Gute Ausgangslage Schweizer Fechter vor letztem Schritt zu Olympia

ck, sda

19.3.2021 - 05:04

Mehr als ein Jahr nach dem letzten Wettkampf gilt es für die Fechter wieder ernst. Beim Weltcup in Kasan geht es um nichts weniger als die Olympia-Qualifikation. Die Ausgangslage ist vielversprechend.

Keystone-SDA, ck, sda

«Zum Glück habe ich eine Packliste», sagt Max Heinzer am Telefon mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA und lacht. Seit 2005 fechtet der Schwyzer international, als er sich am Montagabend auf den nächsten Weltcup vorbereitet, ist das dennoch speziell. Seit mehr als einem Jahr fand kein Wettkampf mehr statt. Nun geht es aber «gleich wieder um die Wurst», betont Heinzers Teamkollege Benjamin Steffen.

Im russischen Kasan geht es in erster Linie um die Qualifikation für die um ein Jahr verschobenen Olympischen Spiele in Tokio. Von Freitag bis Sonntag stehen die Einzel-, am Montag und Dienstag die Team-Wettkämpfe im Programm. «Das Einzel ist eigentlich nur der Prolog, um den letzten Biss für das Team zu holen», erklärt Heinzer. Das Problem für wohl fast alle Fechter weltweit: Keiner weiss, wo er im Vergleich mit der internationalen Konkurrenz steht.

Halbfinals garantieren Olympia-Ticket

Was die Schweizer aber wissen: Dass «sehr viel schiefgehen müsste», um die Olympia-Qualifikation zu verpassen. Die erste Chance, den Sack zuzumachen, verspielten die Schweizer kurz vor dem Beginn der Corona-Pandemie vor einem guten Jahr in Vancouver, als sie erstmals in dieser Qualifikationsphase die Viertelfinals verpassten und Neunte wurden.

Aktuell belegen sie in der Weltrangliste den 3. Platz, mindestens der 5. Rang müsste es nach dem Weltcup in Kasan sein. Dafür reichen die Halbfinals mit Sicherheit, die Viertelfinals mit allergrösster Wahrscheinlichkeit auch. «Ich bin froh, dass die Ausgangslage so gut ist», sagt Steffen, der Olympia-Vierte von Rio 2016 im Einzel. «Das nimmt die Nervosität schon etwas.»

Dennoch stehen die vier Schweizer Team-Mitglieder, neben Heinzer und Steffen reisten Lucas Malcotti und Michele Niggeler nach Russland, auch intern durchaus unter Druck. Drei schaffen über das Team auch die Einzel-Qualifikation für Olympia, einer wird mit der Ersatzrolle vorlieb nehmen müssen.

Heinzer klagt zwar über etwas Rückenschmerzen, grundsätzlich haben aber alle gut trainiert. «13 Monate lang», wie der Schwyzer betont. Bei verschiedenen Zusammenzügen und Trainingslagern wurde auch der Kontakt mit den Teamkollegen gepflegt. Die Aktivitäten der Gegner habe man vor allem via Social Media verfolgt, erzählt der 39-jährige Teamsenior Steffen.

Nichts dem Zufall überlassen

Die Schweizer wollen nichts dem Zufall überlassen. Sie flogen am Dienstag mit einem Charterflug direkt in die russische Republik Tatarstan. Mit im Gepäck: viel tiefgekühltes Essen aus dem OYM in Cham, in dem Heinzer einen grossen Teil seiner Trainings absolviert. «Wir waren schon mal an einer WM in Kasan (2014), da machten wir nicht so gute Erfahrungen mit dem Essen.» Neben der langen Wettkampfpause ist noch etwas ungewohnt. «Wegen des Coronavirus dürfen wir nicht mehr schreien auf der Piste.» Für den 33-jährigen Innerschweizer, der für seine emotionalen Auftritte bekannt ist, durchaus eine Umstellung.

Froh ist er, dass alle Spitzennationen dabei sind, das mache es für die Gegner, die noch hinter ihnen liegen, schwieriger, mit einem Exploit vorbeizuziehen. Umgekehrt betont er, dass es im Kampf um das Olympia-Ticket immer mal wieder «komische Resultate» gegeben habe, indem bereits qualifizierte oder schon ausgeschiedene Teams plötzlich und überraschend verloren. Zudem ist Gastgeber Russland eines der Teams, die noch an der Schweiz vorbeiziehen wollen. Da trifft es sich gut, dass Heinzer, Steffen und Co. ihr Schicksal in den eigenen Händen haben. Und die Erinnerungen an Kasan sind nicht nur schlecht: 2014 gewannen die Schweizer hier WM-Bronze mit dem Team.