wissenschaftliche Publikation publiziert sei, werde man dies genau analysieren und rasch handeln.
Grundsätzlich seien Manipulation und Sabotage in ihrem Geschäft altbekannt, aber die Kontamination durch schlichte Berührung sei für sie «ein neues Thema». «In der gesamten Doping-Welt hat das niemand in Betrachtung gezogen», ist er sich sicher.
Der Zeitpunkt der Veröffentlichung kurz vor dem Start der olympischen Spiele sei sicher «kein Zufall» gewesen. Königs Rat an alle Athleten: «Es ist wichtig, dass sie die Sachen beeinflussen, die sie selbst kontrollieren können – sprich vorsichtig sein mit Getränken oder Lebensmittel, speziell Fleisch.» Die anderen Dinge mit Sabotage oder Manipulation seien schlicht kriminell, was noch viel schlimmer sei als «normaler Doping-Gebrauch». Natürlich gebe es nie hundertprozentigen Schutz, sich von allfälligen Eventualitäten ablenken zu lassen sei aber sicher kontraproduktiv, hält König in Richtung verunsicherte Sportler fest.
König gibt sich optimistisch, dass sich in den nächsten Wochen keine Skandale im Zusammenhang mit den neusten Ergebnissen ergeben: «Vielleicht hilft die Corona-Situation aktuell sogar. So sind die Athleten besser abgeschirmt als normalerweise bei Olympischen Spielen», sagt König.