In der besten Basketball-Liga der Welt fordert Aussenseiter Miami Heat in den Finals die favorisierten Los Angeles Lakers um LeBron James. Ganz so einfach ist die Gemengelage allerdings nicht – insbesondere für den Lakers-Superstar.
Für LeBron James ist die Finalserie um die Meisterschaft in der NBA gegen die Miami Heat speziell. Der Basketball-Superstar will zehn Jahre nach dem bisher letzten Titel für die Los Angeles Lakers unbedingt den Pokal wieder in die Stadt holen und so das Andenken an seinen im Januar verunglückten Freund Kobe Bryant ehren. «Für mich persönlich ist der Job noch nicht erledigt», sagt er nach dem Einzug ins Finale.
Angetrieben wird der 35-jährige Ausnahmespieler aber noch von viel mehr. Von der Kritik an ihm, der Bedeutung eines Titels mit den Lakers, dem ewigen Vergleich mit Basketball-Legende Michael Jordan – und womöglich auch immer noch von der Erinnerung an seinen Abschied aus Miami.
Alles was bleibt: Der Respekt
Die in der Nacht zum Donnerstag (3.00 Uhr, DAZN live) beginnende Finalserie gegen den Aussenseiter ist für James persönlich die neunte in den vergangenen zehn Jahren. Insgesamt kommt er nun auf zehn NBA-Finals, nur drei Spieler ausser ihm haben das geschafft. «Frank Sinatra würde sagen: I did it my way», hält er fest. «Am Ende des Tages und am Ende meiner Karriere hoffe ich, dass ich genug Leute inspiriert habe, das Spiel auf die richtige Art und Weise zu spielen und, dass ich den Respekt habe meiner Gegenspieler, der anderen Teams und der Organisationen, für die ich gespielt habe. Denn das ist alles, was dir am Ende bleibt: Der Respekt.»
James sagt das nicht nur einfach so. Und deswegen ist die Sache mit Miami auch so komplex. Vier Jahre lang hatte er das Trikot der Heat an, im Trio mit den beiden anderen Superstars Dwayne Wade und Chris Bosh holte er 2012 und 2013 den Titel. Nach den Plänen von Heat-Boss Pat Riley sollten sie eine Ära prägen wie einst die Chicago Bulls um Michael Jordan, Scottie Pippen und Dennis Rodman in den 90ern.
Das unschöne Ende
Doch 2014 verabschiedete sich James in die Heimat, wechselte zurück zu den Cleveland Cavaliers und machte diesen Plan zunichte – für die NBA-Legende Riley ein Affront. Stinksauer sei er gewesen, berichtete der Mann, der als Spieler, Trainer und Funktionär der Heat in jedem der vergangenen sechs Jahrzehnte an mindestens einem NBA-Finale beteiligt war, Jahre danach.
Mittlerweile hat der inzwischen 75-Jährige James' Schritt zwar als nachvollziehbar anerkannt, aber die Beziehung der beiden Alphatiere ist noch immer gestört. Ein Gespräch soll es seither nie gegeben haben. Als James 2016 mit seinen Cavaliers den Titel holte und Riley ihm schrieb, antwortete James nach Rileys Angaben nicht.
Kritik ist für James stets Sprit für den inneren Antrieb, die Kommentare zu seinem Wechsel nach Los Angeles sind da keine Ausnahme. Es gehe ihm um seine Karriere nach der Karriere in der Medienmetropole, hiess es da, und nicht um sportlichen Erfolg bei einem eher heruntergekommenen Team. «Ich habe all das gehört, dass Basketball nicht der Grund gewesen sein soll, warum ich nach Los Angeles gekommen bin. Aber es hat mich auf meiner Reise nie gestoppt», sagt er nun.
Auch bedingt durch eine Verletzung von James verpassten die Lakers die Playoffs in der vergangenen Saison – wie übrigens auch die Heat. Im zweiten Jahr aber war das Team nicht nur in der Hauptrunde die beste Mannschaft der Western Conference, sondern holte in der Serie gegen die Denver Nuggets auch die Eintrittskarte für die Titel-Serie.
Die wundersame Auferstehung von Miami
So unerwartet diese Entwicklung der Lakers gekommen sein mag, noch überraschender ist die Final-Teilnahme der Heat. Deren Star ist Jimmy Butler – nach lange weit verbreiteter Meinung ein Profi, der als Bester einer Mannschaft zu schwach ist für den ganz grossen Wurf. Doch Butler, bei früheren Teams als Querkopf in Ungnade gefallen, passt perfekt nach Miami und die Mannschaft um ihn herum funktioniert hervorragend. «Die können werfen, die sind tough und sie sind sehr gut trainiert. Es ist keine Überraschung, dass sie so erfolgreich sind», meint Lakers-Trainer Frank Vogel.
Die Lakers dagegen sind viel mehr fokussiert auf ihre beiden Star-Spieler James und Anthony Davis, der zum ersten Mal in einem NBA-Finale steht. «Er führt das Team an. Er hat die Kontrolle über die Gruppe», so Davis über die klare Rollenverteilung. Was er noch immer kann, zeigte James zuletzt im Schlussviertel gegen die Nuggets. An seiner Motivation in den Duellen gegen die Heat werden die Lakers jedenfalls nicht scheitern.