Wie viele Sportarten muss sich auch die Leichtathletik aufgrund der Coronavirus-Pandemie neu erfinden.
Peter Bohnenblust, der Geschäftsführer von Swiss Athletics, möchte im Juni und Juli erste Meetings für die Elite organisieren. Diskussionen mit verschiedenen Vereinen, die schon Veranstaltungen durchgeführt haben, sind am Laufen. Bohnenblust denkt an Austragungen in kleineren Stadien wie in Langenthal, Basel, Zofingen, Bern, Genf oder La Chaux-de-Fonds.
In einem ersten Schritt möchte der Berner Meetings mit rund 20 Athletinnen und Athleten aus nationalen Kadern durchführen. Die Gesamtzahl an Personen – zusätzlich wären Trainer, technisches Personal und Journalisten dabei – soll 50 bis 100 betragen. Während Rennen von 100 bis 400 m wohl problemlos durchgeführt werden könnten, sind die Konzepte für Wettkämpfe ab 400 m, in denen nicht auf einer Bahn gelaufen wird, noch nicht klar. Eine Möglichkeit wäre, gegen die Uhr zu laufen.
Bohnenblust hofft, dass schon im August Meetings mit einer grösseren Teilnehmerzahl möglich sind. Diesbezüglich muss der 27. Mai abgewartet werden. Dannzumal gibt der Bundesrat bekannt, ob und wann Veranstaltungen mit weniger als 1000 Personen wieder möglich sind. Events mit mehr als 1000 Leuten sind bis mindestens Ende August verboten. «Alle unsere Konzepte sind bereit, falls grünes Licht für die Wiederaufnahme von Wettkämpfen gegeben wird», so Bohnenblust. Den Höhepunkt sollen die Schweizer Meisterschaften bilden, die auf Ende September an einen noch zu bestimmenden Ort verschoben wurden.
Bohnenblust macht sich Sorgen
Zur finanziellen Unsicherheit sagte Bohnenblust gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA: «Es ist gleichermassen kompliziert und interessant. Wir gehen ins Unbekannte. 2020 sollten wir durchhalten, aber 2021 wird es schwieriger.» Immerhin läuft keiner der Sponsorenverträge von Swiss Athletics Ende des Jahres aus. Bohnenblust kann sich aber durchaus vorstellen, «dass der eine oder andere unserer grossen Sponsoren Schwierigkeiten bekommen könnte. Unser Verband sieht sich einer schwierigen Situation gegenüber. Es ist die erste existenzielle Krise seit der EM 2014 in Zürich, die eine positive Dynamik zur Folge hatte.»
Zur Konsolidierung der Finanzen wurden verschiedene Massnahmen ergriffen – die Mitarbeiter von Swiss Athletics sind seit dem 1. April in Kurzarbeit. «Wir schätzen, dass wir 2020 ein Viertel unseres Einkommens verlieren werden», sagte Bohnenblust. Zudem werde die Saison 2021 mit Europameisterschaften in drei Altersklassen teuer. Hat er Angst um die Zukunft der Schweizer Leichtathletik und ihrer goldenen Generation? «Nein. Aber ich mache mir Sorgen.» Angesichts der aktuellen Situation ohne internationale Wettkämpfe würden den Athleten Perspektiven und Einnahmequellen fehlen. Für einige dürfte sich die Frage stellen, «ob es sich lohnt weiterzumachen».