Am Samstag beginnt in Vaduz die zweite Auflage der wiederbelebten Tour de Suisse der Frauen. Das Fehlen der Schweizer Aushängeschilder ist ein Rückschlag im Kampf um mehr Aufmerksamkeit.
Mit Marlen Reusser und Elise Chabbey hätte die Schweiz gleich zwei Asse gehabt mit Chancen auf den Gesamtsieg an der vier Etappen umfassenden Rundfahrt. Doch die besten beiden Schweizerinnen fehlen, wenn am Wochenende in Liechtenstein und anschliessend im Graubünden der Fokus auf die Radrennfahrerinnen gerichtet wird.
Reusser musste am Dienstag nach einem positiven Coronatest krankheitsbedingt Forfait erklären, Chabbey darf nicht starten. Die 29-jährige Genferin wird von ihrem Team Canyon/SRAM Racing für den Giro d'Italia (30. Juni bis 10. Juli) und die Tour de France (24. bis 31. Juli) geschont.
Das Fehlen der beiden Zugpferde freut Olivier Senn, den Direktor der Tour de Suisse, nicht. «Es ist natürlich ein Rückschlag. Aber so ist es halt im Sport. Wenn man krank ist, ist man krank», so Senn, der Reusser den Sieg durchaus zugetraut hätte.
Auf der Suche nach Akzeptanz
Die Tour der Suisse der Frauen befindet sich im Aufbau. Vor einem Jahr fand die Rundfahrt im Rahmenprogramm des Männerrennens statt, während zweier Tage. Dieses Jahr schicken Senn und sein Team am Montag und Dienstag die Frauen erstmals «alleine» auf die Strecke. Im kommenden Jahr wird die Rundfahrt als zweites Schweizer Rennen nebst der Tour de Romandie in die World Tour, die höchste Kategorie, aufgenommen.
Auch vor diesem Hintergrund «ist es schade, wenn die Schweizerinnen fehlen, die in der Gesamtwertung vorne hätten mitfahren können», so Senn. Der Aargauer ist auf Publizität und die Akzeptanz der Zuschauer angewiesen. Das Rennen kann nur stattfinden, weil die Organisatoren eine Anschubfinanzierung unter anderem vom Bund erhalten. Erst ab dem vierten Jahr muss das Rennen selbsttragend sein.
Senn ist gespannt, wie die Fans das Rennen annehmen werden: «Wir haben Anzeichen, dass es leider doch noch nicht eine riesige Anziehungskraft hat. Aber es liegt auch an uns, mit der Veranstaltung zu zeigen, was die Frauen leisten können.»
Jolanda Neff im Fokus
In Abwesenheit von Reusser und Chabbey richtet sich der Fokus aus Schweizer Sicht auf die erfolgreichen Mountainbikerinnen um Olympiasiegerin Jolanda Neff. Die Ostschweizerin, die für das Schweizer Nationalteam an den Start geht, hat schon mehrmals bewiesen, dass sie auch auf der Strasse auftrumpfen kann.
Nationaltrainer Edi Telser ist zuversichtlich, dass Neff sowie die Olympia-Zweite Sina Frei und die Olympia-Dritte Linda Indergand das Rennen gestalten können. «Wir werden trotz des Ausfalls von Marlen versuchen, ein aktives Rennen zu fahren – insbesondere bei der ersten Etappe in Vaduz. Sowohl die Strecke als auch die kurze Renndauer kommen den Bikerinnen entgegen.»
Nach dem Rundkurs in Vaduz steht am Sonntag auf derselben Strecke wie gleichentags bei den Männer ein Einzelzeitfahren im Programm. Anschliessend geht es am Montag von Liechtenstein nach Chur und zum Abschluss nach Lenzerheide. Insgesamt haben die Frauen an den vier Tagen 296 km zu bewältigen.