Heute Donnerstag geht die Handball-Meisterschaft mit dem Start der Finalrunde weiter. Der Traditionsverein Pfadi Winterthur kämpft nicht nur um Punkte, sondern ums Überleben.
Vor gut zwei Wochen gaben die Winterthurer bekannt, dass sie bis Ende März 400'000 auftreiben müssen, ansonsten ist beim neunfachen Schweizer Meister Lichterlöschen. «Es war für die Mannschaft ein Schock. Sie befindet sich noch im Prozess der Verarbeitung», sagte Trainer Adrian Brüngger.
Zur Rettung wurde die Organisation «Pfadi4ever» gegründet. Die ersten Signale sind positiv, die Solidaritätswelle, die dem Verein entgegengebracht wird, ist riesig. Per Crowdfunding erhielt Pfadi bis am Dienstagnachmittag bereits 146'000 Franken zugesagt, diverse andere Aktionen sind am laufen. Das sei schön zu sehen, so Brüngger. «Ich bin ziemlich zuversichtlich.»
Fakt ist aber, dass die Probleme auch dann noch nicht behoben sind, wenn die Summe zusammengetragen werden kann. Die Schuldenlast beträgt 1,77 Millionen Franken. «Das wird ein langfristig angelegtes Projekt», erklärte Brüngger. «Es ist zwar nicht schön, wir sind jedoch nicht der einzige Sportverein mit einem ausstehenden Darlehen.» Sie würden daran arbeiten, mehr als die nötigen 400'000 Franken zu generieren. So oder so können die hohen Ambitionen nur mit höheren Erträgen aufrecht erhalten werden.
Der am 31. Januar 43 Jahre alt werdende Brüngger steht bei den Winterthurern seit 2008 an der Seitenlinie. «Zwar ist im Moment nicht viel Platz für anderes, ich weigere mich aber, in den Selbstmitleid-Modus zu verfallen. Ich gehe voran, das ist meine Persönlichkeit.»
Drei Leistungsträger fehlen
Auch sportlich ist Brüngger gefordert, gilt es für ihn einiges zu bewältigen. Anfang Dezember verlor er Aufbauer Roman Sidorowicz, der in die Bundesliga zu Melsungen wechselte. Für Rückraum-Linkshänder Pascal Vernier ist die Saison nach einem erlittenen Kreuzbandriss zu Ende. Und Stefan Freivogel (Schulter) sowie Michal Svajlen (Fuss), zwei wichtige Spieler in der Verteidigung, fehlen wohl noch mindestens bis März. Brüngger selbst ist gespannt, ob es gelingt, das auf Dauer zu kompensieren. Pfadi steigt als Zweiter mit einem Punkt Rückstand auf die Kadetten Schaffhausen in die Finalrunde.
Immerhin profitieren die Winterthurer massiv von der neuen Arena. Im Vergleich zu vorher sei es «wie Tag und Nacht», sagte Brüngger. Die Spieler können nun professionell trainieren, pro Woche stehen acht Trainingseinheiten im Programm. «Das ist ein extremer Fortschritt.» Angesichts der Probleme sind für Brüngger aber die Kadetten «mit Abstand der Topfavorit». Dahinter sei es dagegen ausgeglichen wie noch nie.
Die Schaffhauser haben auf diese Saison hin einen Umbruch vollzogen, wollen nach einer enttäuschenden Saison unbedingt zurück auf den Thron. Die Vorzeichen stehen gut, auch weil Titelverteidiger Wacker Thun, Dritter nach der Qualifikation, mit den Abgängen von Lukas von Deschwanden und Lenny Rubin einiges an Substanz verloren hat. St. Otmar St. Gallen (5.) ist zwar mit der Verpflichtung des Dänen Bo Spellerberg als Spielertrainer ein Schritt vorwärts gelungen, zum Titel dürfte es den Ostschweizern aber nicht reichen. Auch der BSV Bern Muri (4.) scheint dafür nicht reif genug.