Was treiben die Sportstars im «Homeoffice»? Teleclub skypt mit zwei Schweizer Olympiahoffnungen. Auf der einen Seite Degenfechter Benjamin Steffen, auf der anderen Hürdensprinter Jason Joseph.
In diesem Gespräch treffen nicht nur unterschiedliche Sportarten, sondern auch zwei Generationen aufeinander. Als Welt- und Europameister Benjamin Steffen (38) mit dem Fechten begann, war Leichtathletik-Ass Jason Joseph (21) noch nicht einmal in Planung. Erst neun Jahre später erblickte der heutige U20-Europameister und Schweizer Rekordhalter über 110 Meter Hürden das Licht der Welt.
Dennoch gibt es einige Gemeinsamkeiten. So stammen beide Athleten aus der Region Basel. Und beide freuten sich auf ganz spezielle Olympische Spiele in diesem Sommer. Für Joseph wären es die ersten gewesen, für Steffen die letzten. Weil die Spiele in Tokio nun bekanntlich erst 2021 ausgetragen werden, müssen sich die Beiden gedulden.
Olympia-Verschiebung verlängert Steffens Karriere
Steffens Plan war es eigentlich, seine Karriere in diesem Sommer mit einer Olympiamedaille zu krönen – und dann zu beenden. Nun geht der Fechter in die Verlängerung. «Als mir klar wurde, welche Dimension die Corona-Krise annimmt, dachte ich: ‹Scheisse, jetzt muss ich wohl noch länger machen.›»
Eine Extrarunde, die Steffen kaum angetreten hätte, hätte er sich den Traum von olympischem Edelmetall bereits vor vier Jahren erfüllt. Damals in Rio war der Basler ganz nahe dran, ehe am Ende der undankbare vierte Platz resultierte. «Rio war sowohl schlimm als auch wunderschön. Nun hoffe ich, Tokio wird nur noch wunderschön.»
Jason Joseph gehörte 2016 nicht zu den zahlreichen Zuschauern, die bei Steffens dramatischen Gefechten vor dem TV-Gerät mitfieberten. «Ich habe die Spiele damals allgemein nicht gross verfolgt», gibt der Hürdensprinter zu. Mitbekommen habe er Steffens Geschichte aber sehr wohl: «Ich schaue mir ja zum Beispiel auch kein Tennis an und weiss trotzdem Bescheid über die Erfolge von Roger Federer».
Joseph: «Im Moment hüpfe ich zu Hause herum»
Ein Spruch, der irgendwie zu Joseph passt. Denn ähnlich cool, wie der Baselbieter jeweils über die Hürden sprintet, gibt er sich auch im Gespräch. Die Tatsache, dass er sich seinen grossen Traum einer Olympiateilnahme in diesem Sommer noch nicht erfüllen kann, kommentiert er wie folgt: «Jetzt verschiebt sich halt alles um ein Jährchen. Mit meinen 21 Jahren habe ich ja noch genügend Zeit – was soll’s?!»
«Jason macht das genau richtig», sagt Steffen über die Lockerheit des Leichtathleten. Der Fechter arbeitet hauptberuflich als Lehrer an einem Basler Gymnasium, wo er unter anderem auch junge Leistungssportler/innen betreut. Diesen sage er immer wieder: «Ihr habt noch lange Zeit, macht euch keinen Stress».
Ein Jahr länger Zeit, um sich auf die Olympischen Spiele in Tokio vorzubereiten, haben nun also auch Steffen und Joseph. Wie diese Vorbereitung aussehen wird, weiss noch keiner der beiden so richtig. So sagt etwa Joseph: «Im Moment hüpfe ich zu Hause herum. Das fühlt sich ziemlich unkoordiniert an. Aber gut, wenn es hilft.»