1 Hundertstelsekunde hinter Überflieger Francesco Friedrich holt Michael Vogt in St. Moritz WM-Bronze im Zweierbob – und ärgert sich nicht im Geringsten. Vielmehr sind Erleichterung und Freude gross.
Die angestrebte Medaille brachten Vogt und sein Anschieber Sandro Michel am Sonntag mit zweimal der zweitbesten Laufzeit sicher ins Trockene. Nach einer brillanten Fahrt und der Bestzeit im ersten Durchgang am Samstag und ein paar kleineren Fehlern im zweiten Lauf gingen sie als Dritte mit einem Vorsprung von neun Hundertstel auf den viertplatzierten Engländer Brad Hall in den zweiten Tag.
Druck standgehalten
«Das ist mega cool, einfach unbeschreiblich», freute sich der 25-jährige Schwyzer. Es war eine Medaille mit Ansage, denn im Weltcup hatten die beiden Schweizer in vier von fünf Rennen einen Podestplatz erreicht. Dass die einstige Bob-Grossmacht seit sieben Jahren auf eine WM-Medaille wartete, davon liess sich Vogt nicht unter Druck setzen.
«Wir versuchten, dieses Rennen wie jedes andere anzugehen», verriet der gelernte Polymechaniker aus Wangen. Über die Geschichte machte er sich erst recht keine Gedanken. «Es ist unsere erste Medaille bei einem Grossanlass, das zählt», sagte er lachend. Deshalb trauerte er der fehlenden Hundertstelsekunde auf Silber nicht gross nach: «Wir haben definitiv Bronze gewonnen und nicht Silber verloren.»
Damit zahlte sich aus, dass die Schweizer auf den vorletzten Weltcup in Altenberg verzichtet und stattdessen eine Trainingswoche im Engadin eingelegt hatten. Die Bahn wurde wohl nicht ganz unabsichtlich etwas schwieriger angelegt als in anderen Jahren und forderte das eine oder andere Sturzopfer. Vogt hatte sie aber gut im Griff. «Ich hatte immer eine schnelle Linie, das Material passte, ich denke, die Trainingswoche war auf jeden Fall eine gute Sache.»
Auch im Vierer mit Ambitionen
Die Medaille ist die logische Folge der Entwicklung von Vogt. Bereits vor einem Jahr in China war er beim Dreifach-Triumph der Deutschen als Olympia-Vierter nahe an einem Exploit. Seine Aussichten sind durchaus viel versprechend, er ist unter den Toppiloten noch immer der mit Abstand Jüngste und Unerfahrenste.
Und er hat ja am kommenden Wochenende mit dem grossen Schlitten noch eine zweite Medaillenchance. «Im Moment tut mir alles weh», sagte Vogt lachend. Auf eine grosse Feier will er sowieso verzichten. Sein Hunger nach WM-Edelmetall ist noch nicht gestillt.