«Kampf meines Lebens» Fury über Seferi: «Ein zäher Bursche, der mich k.o. schlagen kann»

SDA

8.6.2018 - 07:14

Tyson Fury (links) lässt sich zu seinem Comeback-Start nach fast 1000 Tagen Ring-Abstinenz vom Burgdorfer Sefer Seferi (rechts) fordern
Tyson Fury (links) lässt sich zu seinem Comeback-Start nach fast 1000 Tagen Ring-Abstinenz vom Burgdorfer Sefer Seferi (rechts) fordern
Source: KEYSTONE/EPA DPA/ROLF VENNENBERND

Der krasse Aussenseiter Sefer Seferi (39) aus Burgdorf will im «Kampf seines Lebens» in der Nacht auf Sonntag die Schwergewichts-Box-Welt schocken.

In der Manchester-Arena trifft Sefer Seferi vor 20'000 Zuschauern auf Tyson Fury. Der englische Ex-Schwergewichts-Weltmeister beginnt mit diesem Kampf sein Comeback nach 924 Tagen Ringabstinenz.

Fury ist in 25 Profikämpfen ungeschlagen und 2,06 m gross. Und wenn der englische Gigant wieder die Form vom WM-Punktsieg über Wladimir Klitschko vom November 2015 erreicht, wäre er selbst für seinen Landsmann und Titel-Nachfolger, den aktuellen IBF- und WBO-Schwergewichts-Weltmeister sowie WBA-Super-Champion Anthony Joshua, eine hohe Hürde.

Gegen den seinerzeitigen Langzeit-Schwergewichts-Weltmeister Wladimir Klitschko hatte Fury die Absichten des Ukrainers zwölf Runden lang problemlos «gelesen» und diesen teilweise gar einhändig vorgeführt.

Coup oder «schlimmster Tag»?

Wie will da Sefer Seferi als «schmächtiger» Cruisergewichtler ohne Erfahrung auf diesem Level und deutlich geringerer Reichweite einem solch abgezockten Fury beikommen? Auch Seferi betrachtet Fury als «Ausnahmetalent im Schwergewicht». Dennoch sei er nach Manchester gekommen, um Fury zu schlagen. «Es wird natürlich sehr schwierig, ihn zu treffen. Doch das ist der Kampf meines Lebens», betont Seferi.

Im öffentlichen Training in Manchester monierten Beobachter bei Seferi «langsame Hände» und prophezeiten ihm eine rasche Niederlage. Tyson Fury redete derweil für einmal selbst gar seinen Gegner stark: «Das ist ein zäher Bursche und Puncher. Ja, er ist auch dazu fähig, mich k.o. zu schlagen.»

Ein langjähriger Beobachter von Sefer Seferis Box-Laufbahn urteilt: «Ein Mann wie Sefer glaubt immer an seine Chance.» Und wenn sich der haushohe Favorit nachlässig gebe, könnte die Überraschung auch gelingen. «Es könnte aber auch der schlimmste Tag im Leben von Sefer Seferi werden.»

Zwar hat Sefer Seferi nichts zu verlieren. Doch dies galt vor zwei Jahren in London auch für den bis dahin ungeschlagenen Schwergewichts-Profiboxer Arnold Gjergjaj aus Pratteln, als er gegen den «grossen» David Haye kämpfte. Am Ende verlor er den (Nicht-)Kampf fast ohne Gegenwehr in weniger als zwei Runden.

Gjergjaj war damals ohne Aggressivität, befand sich nie im Kampfmodus und wich schon von den Meid-Bewegungen von Haye zurück. Ein Wirkungstreffer von Haye nach 20 Sekunden durch die Doppeldeckung hindurch an Gjergjajs Kinn bedeutete bereits die Vorentscheidung.

Fury brach schon Gjergjaj den Arm

Vielleicht brach Gjergjaj damals mental ein, weil ihm mit dem ersten Gong die riesige Aufmerksamkeit von aussen bewusst wurde. Welche Erkenntnisse Sefer Seferi aus Gjergjajs verpasster Chance gewann, wollte der Albaner gegenüber der Nachrichtenagentur sda nicht verraten. Seferis Gegner Fury hatte übrigens einige Jahre vorher gegen Gjergjaj ebenfalls im Ring gestanden. Im Sparring brach Fury dem Schweizer seinerzeit den Arm.

Gjergjaj fehlte für den Fight gegen Haye unter anderem auch wegen Verletzungsunterbrüchen der Wettkampf-Rhythmus. Auch Sefer Seferi boxte seit Herbst 2016 nur noch zweimal und jeweils kurzrundig, beide Male gegen über 40-jährige Aufbaugegner. Seferis letzter Gegner, der 42-jährige Laszlo Hubert, wurde bei seinen 24 Niederlagen 23 Mal (!) vorzeitig besiegt. Und der vorherige Gegner von Seferi, der Brasilianer Marcelo Ferreira dos Santos (44), erreichte bei seinen elf Niederlagen gleich neun Mal den Schlussgong nicht.

Bruder Nuri hatte schon Ex-Schwergewichts-Weltmeister am Boden

Ruhmreicher als Sefer Seferi ist bislang dessen Bruder Nuri (41), der am Freitag in Gabun einen Kampf im Programm hat. Nuri Seferi bestritt einer seiner spektakulärsten Kämpfe gegen den früheren WBO-Schwergewichts-Weltmeister Herbie Hide aus England.

Dabei hatte er diesen 2009 in Ankara schon in der ersten Runde am Boden - und verlor am Ende den Fight um die internationale WBC-Meisterschaft im Cruisergewicht (bis 90,718 kg) nach beherztem Kampf dennoch einstimmig nach Punkten.

Nuri Seferi konnte damals seine Sternstunde nicht nutzen. Eigentlich hat sein jüngerer Bruder Sefer Seferi in der Nacht auf Sonntag keine Chance. Gelingt ihm aber die Überraschung, wäre er mit einem Schlag mittendrin im ganz grossen Box-Geschäft. «Das wäre der Jackpot für mich», ist Sefer Seferi überzeugt.

Fury sieht bei allem (erforderlichen) Respekt zu Sefer Seferi über diesen hinweg. In Richtung der aktuellen Schwergewichts-Champions Joshua und den Amerikaner Deontay Wilder (WBC) lästert er: «Diese Penner würde ich am gleichen Abend einhändig erledigen.»

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