Sexismus-Eklat Fragwürdige Karikatur erschüttert Tour-de-France-Traumpaar

tbz

9.9.2020

Rad-Profi Julian Alaphilippe (l.) und TV-Kommentatorin Marion Rousse sind ein Paar. 
Rad-Profi Julian Alaphilippe (l.) und TV-Kommentatorin Marion Rousse sind ein Paar. 
Bild: Getty

Die französische Zeitung «L’Humanité» sorgt mit einer fragwürdigen Karikatur über die Beziehung zwischen der Journalistin Marion Rousse und dem Rad-Profi Julian Alaphilippe für einen Sexismus-Eklat. Nun wurden zwei Personen entlassen.

Rad-Rennfahrer Julian Alaphilippe und TV-Journalistin Marion Rousse gelten in Frankreich als Traumpaar. Während der Tour de France bilden die beiden die perfekte Kombination für Rad-Fans. Während Rousse die Zuschauer als Co-Kommentatorin am TV durch die Rennen leitet, kämpft ihr Freund und französischer Hoffnungsträger Alaphilippe auf der Strasse um den Gesamtsieg.

Beide spielen dabei ihre eigenen Hauptrollen. Während Alaphilippe der erste einheimische Tour-Sieger seit Bernard Hinault im Jahr 1985 werden könnte, ist Rousse die erste Frau überhaupt, die in der 107-jährigen Geschichte des Radrennens am TV kommentiert. Umso ärgerlicher deshalb, was sich die französische Zeitung «L’Humanité» leistete, die das Paar mit einer Karikatur aufs Korn nehmen wollte.

Das Blatt druckte ein Bild, das Alaphilippe im Bett unter der Decke liegend zeigt. Daneben sitzt Rousse mit dem Mikrofon, nur mit Strapsen bekleidet, und fragt ihren Freund: «Julian, könnten Sie auf die Fragen von France TV antworten?»

«Bin total ernüchtert. Die Humanité zieht ihren Namen immer mehr in den Dreck. Nur ohne den geringsten Respekt vor Frauen, vor der Frau selbst, kann man sechs Jahre Sport-Berichterstattung am TV auf ein solches Niveau reduzieren», kommentierte Rousse die Karikatur auf Twitter.

Karikatur hat Entlassungen zur Folge

Wie der Zeitung der sexistische Inhalt der Karikatur entgehen konnte, fragt sich auch Co-Chef der «L’Humanité», Sébastien Crépel. Gegenüber der französischen Nachrichtenagentur AFP entschuldigt er sich: «Wir teilen voll und ganz die Empörung über diese Zeichnung. Wir haben die Publikation schnell rückgängig gemacht. Sie widerspricht den Werten der Humanité, welche die Würde des Menschen und den feministischen Kampf im Vordergrund haben. Wir möchten uns bei Marion Rousse für den mangelnden Respekt entschuldigen.»

Der verantwortliche Karikaturist und ein Kolumnist der Zeitung wurden aufgrund des Fauxpas entlassen. «Mein Ziel war es absolut nicht, zu verletzen. Ich habe mir nichts Böses dabei gedacht, es ist nur eine Karikatur. Ich wollte bloss die Durchlässigkeit zwischen den Medien und dem Sport heraus erarbeiten», so der Zeichner.

Shitstorm nach Trennung von Ex-Mann

Es ist nicht das erste Mal, dass Rousse und Alaphilippe mit Sexismus konfrontiert werden. 2014 heiratete die TV-Moderatorin den französischen Rad-Profi Tony Gallopin. Vor eineinhalb Jahren folgte dann die Trennung, und Alaphilippe erschien an der Seite der 29-Jährigen.

Nach Bekanntgabe musste Rousse im Netz einen enormen Shitstorm überstehen. «Dass ich seine Freundin bin, macht meinen Job einfacher, aber gleichzeitig auch etwas kompliziert. Ich versuche einfach, so professionell wie möglich zu sein. Ich werde immer für den Frauensport einstehen», sagte Rousse, die ihre eigene Radkarriere im Alter von 24 Jahren beendete.

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